Am 25. Mai präsentierte der Stadtrat seine Entscheide zur Beruhigung der Situation um die Strassenprostitution. Er will die Salon- und Strassenprostitution in einer Prostitutionsgewerbeverordnung regeln und mittelfristig den Strassenstrich am Sihlquai verbieten. Dafür soll eine Zone in Altstetten, zwischen Aargauerstrasse und Würzgrabenstrasse, den Strassenstrich aufnehmen. Damit das Ganze geordnet und für die Bevölkerung erträglich gestaltet werden kann, sollen 10 sogenannte „Verrichtungsboxen“ aufgestellt werden, in denen die Prostituierten die Freier „bedienen“ können. Die Arbeit soll weiterhin in den Autos passieren, die dann nicht mehr in Wohnquartieren herumkurven, sondern in die Boxen hineingestellt werden können. So sollte das unappetitliche Abfallproblem mit den herumliegenden Kondomen, Papiertüchern usw. unter Kontrolle gebracht werden und der gesamte Strich weniger stören. Bleiben sollen die Strichzonen in der Brunau und im Niederdorf. Neu will die Stadt auch Steuern auf den Verdienst von kurzzeitig anwesenden Prostituierten erheben können. Das Ganze ist wirklich nicht einfach zu verstehen und für den Normalverbraucher ziemlich widerwärtig. Mir geht es jedenfalls so. Der Reflex wäre natürlich, ganz einfach alles zu verbieten, wie das eine Parteikollegin aus dem Mittelland verlangt. Nur, das Ausmass der Schweinerei ist gross und in der Schweiz ist Prostitution nicht verboten. Schliesslich sind wir freiheitsliebende Demokraten. In diesem Sinn darf jemand aus seinem Leben machen, was er will. Aus diesem Grund sind wir auch gegen das Verbot der Sterbehilfe. Wir müssen aber dafür sorgen, dass die Frauen – und auch Männer – die ihre Körper verkaufen, dies aus eigenem Willen tun und aus der Tätigkeit kein Gesundheits- und Sicherheitsproblem entsteht und die öffentliche Ordnung nicht über Gebühr gestört wird. Die vornehmlich ungarischen Prostituierten dürfen – gemäss Personenfreizügigkeit – in der Schweiz während 90 Tagen ihrem Gewerbe nachgehen und müssen das Land anschliessend wieder verlassen. Sie müssen sich nach der Einreise und vor der Arbeitsaufnahme beim Amt für Wirtschaft und Arbeit melden, um ihre Arbeitsbewilligung zu erhalten und seit dem 6. Juni müssen sie zusätzlich auf der Polizei vorsprechen und ein Formular ausfüllen sowie verschiedene Dokumente vorlegen. Damit soll gegen Menschenhandel, Illegalität und Verelendung vorgegangen werden. Das Problem ist, dass sich allein auf dem Sihlquai rund 120 Frauen stehen. Wie die alle in 10 Boxen passen sollen? Viele Frauen gehen auch nicht einfach nach 90 Tagen, sondern bleiben, trotz drohender Bussen. Ob sie zu Hause einem Schlepper Geld geben müssen, bleibt im Dunkeln. Die Massnahmen des Stadtrates sind ein möglicher Schritt zur Eindämmung der Auswüchse. Ob sie greifen, werden wir verfolgen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsIch bin da sehr skeptisch, ob das funktioniert.
Die Idee, den Strich weg vom „Kreis Cheib“ mit all seinen Drogen und Dealern zu bekommen ist eine gute Idee.
Dass sich die Prostituierten besser ausweisen, um die Freiwilligkeit zu erkennen, ich kann nicht an diese Freiwilligkeit glauben.
Mein Vorschlag wäre, den Strassenstrich generell zu verbieten. Das sind immer unmenschliche Zustände. Studios hat es ja genug.
Und mich beim Büssen an die Freier halten. So manch netter Papi bekäme dann zu Hause Probleme, wenn dann bekannt würde, dass er gegen Geld und ausnützen von Notlagen, Sex mit jungen Frauen im Alter seiner Kinder hat.
Ja, Skepsis ist sicher erlaubt. Andererseits wird so wenigstens ein Versuch unternommen, die Lage zu verbessern. Ob’s gelingt, werden wir sehen. In Italien ist die Prostitution verboten und Freier werden ziemlich hart gebüsst. Ich habe ein halbes Jahr in Rom gearbeitet. Verglichen mit dem, was rund um diese Stadt passiert, ist der Sihlquai der Innenhof vom Vatikan. Verboten nützen nur dann, wenn sie durchgesetzt werden. Ob das als Zusatzaufgabe für die heute schon überlastete Polizei machbar wäre ist zu bezweifeln. Salons setzen übrigens auch Kontrollen voraus und was hinter verschlossenen Türen passiert ist nicht notwendigerweise besser als auf der Strasse. Man muss sehen, dass diese Frauen nur kommen können, weil wir die Personenfreizügigkeit haben. Zuvor war die Einwanderung zwar nicht Null aber immerhin besser kontrolliert. Was mit den Bewilligungen erreicht werden kann, ist, dass sich die Frauen registrieren lassen, man ihren Gesundheitszustand feststellen kann und immerhin den krassesten Fällen von Zwang auf die Schliche kommt. Ideal ist es nicht, aber besser als nichts.
Ich gebe Herrn Nabulon recht und gehe noch weiter:
Seit die PFZ greift haben wir klar viel mehr Prostitution auf der Strasse. Die sich dort verkaufen müssen sind die Allerärmsten, die machen das nicht zum Vergnügen!
Diese Frauen werden zu einer extrem gefährlichen und widerlichen Arbeit gezwungen.
Die daran verdienen sind ihre Zuhälter und sicher männlichen Geschlechts. Diejenigen die diese Frauen frequentieren ebenfalls.
Solange es die Nachfrage gibt – und nach dem was man in den Medien hört muss sie enorm sein – wird der Handel mit den Prostituierten nicht aufhören.
Wenn man will, dass diese unwürdigen Aktivitäten aufhören, muss man dafür sorgen dass die Kunden wegbleiben.
Wie geht das? Der Strassenstrich ist das dunkelste Gewerbe überhaupt, weil der Freier (der brave schweizer Familienpapi) bei seinem Freigang nicht erkannt werden will!
Also warum sorgt man nicht dafür, dass die jetzt so attraktive Strichmeilen in helles Flutlicht getaucht werden? Zugleich könnte man auch “Häuser” zur Verfügung stellen, die offiziell als Bordelle gekennzeichnet sind und die Frauen per Verfügung nur dort arbeiten lassen – unter Aufsicht von Frauen und bewaffnetem Wachpersonal – aber ohne ihre Zuhälter.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Nachfrage der Männer, die bis jetzt auf’s widerlichste vom Ausgeliefertsein dieser Frauen profitieren und schön unerkannt ihre “dunklen Seiten” auf Spielplätzen und in Vorgärten der Städte ausleben, rasant verringert.
Die Zuhälter würden ausserdem schnell das Interesse verlieren ihre Sklavinnen hier arbeiten zu lassen, wenn sie die Kontrolle über die Frauen nicht mehr haben und die Kunden wegen des Flutlichts und wegen der “Häuser” die ebenfalls gut ausgeleuchtet und angeschrieben sein sollen, blitzartig wegbleiben.
Die Strassenprostitution ist ein zwielichtiges Geschäft, wenn man wirklich will, dass das aufhört muss man es aus dem Zwielicht herausholen und ins Licht stellen!!
Das hätte auch den positiven Effekt, dass dem “braven Papi” buchstäblich ein Licht aufgeht und er erkennt, von wem er sich da bedienen lässt!
Diese Frauen sind häufig krank und sehen elend aus, manche davon sind auch schwanger – oder noch Kinder. Ausserdem sind sie in einem mehr als zweifelhaften hygienischen Zustand – logischerweise!
Der “anständige Familienpapi” der dieses Elend akzeptiert bzw. ausnützt, soll doch ruhig im gleissenden Flutlicht erkennen dürfen, von wem er da “günstigen”, moralisch und wahrhaftig schmutzigen Sex einkauft. Dann weiss er nachher auch ganz genau warum er und seine Frau plötzlich so krank sind!
Diese lächerlichen 10 “Verrichtungsboxen” sind bloss unehrliche Alibiübungen! Null Wirkung nur teuer – natürlich!
Ja, Frau Keller, wie schon gesagt, auch meine Sympathie für den Strassenstrich – und insbesondere die Freier und Zuhälter – ist sehr begrenzt. Würde man eine Zone beleuchten und mit Video-Kameras ausrüsten (wie das übrigens beispielsweise in Olten der Fall war), blieben die Freier tatsächlich weg. Das aber liegt nicht im Interesse der Prostituierten. Denn so bleibt auch ihr Verdienst weg (es sind auch nicht alle Frauen von einem Zuhälter abhängig & Prostitution ist ein Verdienst, ob uns das passt oder nicht). Die Frauen würden also raschmöglichst an einen anderen Ort gehen, um ihre Freier wieder zu treffen. Wir müssten also irgendwann die ganze Stadt beleuchten und mit Video überwachen. Das wiederum würde die Normalbevölerkung nicht wollen (ich jedenfalls auch nicht). Die Verrichtungsboxen sind aber ein Zwischenschritt in die von Ihnen gewünschte Richtung. Das Ganze wird kontrollierbar, die Frauenorganisationen, die den lila Bus betreiben, werden ihren Schwerpunkt ebenfalls dorthin verlegen und die Polizei kann die Sicherheit verbessern. Die Frage ist einfach, ob sich “das Geschäft” verlagern lässt. Das ist nur bei weitestgehender Anonymität der Freier möglich.
Wissen Sie, sie liefern hier das Paradebeispiel dafür, warum nie wirklich was in die Angelegenheit geschieht, dass tatsächlich hilft!
Man muss nicht die ganze Stadt gleissend hell Ausleuchten wie ein Fussballstadion – nur flexibel muss man sein.
Da wo der Strassenstrich sich aufbaut – da wird’s hell – wenn er sich verzieht wird’ wieder dunkel – und jetzt kommen Sie mir nicht mit der Kostenfrage.
Wenn man alles gegeneinander aufrechnet (Sauerei, Ansteckung und damit verbundene Kosten, Gefährdung der Kinder/Anwohner durch erhöhte Kriminalität, Polizei-Einsätze, wiederholte, etc.) – dann hält sich das mindestens die Waage.
Und wenn sie hier mal wieder das “Geschäft” vor alles andere stellen und die Anonymität der Freier deshalb schützen wollen, dann wir mir richtig schlecht, Herr Siegenthaler!
Ich sage, die “Sex-Arbeiterinnen” sollen in erster Linie geschützt arbeiten können (im doppelten Sinn), in Häusern mit normalen sanitären Einrichtungen und ihren Lohn für ihre harte Arbeit erhalten (nicht diese widerlichen Parasiten, genannt Zuhälter). Sie wissen aus den Medien genau so gut wie ich, wie diese Frauen behandelt werden – wie Dreck!
Und Sie wollen, dass die Freier, die diese Menschenrechtsverletzungen unterstützen “weitestgehend anonym bleiben”?
Zu den “Sexboxen” (!) In diesen Kästen sieht endgültig niemand mehr was den Frauen von wem angetan wird. Aber es wird ganz sicher die “Anonymität” der Freier noch besser geschützt, als am Strassenrand oder auf dem Kinderspielplatz, oder im Vorgarten der Anwohner! Klasse!
Und billig sind diese Sexbüchsen (!!!) auch nicht wie ich gehört habe. Hat man übrigens schon Positives von den Städten gehört, in denen die Dinger bis jetzt eingesetzt werden?
Frau Franziska Keller, ich finde Ihre Idee hervorragend.
Flexibel, der Zeit entsprechend den Strich hell ausleuchten, ins Rampenlicht stellen.
Und entschuldigen Sie, Herr Rolf André Siegenthaler, ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum Freier die freiwillig an so einen Ort gehen, Anonymität haben sollen.
Nichts gegen das älteste Gewerbe, das braucht es. Jedoch ist die Zeit vorbei, wo Frauen unter miesesten Umständen ausgenutzt und ausgebeutet werden können.
Es ist nur eine Hoffnung, aber wenn wir klare Signale geben, dass in einer Schweiz, Stadt Zürich das so nicht mehr funktioniert, mit dem Strassenstrich, werden die Kriminellen Organisationen andere Verdienstmöglichkeiten suchen.
Hier heisst aber das Thema, Schutz dieser Frauen, der Konsument Freier, und der soll Weg bleiben. Der hat genügend Alternativen.
Dass wir damit weitere Probleme wie Dealen von verbotenen Drogen, Überfälle, Messerstechereien, Schiessereien, Einbrüche und was sonst noch so durch diese Kriminellen als Nebengeschäft so ausgeführt wird, unterbinden können, glaub ich nicht, aber ein wenig reduzieren schon. Als Hoffnung.