Der Neuen Luzerner Zeitung vom 18. August 2010 entnehme ich, dass die Post ab September in einen Testbetrieb in den Orten Kriens, Obernau, Horw, Kastanienbaum, Hergiswil, Sarnen, Kerns, Wilen und Stalden den Privatkunden die Post erst am Mittag, spätestens bis 13.00 Uhr zustellen will. Zwar handelt es sich lediglich um einen Testbetrieb, der drei Monate dauern soll. Aber mit Verlaub: Es wird wohl nur etwas getestet, was ernsthaft in Betracht gezogen wird.
Offensichtlich hat die Post aus der Diskussion einer verstärkten Internationalisierung, die schliesslich ihrem Verwaltungsratspräsidenten den Kopf kostete, nichts gelernt. Jetzt soll auch noch das nationale Standbein gekürzt werden.
Einmal mehr stelle ich ein völlig unprofessionelles Vorgehen und eine diletantische Kommunikation fest. Selber behauptet die Post, sie hätte in den Testregionen beheimatete Kunden sowie Behörden vorgängig informiert. Gemäss NLZ wussten die entsprechenden Gemeindepräsidenten allerdings nichts. Als Privatkunde wurde ich einen Tag später informiert.
Aus meiner Sicht stellen sich folgende Fragen:
1) Wie kommt die Post dazu, in einem politisch schwierigen Umfeld bei der Diskussion des Postgesetzes, mit diesem Testbetrieb nochmals Öl ins Feuer zu giessen? Will sie das Briefmonopol gar aus eigener InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ... abschaffen?
2) Gegen eine Optimierung der Prozesse ist bestimmt nichts einzuwenden. Kann aber von einer Optimierung gesprochen werden, wenn in erster Linie der Kunde einen schlechteren Service erfährt? An welchem Kundenverständnis orientiert sich die Post?
3) Weshalb sollen Menschen durch Maschinen ersetzt werden, wenn die Zustelldauer anschliessend verlängert wird?
4) Hat die Post Hinweise, dass die Privatkunden einer späteren Zustellung der Post positiv oder zumindest neutral gegenüber stehen?
5) Bestehen weitere Optimierungsprojekte, die von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt werden?
6) Ist die Postregulationsbehörde PostReg zukünftig bereit, bei solchen Abstrichen bei der Grundversorgung bereits in der Testphase zu intervenieren?
Mit solchen Tests und dem dargestellten Vorgehen hinterfrägt die Post letztlich ihre Dienstleistungen und das Briefmonopol selbst.
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Kommentare anzeigen Hide commentsMit Regulierungsbürokraten, die Optimierungsversuche genehmigen oder nicht genehmigen, kommen wir sicher weiter?
Naja, wenn hier etwas dilettantisch – und was der grausamen Worte mehr sind – ist, dann wohl der Grabersche Beitrag…
Gegen eine Optimierung, was die Post anbelangt, kann sicher niemand dagegen sein. Die Frage ist zu welchem Preis und für wen. Stellenabbau? Abbau des Service Public? Tja, was den Service Public anbelangt ist die Post ein trauriges Beispiel von weiteren, leider. Ev. kennt jemand ein gegenteiliges Beispiel doch wenn ein Unternehmen privatisiert wurde hat der Service abgenommen und die Preise sind gestiegen. Hat es damit zu tun, dass vor einigen Jahren die Firmen an die Börse rannten um möglichst viel Geld sehen zu können? Damit dass die Forderung aufkam der Service Public müsse rentabel sein (nichts gegen Rentabilität, doch in einigen Bereichen sollte doch eine Quersubventionierung möglich sein…)? Der liebe Markt sollte ja alles regeln…. was dabei heraus kam sieht man bei der Post, welche sich zu Kiosken entwickelten, den Titeln “Potenzielarme Räume”, aus dem ehemaligen Auskunftsdienst 111 ist 1811 geworden und andere Mitstreiter kämpfen um diesen Markt mit entsprechend niederen Gewinnen, jedoch nicht billigerem Angebot ohne mehr Stellen. Die SBB schreit nach immer mehr Geld und ihre Kunden sind immer unzufriedener, die Öffnung des Strommarktes lässt auch die Strompreise in die Höhe schnellen (ab nächstem Jahr teurer)…. Hat also die Privatisierung etwas gebracht, wenn dank Optimierung “Zitronen” ausgequetscht werden (am Service und Personal gespart wird)? Ich hoffe bloss, das Parlament und der Bundesrat besinnt sich, was Privatisierung anbelangt und schaut mal nach, was in der Verfassung so alles steht bezgl. Chancengleichheit z.B. So hoffe ich auch, dass die Poststellen nicht weiter abgebaut werden, das Postauto weiterhin auch in unrentable Gegenden fährt und dass es allen bewusst ist, dass jede Arbeitsstelle, welche geschaffen, resp. erhalten bleibt – halt auch auf Kosten, sofern tragbar – des Unternehmengewinns, Chefs, Aktionäre etc., welche erhalten bleibt, resp. geschaffen wird den Staat und die Versicherungen entlasten kann.