Grundsätze vereinfachen Entscheide. Ob man etwas als grundsätzlich richtig beurteilt oder nicht, hängt von der eigenen Einstellung und den Prägungen ab, die das Leben mit seinen Erlebnissen und Erfahrungen bei uns hinterlassen hat. Wir entscheiden deshalb viel öfter intuitiv, als wir uns dies selbst eingestehen. Nicht bei allen Menschen ist aber das Bild, das sie von sich selbst ihrer Umgebung präsentieren, mit ihren Grundsätzen deckungsgleich. Nehmen wir beispielsweise einen Betrüger. Er wird als integer und vertrauenswürdig auftreten, während er die ganze Zeit über auf eine Gelegenheit wartet, sein Gegenüber auszunehmen, wie eine Weihnachtsgans. Nun braucht man aber kein Betrüger zu sein, um gegen die eigenen Grundsätze zu entscheiden. Jede Entscheidung ist ein Abwägen von Grundsätzen gegeneinander. Bei schwierigen Entscheiden, stehen sich wichtige Grundsätze gegenüber. Ein bekannter Test verdeutlicht auch das: Ein Zug fährt auf eine Gruppe Gleisarbeiter zu, die davon nichts merken. Der Zug wird die Menschen töten. Sie stehen neben einer Weiche, könnten die Arbeiter retten, indem Sie den Hebel betätigen. Nur steht auf dem Nebengeleise ebenfalls ein Mensch, der statt der Arbeitergruppe dranglauben müsste. Wie man entscheidet, es stirbt jemand. Ist das Leben der Gruppe mehr wert als das Leben eines einzelnen? Was ändert, wenn auf dem Nebengeleise eine junge Mutter mit Kind steht oder die Erbtante? Er sitzt etwas gezwungen lässig auf seinem Bürostuhl, das weisse Hemd am Kragen offen, in der Hand – und das ist der entscheidende Punkt – die Zigarette, keck zwischen den Fingern in die Luft gereckt (Bild in der AZ). Gerry Müller ist ein Linker; immer bestrebt, die Arbeitnehmer vor den ausbeuterischen Arbeitgebern zu schützen. Als Grüner ist er gegen die Atomkraft. Für ihn sind die Risiken dieser Technologie viel zu hoch, als dass man die Bevölkerung den möglichen Gefahren der Radioaktivität aussetzen dürfte. Das Bedürfnis von Gesellschaft und Wirtschaft nach Energieversorgung bleibt sekundär. Chantal Galladé ist uns bekannt für ihre rührenden Auftritte gegen ein liberales Waffenrecht. Jeder Tote ist einer zu viel. Dass die Armee ihren Soldaten die persönliche Waffe nach Hause abgibt, erachtet sie als unverantwortlich. Freiheit ist kein Argument für sie. Beide haben gemeinsam, dass sie rauchen und sie sind gegen die Initiative „Schutz vor Passivrauchen“. Rauchen tötet nachweislich jährlich tausende Menschen, aber ab und zu eine Zigarette zu rauchen, ist ein persönlicher Genuss. Weder die Atomenergie, noch die Armeewaffen verursachen auch nur annähernd so viele Tote wie das Rauchen, das wissen auch liberale Gegner der Initiative. Aber Herrn Nationalrat Müller ist sein eigenes, weisses Hemd näher als seine Grundsätze. Wir werden uns daran erinnern. Er auch?
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Kommentare anzeigen Hide commentsDanke, Herr Siegenthaler – Sie bringen das Thema auf dem Punkt.
Herr Rolf André Siegenthaler,
Ich meine, der Schutz vor Rauchern ist genug gross. Es kann ja heute niemand mehr ernsthaft behaupten, am Arbeitsplatz oder in einer Gaststätte, Öffentlichem Gebäude oder Verkehr, von Rauchern belästigt zu werden.
Kommt noch die Ganze Abzocke dazu, was der Staat da veranstaltet. Bei den illegalen Drogen sind das Kriminelle, welche Gigantische Beträge verlangen können, für das Gift.
Beim Rauchen, Alkohol ist der Staat der Dealer, mobbt diese armen Süchtigen Kranken RaucherInnen, Heroin und andere Suchtstoffe aber gibt man seit Jahren gratis an Süchtige ab.
Ein Herr A. H. Pollert hat die Frage gestellt, ein Stoff der nichts anderes kann als süchtig machen, nicht ohnehin verboten ist? Kaffee, Coca-Cola, Schockolade, Zucker, …Tee mit dem Teein, ..Kaugummi mit künstlichen Süssstoffen, oder diese Redbulle…
Nein, für was ist Botox gut? Ausser zum Faltenglätten oder Menschenvergiften? Weiteres Thema, Sonnenschutz, wurde erst darauf aufmerksam da in den USA in Teilstaaten diese verboten sind, der Giftigkeit wegen.
Hier in der Schweiz empfiehlt man den Sonnenschutz.
Oder, Kosmetika, Parfum, was da alles dabei herauskommt, wenn man in entsprechenden Kreisen nachliest, Wahrheitsgehalt? Weiss nicht. Parfum, mit Stoffen drin, aber hallo.
Verkleben wir nun alle Produkte welche Probleme bereiten können mit Warnhinweisen, und zwacken massig Steuern ab?
Verbieten wir obengenannte, verklagen Eltern weil sie Sonnenschutzmittel auf die Kinder aufgetragen haben? Analog Beschneiden, analog Ohrläppchen stechen?
Dieser Gruppe Gesundbeter weiter recht geben, meine ich ist eine sehr gefährliche Sache, da geht es schon lange nicht mehr um die Gesundheit….
Geschätzter Herr Nabulon, wie gesagt, ich pflichte Ihnen vollkommen bei; mal abgesehen davon, dass eine kürzlich veröffentlichte Studie bewiesen haben will, dass Koffein und Teein nicht abhängig machen.
Mittelfristig wird es wohl auch draussen ein Rauchverbot geben, denn der Rauch vom Balkon untendran oder der Parkbank gegenüber ist nicht nur lästig sondern auch gesundheitsgefährdend.
Das Rauchverbot würde dann auch für die müffelnden Kiffer gelten.
Ja, Herr Karl Müller,
Das wird ja an manchen Orten in den USA praktiziert. Ausgerechnet in dem Land….
Vor den Eingängen vieler Restaurants und Firmen immer wieder das gleiche Bild: qualmende Raucher, die nach draussen ausgewichen sind, weil es drinnen verboten ist. Dadurch werden die vorbeigehenden Passanten belästigt und gefährdet.
Noch schlimmer ist es in der Gartenwirschaft, denn dort bleibt man längere Zeit sitzen (oder verzichtet ganz auf den Besuch) und gleich am Nachbartisch wird geraucht.
Folgerungen:
Restaurants und Firmen müssen dazu verpflichtet werden Raucherräume einzurichten.
Auch in den Gartenwirtschaften gilt das Rauchverbot.
Für viele Menschen gibt es nichts schöneres als mit Gleichgesinnten zusammenzusitzen, ein paar Bierchen oder Gläser Wein zu trinken und sich gegenseitig einzunebeln.
Warum auch nicht!
Aber nur, wenn sie dadurch keine anderen Leute gefährden!
Auch nach der Annahme der Initiative wird es diese Möglichkeit noch geben, denn technisch ist es kein Problem ein Selbstbedienungs-Fümoir so zu bauen, dass es vom Personal nicht betreten werden muss. Kein Problem also. Und wenn das Personal gerne mitrauchen möchte, kann es die Arbeitspausen im Gästebereich verbringen.
Herr Karl Müller,
Wohin mit dem Rauch von den Fumoirs? Das ohne entgiftung und Abgasreinigung?
Wenn da konzetriertes Giftgas aus diesen Gaskammern herausströmt, da müssen Lösungen her.
Guten Tag Herr Siegenthaler,
darf man ihrem Text entnehmen, dass Sie entgegen der Abstimmungsparole Ihrer Partei die Initiative “Schutz vor Passivrauchen” annehmen?
Herr Stefan Pfister,
Blocher, Maurer, Mörgeli, Bortoluzzi, Gienzendanner, auch ein Fehr oder Schlüer, frühere Frey, Rita Fuhrer die Liste kann problemlos verlängert werden, alles Nichtraucher.
Trotzdem für eine gewisse Freiheit, meinen mit dem 2010 Gesetz sei genug erreicht worden.
Herr Nabulon,
ich habe Herrn Siegenthaler gefragt, ob er die Initiative befürwortet. Welche SVP-Mitglieder rauchen und welche nicht, hat mit dieser Frage überhaupt nichts zu tun und ist mir auch herzlich egal.
Herr Stefan Pfister,
Man kann auch Nichtraucher sein, und sich gegen diese Totalitären zur Wehr setzen.
Schaden nimmt danach niemand.
“Schaden nimmt danach niemand.”
Die schädliche Wirkung von Rauchen und Passivrauchen ist längst erwiesen, falls Sie das noch nicht mitbekommen haben.
Und es hat immer noch nichts mit meiner Frage an Herrn Siegenthaler zu tun.
Gute Frage Herr Pfister. Ob Sie wohl eine Antwort bekommen werden?
Ich bin dieses Mal nicht Ihrer Meinung (sonst meist schon). Dem Arbeitsnehmerschutz wäre vollkommen Genüge getan gewesen, mit einer Weisung, dass das RAV nichtrauchendes Servicepersonal nicht in eine Raucherbeiz zwingen, bzw. die Verweigerung der Stellenannahme mit Sanktionen quittieren darf.
Ich bin schon eine alte, pensionierte Frau, die nicht mehr in den Ausgang geht. Die Initiative könnte mir also gleichgültig sein. Was hier aber abläuft, erinnert mich stark an die Hexenverfolgung des Mittelalters. Ist das Nichtrauchertum unsere neue Religion? Motto: “Ich rauche nicht , also bin ich ein guter Mensch”. Ob sektenartiger Fanatismus gesund ist? Deshalb lehne ich die Initiative ab und bin – dieses Mal – nicht Ihrer Meinung.
Geschätzte Damen und Herren, natürlich kriegen Sie die gewünschte Antwort: Nein, ich befürworte das Rauchverbot nicht! Selbst rauche ich grundsätzlich nicht, wenn man mal von einer gelegentlichen Zigarre absieht, die ich genusseshalber paffe. Mir gehen aber die Wendehälse bei der SP und den Grünen auf den Geist, die bei jeder Gelegenheit nach dem Staat rufen, wenn es gegen den motorisierten Individualverkehr, die Atomkraft und die Abgabe von Armeewaffen geht. In diesen Fällen warnen sie vor den Gefahren und predigen, jeder Tote sei einer zuviel. Beim Rauchen aber, da spielt das alles keine Rolle mehr – weil sie es selber brauchen.
Herr Siegenthaler,
danke für die Antwort. Die Mehrheit von SP und Grünen befürwortet die Initiative und ist damit konsequent. Ein paar Abweichler als Vorwand zu nehmen, um ganze Parteien zu kritisieren, ist nicht die feine Art. Denn Abweichler gibt es in jeder Partei und bei jeder Vorlage.
Inkonsequent ist es allerdings, wenn die SVP zwar deutlich gegen die Cannabislegalisierung und gegen kontrollierte Drogenabgabe bei der Therapie ist, gleichzeitig aber es okay findet, wenn das Servicepersonal in gewissen Beizen täglich eingenebelt wird.
Zu Befehl – Herr Berufsoffizier Siegenthaler! Ihre langatmige Argumentierung für ein strengeres Rauchverbot entspricht eigentlich nicht den diktatorischen Befehlen in Offizierskreisen. Da sind Sie aber weit über Ihren Schatten gesprungen. Borniert und intolerant ist die Forderung aber trotzdem.
Die viel besungene Freiheit ALLER wird übrigens seit Jahren stetig weiter beschnitten. Vernünftige Verbesserungen für ALLE sind Mangelware, wären aber wünschenswert.
Geschätzter Herr Sommerhalder :-). Sie haben offenbar schlechte Erfahrungen mit Berufsoffizieren gemacht. So schlimm ist es aber nicht. Ich bin selbstverständlich gegen ein Rauchverbot, für die weitere Nutzung der Kernkraft, gegen linke Wendehälse und für die Heimabgabe der persönlichen Armeewaffe. Alles klar soweit, Herr Sommerhalder?
Hier noch ein Interessanter Artikel zum Thema!
Ein kleiner Ausschnitt:
Als wir (die Deutsche Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten, Red.) im Jahr 2000 mit entsprechenden Forschungen begannen, gingen wir auch noch davon aus, dass Passivrauchen schädlich ist. Daher haben uns die eigenen Forschungsergebnisse aus dem Gastronomiebereich – dem Bereich mit der grössten Passivrauchkonzentration – selber überrascht: Demnach treten Herzinfarkte, Lungenkrebs und chronische Lungenerkrankungen bei Kellnern sogar weniger häufig auf als bei der Allgemeinbevölkerung. Für unsere Studie haben wir die Krankheiten von sechs Millionen Gewerbetreibenden untersucht. Das hat vor uns so noch niemand getan.
http://www.tageswoche.ch/de/2012_37/schweiz/458025/passivrauchen-schadet-nicht.htm