Der Monat März 2011 bleibt uns in Erinnerung. Nach dem gewaltigen Tōhoku Erdbeben mit der Stärke 9 auf der Richterskala und der nachfolgenden Flutwelle wurde bei dem an der tektonisch kritischen Erdplatte erbauten Kraftwerk Fukushima Daiichi der GAU ausgelöst. Kernkraftgegner fühlten sich in ihren dunkeltesten Befürchtungen bestätigt. Sogar überzeugte Kernkraftbefürworter votierten plötzlich gegen Kernenergie, ganz besonders in den deutschsprachigen Ländern dieser Erde.
Plötzlich wollten alle auf Solarenergie setzen. Die Solartechnikfirma Meyer Burger beispielsweise kaufte in Europa zu (Roth & Rau), und die AktieEine Aktie ist der kleinste Besitzanteil an einer Aktiengese... kostete kurz nach dem GAU in Japan CHF 45. Ein Jahr später folgt die Ernüchterung. Der Aktienkurs dümpelt zwischen 13 – 15 Franken, der Konzern baut 260 Stellen ab. Als Hauptgrund dafür führt der Konzern eine stockende NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... an, so soll der Umsatz im Jahr 2012 auf noch maximal 800 Mio. Franken sinken (im 2011 waren es 1.32 Mia. Franken). Einen Aufschwung in der Solarindustrie sei nicht in Sicht. Die gute Nachricht dabei ist, dass das Überangebot zu tieferen Preisen führt.
Was ist geschehen? Zum einen hofften die Protagonisten von Solarpower aufgrund des viel diskutierten Vorfalls in Japan auf eine sich nun nicht erfüllende globale Kehrtwende bei der Energieerzeugung. Hierzulande wünschen sich einige einen neu unlimitierten Geldsegen in Form von Fördergeldern, damit möglichst viele private Solar – Kleinkraftwerke realisiert werden, um die Investition über Einspeisevergütungen aus Steuergeldern zurückerstattet zu bekommen. Einspeisevergütungen notabene, welche um einiges höher sind als der reguläre Bezugspreis. In der Schweiz wird alleine aufgrund der Ausgabenbremse eine solche Steuergeldumverteilung verhindert. Dies alleine dürfte aber nicht der Grund für die sinkende NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... an der Solartechnologie sein, subventioniert beispielsweise Frankreich und Deutschland solche Investitionen vergleichsweise fast ohne Limits.
Ganz anders sieht es bei der Kernenergie aus. Die Weltförderung von Uran betrug im Jahr 2010 gemäss World Nuclear Association 53‘663 Tonnen, und steigt von Jahr zu Jahr zwischen 2 – 7‘000 Tonnen an. Gemäss einer Energiestudie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe betragen die heute bekannten Reserven 1‘766‘400 Tonnen. Der Uranpreis unterliegt deshalb auch einer hohen Volatilität. Kostete im Jahr 2000 gemäss TradeTech ein Pfund (454 Gramm) Uranoxyd beispielsweise noch USD 7.14, waren es 2011 bereits USD 52.18.
Der Grund dieses Anstiegs der Rohstoffpreise liegt wahrscheinlich auch am Gesamtbild der Kernenergie: Gemäss IAEO und World Nuclear Association sind Weltweit 441 Reaktoren in Betrieb, 60 befinden sich im Bau, 153 sind in der Planung, und bei 334 Reaktoren besteht eine Absichtserklärung. Somit wird die Anzahl an Reaktoren in den kommenden Jahren auf fast 1‘000 ansteigen, während wir hierzulande unsere 5 Reaktoren dann abgeschaltet haben, und zufrieden mit CO2 Gaskraftwerken umgeben auf Sonnenschein, kräftige Winde und stetig fliessendes Wasser hoffen.
Anstelle die Kernenergie als „Werk des Teufels“ zu brandmarken, wären Investitionen in neue Technologien wünschenswert. So werden interessante Projekte wie dem Kernfusionsreaktor verfolgt, welche den unbestechlichen Vorteil haben, dass ein viel grösserer Brennstoffvorrat (Isotope des Wasserstoffs) vorhanden, eine höhere Anlagensicherheit besteht, und eine fast gänzliche Vermeidung radioaktiver Abfälle möglich ist. Schätzungen prognostizieren die ersten Kernfusionsreaktoren im Jahr 2050, also zum Ende des Uran – Kernspaltungsreaktors.
Wir haben somit heute die Wahl zwischen einer ungewissen Zukunft, welche von teuren und unsicheren Atomstromimporten sowie eigenen Gaskraftwerken, angereichert mit etwas Solar-, Wind- und Wasserkraft besteht, oder die nicht hysterische Rückkehr zur Strategie der Atomreaktorerneuerung, welche uns langfristig einen günstigen und sicheren Strom für die Wirtschaft (Arbeitsplätze) und den Haushalt (u.a. Strom für Ihren Computer) liefert. Die Kernfrage dabei ist, ob wir uns von unseren Gefühlen, Kollektivisten, Weltverbesseren, oder aber dem Verstand leiten lassen, um weiterhin mithalten zu können.
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Kommentare anzeigen Hide commentsLeider muss man Ihnen hier zustimmen, Herr Vogt. Stellt man die Subventionen für Solarstrom ab, kann man gleich den Schlüssel wegwerfen:
http://www.mallorcazeitung.es/report/2012/03/15/schwierige-geschaft-sonne/23104.html
Dieses Business harzt an allen Ecken und Enden…
http://www.blick.ch/news/wirtschaft/bei-coop-geht-die-sonne-nicht-so-richtig-auf-id1798854.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,827295,00.html
Alles kla, was da harzt! Steuergelder her, damit man AKW-Träume weiterspinnen kann! Von den Lagerungs-Kosten des strahlenden Atom-Mülls ganz zu schweigen. Aber das müssen ja dann erst unsere Nachkommen zahlen. Soweit zu unseren “Verantwortungsträgern”.
Hätte man die Subventionen für die AKW-Forschung rausgezogen, wäre uns vieles erspart geblieben.
Und nun haben wir ja vernommen: Die Welt wartet auf den Moment, wo die ersten Terroristen mit strahlendem Müll beginnen zu drohen und ihn als Waffe einzusetzen. Dank vieler AKWs weltweit, wird das ja kommen, da sind sich die Politiker der Welt schon einig. Wann?
Stimmt einfach nicht so… “Strahlender Müll” ist relativ frei zugängig:
– Medizin: Tracer, Strahlentherapie, Sterilisierung (auch für Lebensmittel)
– Industrie: Werkstoffprüfung
Allerdings ist er gegenüber Gas- oder Biowaffen nicht so leicht einsetzbar und transportierbar: Man kann die Strahlung nicht einfach ein- oder ausschalten…
Aber für Terroristen besonders interessant und ebenso leicht zu erhalten ist hochradioaktiver Müll aus AKWs! Davor haben ja alle Fachleute und höheren Politiker, die wissen, was läuft, Angst, Angst, Angst. Es wird uns einholen. Hochradioaktiver Müll aus unseren so “sicheren” AKWs.
Es geht heute nicht darum, die Photovoltaik und die Kernenergie-Nutzung gegeneinander auszuspielen. Die schrittweise Ablösung der fossilen Brennstoffe ist nur möglich, wenn wir die Nutzung aller nicht fossilen Energiequellen weiterentwickeln. Die Photovoltaik, die Solarthermie, die Wasserkraft, die Windkraft, die Geothermie, die Biomasse, die Kernspaltung und die Kernfusion werden alle eine heute noch schlecht vorstellbare Leistung erbringen müssen, um die weltweite Energieversorgung sicherstellen zu können.
Die Kernenergienutzung wird schon innerhalb dieses Jahrzehnts mit der Entwicklung von Mini-Reaktoren stark an Bedeutung gewinnen. Bis jedoch gegenüber heute die 50-fache Energiemenge aus dem Uran (und aus dem bei der Aufbereitung des Brennstoffes anfallenden abgereicherten Uran, sowie aus dem heute entstehenden “Atommüll”) gewonnen werden kann, müssen wir wahrscheinlich noch einige Jahrzehnte warten. Uran-238 und Thorium-232 stehen für die Kernspaltung noch einige 10’000 Jahre zur Verfügung. Ein Prototyp mit Kernfusion wird höchstwahrscheinlich innerhalb weniger Jahrzehnte funktionsfähig sein. Bis zu seinem kommerziellen Einsatz könnte es jedoch noch sehr lange dauern. In ferner Zukunft wird die Kernfusion sicher die mit Abstand wichtigste Energiequelle der Menschheit.
Hier meine zurzeit noch sehr gewagten Prognosen für die Entwicklung der weltweiten Energieversorgung:
www.bernerschach.ch/Gesamtenergie.pdf
http://www.bernerschach.ch/Erneuerbare.pdf
http://www.bernerschach.ch/Kernenergie.pdf
Und hier nochmals die Grafik, welche uns die fast unlösbar erscheinende Aufgabe vor Augen führt, die fossilen Brennstoffe schrittweise abzulösen: http://www.bernerschach.ch/IEA.pdf
Es braucht ganz klar alle drei: Energieeffizienz, erneuerbare Energie und Kernenergie (später inkl. Kernfusion). Und wenn wir bei deren Weiterentwicklung nicht noch einen Zacken zulegen, wird die dank den fossilen Brennstoffen bald 10 Milliarden Menschen umfassende Weltbevölkerung schon bald stark zunehmende Probleme haben. Diese könnten zu einem wachsenden Sicherheitsrisiko in den Fördergebieten der fossilen Brennstoffe führen und heute noch nicht abschätzbare Konsequenzen haben.
Guten Tag Herr Vogt
Ich stimme Ihnen bei allen aufzählungen zu bezüglich Atomenergie, Gaskraftwerke, Fusionsenergie usw, jedochvergisst man oft bei dem Atommüll den Liberalen Gedanken zuende zu denken… nämlich die kosten. Klar werden Jährlich rücklagen gemacht jedoch meiner Meinung nach zuwenig. Dies ist der Grund weshalb viele Leute den Billigen Atomstrom beführworten. Das kernkraftwerk Mühleberg beispielsweise soll Rücklagen von ca 2,5 mia Franken haben. Gleichzeitig ist der Rückbau eines der ältesten Akws in Deutschland nach 20 jährigen Rückbau jetzt so gut wie abgeschlossen. Kosten dort belaufen sich auch 20 mia EURO. Das ist jetzt nur 1 Beispiel noch ohne die ungelöste Endlagerung. Hier noch eine kleine Doku, die den Schmutz hinter dem Geschäft zeigt:http://youtu.be/VLPTdIMYqOI
Selber war ich nie gut im Argumentieren, dafür aber beim rechnen.
Sollten wir einen Standort in der Schweiz finden für ein Endlager, und wird dieses dann bewacht von Einer Person, mit Bildungsfernem hintergrund so wird diese im Jahr so mindenstens 60000 Franken Lohn verlangen. Wenn wir das jetzt noch mal die Halbwertszeit von 10000 Jahren nehmen, und wir dafon ausgehen dass wir alle 6 Reaktoren dort Rein kriegen würden dann gibt dass 600 mia Franken ohne Teuerung. klar ist das eine “Milchbüechli-Rechnig” aber auch wenn wir nur 10% von dem Rechnen bleibt die Zahl für die Schweizer Zunkunft erdrückend.
Ich hoffe, dass ich hiermit einen kleinen Contrapunkt setzen konnte.
Mfg
Hier noch link von Rückbau:http://www.youtube.com/watch?v=QrDquer76bQ
Unsere Stauseen bekommen Probleme, man staune! Da die vielen Sonnenkollektoren in der BRD gerade über Mittag ja gut laufen und produzieren, fällt da eine der berüchtigten Stromspitzen weg, der teure Strom aus Stauseen wird weniger gebraucht, immer weniger. Das kann man in den BRD-Nachrichten sehen und hören. Dazu auch leider halt die Nachricht, dass billigste Sonnenkollektoren aus China (vom Staat gefördert) den europäischen Markt überschwemmen. Es werden also nicht weniger eingesetzt, sondern halt billigere aus China. Die steigende Stromerzeugung daraus macht vielen zu schaffen….