Novartis baut in der Schweiz 1100 Stellen ab. Das ist tragisch, zumal der Gewinn des Unternehmens komfortabel zu sein scheint. Letztlich können wir Erkenntnisse daraus ziehen. Erstens sind Unternehmen der Privatwirtschaft bestrebt, ihre Kosten tief zu halten. Es ist verständlich, wenn die Bevölkerung heute zunehmend Mühe hat, diese Wahrheit zu akzeptieren. Unsere Gesellschaft ist es gewohnt, dass der Staat sämtliche Unbill vom Bürger fernhält. Tritt eine Krise ein, sollte der Staat antizyklisch investieren. Ist der Franken zu stark, muss die Nationalbank den Währungskurs ausgleichen. Sind die Zinsen tief, muss der Umwandlungssatz der Renten trotzdem hoch bleiben. Wird das Gesundheitswesen teuer, müssen die Medikamentenpreise gedrückt werden. Wenn die Preise in der EU aufgrund des tiefen Euro sinken, ruft der Bundesrat die Wirtschaft zur Senkung der Preise auf. Steigen die Krankenkassenprämien, müssen die Kantone diese verbilligen und wenn jemand ins Elend gerät, muss die Fürsorge helfen. Ist die Pensionskasse in Unterdeckung geraten (durch die Misswirtschaft der öffentlichen Hand), dann muss auch das durch Steuergelder aufgefangen werden. Wohin das führt, ist bekannt. Der Kanton Zürich will die Steuern um 7% anheben. Die Steuern sollen gemäss den linken Parteien für die Ansiedelung von Wohlhabenden und Betrieben keine Rolle spielen. Die Lebensqualität sei da viel entscheidender. Es stimmt, dass die Steuern nicht allein darüber entscheiden, wohin jemand zieht. Der Schreibende plauscht ab und zu mit seinem Nachbarn, einem schwedischen Informatikspezialisten mit verschiedenen eigenen Firmen in China und anderswo auf der Welt, der mit einer Italienerin verheiratet ist und sich mit den zwei Söhnen, Maserati, Aston Martin, Range Rover und Fiat 500 in der selbst gekauften und teuer restaurierten Villa am Zürichberg niedergelassen hat. Übrigens ist er ein sehr sympathischer Zeitgenosse, der jeweils im verschwitzten T-Shirt den Garten pflegt und völlig unprätentiös plaudert. Kürzlich meinte er, auf die Steuersituation angesprochen, bis jetzt habe es gestimmt, dass sich die guten Lebensumstände mit den Steuern die Waage gehalten hätten. Das Limit sei jedoch erreicht, denn die wirtschaftliche Realität betreffe auch seine Firmen. Sollten die Steuern steigen, würde er sich einen Umzug ernsthaft überlegen. Diese Gedanken des Privatmanns treffen auch auf Firmen zu. Realitäten sind Realitäten. Gerade Forscher sind international mobil. Es ist weitaus billiger, eine Forschungsabteilung zu zügeln, als einen Produktionsbetrieb. Hirne bewegen sich sogar selbst. Hier nützt das Lamento der Gewerkschaften wenig. Im Gegenteil; je mehr unser Staat reguliert, desto weniger kommen Unternehmen zu uns. Vielleicht müssen wir der Realität ins Auge sehen und unsere Ansprüche senken.
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Kommentare anzeigen Hide commentsDer teure Schweizerfranken und der Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften sind wohl heute die Hauptursachen, wenn Schweizer Firmen Arbeitsplätze auslagern und nicht so sehr die “bösen” Steuern. Voräufig ist die Schweiz immer noch ein Einwanderungsland, ein Masseneinwanderungsland wie Ihre SVP sagt. So schlimm ist es auch nicht, Produktions- und Forschungsteile ins Ausland zu verlagern, wenn dazu die entsprechenden Schweizer Arbeitskräfte fehlen; tragisch allerdings für diejenigen AusländerInnen, die man zuerst in die Schweiz holt und sie nun wieder los werden möchte.
Was ist schon real? Ich sehe unsere Zeit eher surreal. Wer seinen Besitzstand wahren will, spricht von “Gürtel enger schnallen” und meint meistens die anderen. Effizienz und zurücknehmen des sich teils in der Politik breit machenden Grössenwahns wäre viel gescheiter, als eine Gruppe gegen die andere auszuspielen.
Was mir am meisten zu denken gibt, ist der Verlust der “Volkes Stimme”. Wenn das Volk wählt und die Protagonisten in Bern andere Gewichtung gegen den Volkswillen schaffen, dann ist das Verlust der Demokratie.
Wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Umbruch und Umbruch erzeugt Spannungen. Das zeigt uns die Natur am besten bei Erdbeben. Ob ein Erdbeben wie 1939 auf uns zukommen wird, ist nicht zu hoffen, aber auch nicht auszuschliessen. Nordafrika könnte der Auslöser eines Flächenbrandes sein, welcher auch Europa entflammen kann. Die massive Geldvernichtung zu Lasten des Volkes ist ein erstes Zeichen dafür und Einwanderung geschieht nicht nur am Zürichberg, sondern massiv in den Niederungen der Kleinverdiener und der Sozialwerke. Die Politik zündelt seit langem und ab 2009 gewaltig. Sie löscht ein Feuer, indem ein anderes entzündet wird. Die EU hat es gestern in Brüssel wieder einmal vorgemacht.
Dass man eine Kuh nur melken kann, wenn man ihr vorher etwas zu fressen gibt, das scheinen Sie noch nicht begriffen zu haben. Wenn Sie das System der antizyklischen staatlichen Investitionen zu Ende denken, dann sollten Sie selbst darauf kommen, dass diese Investitionen durch Steuern in anderen Jahren wieder hereingeholt werden müssen. Wie Ihre Variante funktionieren soll, nämlich der Staat soll in schlechten Jahren investieren und in guten Steuern senken, und irgendwie auch noch Schulden abbauen (wann? wo? auf wessen Kosten?); dies würde ich eigentlich ganz gerne wissen.
Nur die Reichen können sich einen armen Staat leisten – dieses Wort von Willi Ritschard stimmt immer noch.
Ob man mehr Mitleid haben soll mit einem internationalen Industriellen, der seine Villa am Zürichberg aus Steueroptimierungsgründen vielleicht aufgibt, als mit all den gewöhnlichen Büezern, die sich wegen den absurden Immobilienpreisen ein Wohnen in der Region schon gar nicht mehr vorzustellen wagen, wäre für eine “Volkspartei” vielleicht auch einmal eine Überlegung wert.
Ansonsten ist es Ihnen meiner Meinung nach nicht gelungen, die vielen Dinge, die Sie in Ihrem Beitrag erwähnen, in einen logischen Zusammenhang zu stellen.
Hallo Herr Siegenthaler, es ist schwer verständlich, wenn ein global tätiges Unternehmen hohe Gewinne schreibt, aber trotzdem vorausschauend einen massiven Stellenabbau in Aussicht stellt. Aber was wir eben nicht genau wissen, sind die Gründe. Deren gibt es sicher einige. Es gibt externe, die wir über die Medien erahren und es gibt interne die wir bestenfalls erahnen.
Ein Unternehmen mit globaler Verantwortung (Personal, Finanzen, Produkte, Forschung, Investitionen) muss in kurzfristigen Perioden (3-5 Jahre) das operative Geschäft planen. Novartis gehört zu den weltbesten Playern in seinen Märkten. Wenn die strategischen Entscheide zu spät kommen, hat das verheerende Auswirkungen. Das Störfeuer der Gewerkschaften greift zu kurz. Die Pharma-Industrie ist bekannt für umfassende Information und hoher Kompetenz bei der sozialen Abfederung solcher Ereignisse.
Wir können es aber drehen und wenden wie wir wollen, Werkplatz Schweiz gleich hohe Kosten, Währungsverluste auf EUR und USD bei +20%, die Margen auf Medi global unter Druck.
Ich denke dass auch in der Chefetage einer Novartis zur Kenntnis genommen wird, wie in der Schweiz über diese „Bonzen und Abzocker“ hergezogen wird. Wie man sich wieder dem Kampf gegen den Kapitalismus zuwendet, naja, alles so schöne Sachen um diese Löcher in den Sozial Kassen zu stopfen.
Mit solchen Erkenntnissen wird es dem einen oder anderen Verantwortlichen etwas leichter fallen, Entscheidungen zu fällen.
Bei Milchkühen weiss ich, wenn man die schlecht behandelt und dauernd schlägt geben die keine Milch mehr. Ob das bei Bonzenfirmen ähnlich ist?