Das Hin und Her zum Kauf neuer Kampfflugzeuge für die Armee zeigt den desolaten Zustand der schweizerischen Sicherheitspolitik. Die einen verklären die territoriale Landesverteidigung durch eine “Grossarmee” mit hunderttausenden Soldaten; andere hindern mutwillig die dafür ausgebildete Armee, auch abseits unseres Landes für mehr Sicherheit zu sorgen (was ironischerweise als “pazifistisch” bezeichnet wird). Ein halbwegs gemeinsamer Nenner ist kaum noch zu finden. Neue Flugzeuge sind plötzlich nicht mehr nötig, weil „kein Geld“ vorhanden sei, wird argumentiert, aber nicht etwa, weil keine Notwendigkeit bestünde.
Sicherheit ist die zentrale Staatsaufgabe. Deshalb sollten die Überlegungen, wie diese herzustellen ist, logischerweise nicht am Ende anfangen, d.h. nicht bei der Finanzierung. Vielmehr dürfen die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass die Politik die folgenden Fragen beantwortet – und zwar in dieser Reihenfolge:
- Was bedroht uns? – Welchen Gefahren und Risiken ist die Schweiz ausgesetzt?
- Wie können wir uns dagegen schützen? – Welche Fähigkeiten und Mittel brauchen wir, um die Bedrohungen gegen unser Land abzuwehren?
- Wie stellen wir diese Fähigkeiten und Mittel her und wie finanzieren wir sie?
Antworten auf Frage 1 verlangen etwas Offenheit und Denken über den eigenen Gartenzaun hinaus. Vor allem ist nicht schon an Frage 2 zu denken, damit die Bedrohungslage so skizziert werden kann, dass die bevorzugten Fähigkeiten und Mittel „zufällig“ genau auf die Bedrohungslage passen. Wer eine realistische Vorstellung davon hat, was bedroht, kann einfach ableiten, was dagegen schützt. Dann lässt sich auch sagen, wer diese Aufgaben wahrnehmen soll, welche Geräte es braucht, welche Ausbildung und letztlich wie viel Geld dafür eingesetzt werden muss. Diese Analyse sollte uns die Sicherheit unseres Landes und die Zukunft einer wirksamen, effizienten und nicht verschwenderischen Armee wert sein.
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Kommentare anzeigen Hide commentsVolkswirtschaftliche Kosten der Armee?
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Schweizer Armee sind hoch. Ein europäischer Ländervergleich dieser Kosten pro Kopf oder pro km2 Fläche wäre als Basis der politischen Diskussion über die Zukunft unserer Armee nützlich.
Eine Übersicht zu den Verteidigungsausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt finden Sie hier: http://www.economist.com/blogs/dailychart/2011/03/defence_budgets
Verteidigungsausgaben insgesamt hier: http://www.economist.com/blogs/dailychart/2011/06/military-spending