1. Wirtschaft

Schwäche macht glücklich

Jetzt hat Phi­lip Hil­de­brand mir einen di­cken Strich durch die Rech­nung ge­macht. An­statt mich wie angekündigt mit der Echt­heit des Gel­des zu be­fas­sen, gibt es jetzt natürlich nur ein The­ma, die Frankenstärke.  

 

Sein Kursziel von 1.20 Franken zum Euro beruhigt alle und ist deshalb eine klassische Beruhigungspille. Wie recht hat er doch, wenn er sagt: «Mit der heutigen Massnahme handelt die Nationalbank im Gesamtinteresse der Schweiz.»

• Die Wirtschaft ist beruhigt, weil sie wieder produzieren und von berechenbaren Wechselkursen ausgehen kann. Das ist positiv.

• Wir Konsumenten sind befreit. Denn mal ehrlich: Die Shoppinginvasion in Süddeutschland war einfach nur peinlich. Das ist ehrlich.

• Die Regierung ist heilfroh, weil nun niemand draufkommt, wie machtlos sie ist. Wenigstens weiss sie es selber – halbwegs ehrlich.

• Die Parteien sind glücklich, dass so kurz vor den Wahlen niemand merkt, dass sie die Finanzkrise komplett verschlafen und darüber hinaus noch Angst haben, den Wählern die Wahrheit zu sagen. Das ist eigentlich tragisch.

• Die Finanzwirtschaft ist dankbar, denn jetzt können sie unserer Zentralbank den hinterletzten Schrott verkaufen, zum Fixpreis. Das ist paradiesisch.

 

Hil​debrands zentrale Aussage, die einzige, auf die es in seiner gestrigen Ansprache ankommt, lautet: «[Die Nationalbank] ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.» Sie wird Aberhunderte von hingezauberten Milliarden verschenken – warum nicht gerade ein Jahresbruttoinlandspr​odukt von 500 Milliarden? – und dafür Papiere erhalten, die niemand will, also wertlos sind. 

 

Wie lange die Beruhigungspille wirkt, ist schwer abzuschätzen. Die Zuteilung hat die Nationalbank nicht bekannt gegeben. Leider ist von einer so hohen Dosierung auszugehen, dass entweder die Wirkung deliriös oder der Entzug brutal sein wird. Wenn es wirtschaftlich eng wird und die Verteilkämpfe härter werden, spielt es eine grosse Rolle, ob Sie ein Jahr lang gratis arbeiten müssen oder nicht. Natürlich werden wir nicht Sklavenarbeit leisten müssen, aber die Inflation wird uns einen Jahresverdienst wegfressen. Herr Hildebrand wird dann nicht mehr auf seinem Posten sein. Er wird uns bei seinem Rücktritt noch einmal beteuern, das Beste für die Schweiz gewollt zu haben. Obwohl ich mir fast sicher bin, dass er das Desaster schon heute kommen sieht. So blind darf man auf seinem Posten einfach nicht sein.

 Christoph Pfluger

 

PS zur Erinnerung: Die Profiteure des inflationierten Geldes sind immer seine Erstbezüger, in diesem Fall die Banken. Sie können sich zu den alten Preisen eindecken. Bis das viele Geld zu uns an die Basis durchsickert, sind die Preise längst davon galoppiert. 

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Comments to: Schwäche macht glücklich
  • Januar 7, 2012

    Ich denke Sie haben leider recht, aber ich hoffe, dass Sie nicht recht bekommen werden. Schädlich wäre für unser Land den Preis für einen Euro noch zu erhöhen. Somit wären wir bald mit Griechenland auf der gleichen Schuldenebene! Ob der Euro dereinst sich wieder erholen wird und auf das alte Niveau klettern wird, wage ich zu bezweifeln. Eher denke ich, dass es Austritte aus der Währungsunion geben wird. Natürlich auch nicht besser für unsere Exportwirtschaft. Wir können nur hoffen….

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