1. Sonstiges

Statt Numerus Clausus: Mehr Freiheit und Verursacherprinzip!

Vor kur­zem for­der­ten ei­nige Par­la­men­ta­rier die Er­wei­te­rung des Nu­me­rus Clau­sus (NC) auf Fächer der Geis­tes- und So­zi­al­wis­sen­scha​f­ten, in denen es „zu viele“ Stu­die­rende gäbe, wel­che „im Ar­beits­markt nicht gebraucht“ würden. Die Sta­tis­tik wi­der­spricht der The­se: Die Ar­beits­lo­sig­keit von Ab­sol­ven­ten fünf Jahre nach Ab­schluss ihres des Mas­ter-­Stu­di­ums ist bei Geis­tes-/­So­zi­al­w​is­sen­schaft­lern mit 2.8% tiefer als unter Na­tur­wis­sen­schaft​­lern (3.8%).

 

Entscheidend für den persönlichen Erfolg wie auch für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen des Studiums ist weniger die Studienrichtung als vielmehr das persönliche Engagement, sich weiter zu entwickeln und die Leidenschaft jedes einzelnen Menschen, sowie neben Fach- v.a. auch methodischen Kompetenzen, um z.B. Probleme zu analysieren und zu lösen. Deshalb sollen Studierende ihr Fach nach ihrem Gutdünken auswählen. Die Politik hat diese Studienentscheidungen​ zu akzeptieren.

 

Der NC ist überholt und sollte abgeschafft werden. Er schliesst heute potenziell gute Kandidaten aus und verschwendet damit deren Potenzial. Mit dem NC definiert der Staat, wie viele Studienplätze in einer Richtung genug sind. Dies ist prinzipiell fragwürdig. Denn wie soll der Staat, d.h. die Politik, wissen, wie viele Absolventen einer Richtung für die Wirtschaft und Gesellschaft sinnvoll sind?

Die Medizin zeigt anschaulich, wie die Politik hier versagt: Die Schweiz bildet zu wenig Ärzte aus, konnte dies aber bisher einigermassen wettmachen durch die Einwanderung von medizinischen Fachkräften. Mit der künftigen Kontingentierung der Einwanderung und der kommenden Welle von Pensionierungen vieler (Haus-)Ärzte in der Schweiz droht eine Ärztemangel, v.a. in ländlichen Regionen.

Die Politik kennt dieses Problem, löste es aber bisher nicht. Es braucht deshalb mehr Marktmechanismen. Die Hochschulen sollen mehr Autonomie aber auch mehr finanzielle Verantwortung erhalten, und können so rascher auf veränderte Marktbedingungen reagieren. Da die Nachfrage nach Ärzten steigen wird, könnten sie rasch mehr Studienplätze in der Medizin anbieten. Zur Finanzierung braucht es neben mehr öffentlichen Geldern aber auch eine Stärkung des Verursacherprinzips via höhere Studiengebühren, mehr Studienkredite und mehr Drittmittel (wo die Universität St. Gallen eine Pionierrolle spielt). Ringt sich die Politik nicht dazu durch, müsste man über private Alternativen nachdenken.

 

Wenn überfüllte geisteswissenschaftli​che Fächer ein Problem darstellen, könnten höhere Studiengebühren helfen, mehr Studienplätze anzubieten, zumal die Kosten (im Vergleich zur Medizin) relativ tief sind. Andererseits könnte das Studienangebot ausdifferenziert werden: z.B. Online-Studiengänge mit tieferen Gebühren. Diese könnten durch die Hochschulen mit einem relativ geringen Mehraufwand offeriert werden, und wären attraktiv für Studierende, die bereits heute dem Hörsaal oft fernbleiben.

 

 

 ​

 

Adrian Ineichen

Vizepräside​nt FDP Dübendorf

Kantonsrat​skandidat, FDP Liste 3, Bezirk Uster

 

 

Quellen

20 Minuten (12. März 2015): „SVP will Numerus clausus für Psychologie-Studenten​“

http://www.20min.c​h/schweiz/news/story/​16405368

 

Bundesam​t für Statistik (2015): „Hochschulabsolventin​nen und Hochschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt. Erste Ergebnisse der Längsschnittbefragung​ 2013.“ Erwerbslosenquote von Masterabsolventen (universitärer Hochschulen) fünf Jahre nach Studienabschluss (S. 11)

http://www.bfs.a​dmin.ch/bfs/portal/de​/index/news/publikati​onen.html?publication​ID=5864

 

 

 

Do you like Adrian Ineichen's articles? Follow on social!
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Statt Numerus Clausus: Mehr Freiheit und Verursacherprinzip!
  • März 16, 2015

    Meiner Erachtens sollte man den NC auch abschaffen und dafür viel strengere Aufnahmebedingungen schaffen, damit nicht noch mehr ewige Studenten die nötigen Plätze belegen.

    Kommentar melden
  • März 16, 2015

    @ A. Ineichen, FDP,

    Vom Prinzip her bin ich auch Ihrer Meinung, dass man es grundsätzlich den Marktkräften überlassen sollte, was gebraucht wird, was nicht mehr. Doch jede Regel kennt auch die Ausnahme, denn nur eine Arbeitslosenquote von 2.8 % von Geistes- & Sozialwissenschaftler​n ist meiner Meinung nach sicher kein valables Argument, dass es sie wirklich in der heutigen Masse auch braucht. Schaffen wir doch nur umgehend die dümmste Kreation unserer Parlamente, nämlich die KESB wieder schnellstens ab, die ich persönlich sowieso als reine Arbeitsstellen-Bescha​ffung für Soziologen betrachte, die FDP ganz im Vrbund mit dem eigentlichen politischen Gegner, der SP, dann schnellt die Arbeitslosenzahl in dieser Sparte sehr schnell in den mehrfachen zweistelligen Bereich hoch. Dann geht die Studentenzahl in diesem Bereich auch ganz schnell von alleine wieder zurück. Im übrigen wäre es viel gescheiter, auch mal die Handwerkerberufe für das Gewerbe des Mittelstandes mehr zu fördern, um die Armutsarmee von gegen aktuell 800’000 Menschen (meine Einschätzung) schnell wieder auf ein vertretbares Mass herunter zu bringen, was schon die Rechtsgleichbehandlun​g, garantiert in unserer Bundesverfassung, verlangt wie folgt;

    Bundesverfa​ssung Art. 8 Rechtsgleichheit

    1 Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

    2 Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.

    2. Wenn Sie schreiben; “Die Schweiz bildet zu wenig ÄRZTE aus”, sprechen Sie sich doch indirekt doch wieder für einen “Numerus Clausus” aus, was doch dem liberalen Gedankengut der FDP grundsätzlich widerspricht, oder etwa nicht ?
    Dies ist auch die falsche Lösung, einfach immer mehr Ärzte auszubilden, denn als ich Knabe war, habe ich in unserer “Knaben-Abenteuer-Ban​de” auch viele Verletzungen nach Hause getragen, welche immer meine Mutter sehr erfolgreich verarztete. Es ist heute wissenschaftlich erwiesen, dass ein mütterliches in den Arm nehmen und; “Heile heile säge, ect.” für den Heilprozess eine wunderbsame Wirkung zeitigt. Im übrigen heilt immer der Organismus des Betroffenen selber, der Arzt kann auch nur “schienen” oder “verbinden”, nicht “heilen”. Dann ist jeder für seine Gesundheit selber verantwortlich, Eigenverantwortung ist doch auch ein typisch liberales Gedankengut, aber wie heute die Jungen ab 12, 13, 14 Jahren an den WE rauchen, kiffen, sich volllaufen lassen bis zur Bewusstlosigkeit. Und unsere Parlamentarier/Innen machen dann noch Gesetze, die die Krankenkassen verpflichten, solche bewusst periodisch durchgeführten Wochenengelage auch noch die teuren Spitalkosten der “Ausnüchterung” zu bezahlen. Wieso muss ein bewusst gesundheitsschädigend​es Verhalten auch noch finanziell belohnt werden ? Das ESSEN wurde auch verlernt, es wird mehrheitlich nur noch in sich hineingestopft, wie man die Enten ja auch “stopft”, sodass heute schon über 50 % stark übergewichtig, also nicht nur fett, sondern “vollfett” sind. Dies zieht ca. 40-50 % der Gesundheitskosten alleine nach sich, wie chronische Fettsucht, erhöhter Blutdruck, Zuckererkrankung, Herz-Kranzgefässe, Herzinfarkte ect.

    Man wird doch den Eindruck nicht los, dass der Mensch heute nur noch finanzielle Manipuliermasse ist, ihm vor allen die Wohltat der Eigenständigkeit vollends wenig bis gar nicht schmackhaft gemacht wird.
    Die Sozialleistungen sind als Versuchung für die jungen Menschen heute noch viel zu hoch, sich schon früh in diese soziale Hängematte zu legen, und dabei seine Bestimmung & seine Fähigkeiten – die jeder Mensch ja hat – schon früh vollends verkümmern zu lassen.

    “Tut eure Pflicht, und lasst die Götter sorgen.”
    – Corneillell, Horace, II, 8.

    Kommentar melden
  • März 17, 2015

    Beim ersten Teil einverstanden, beim zweiten nicht. Unis privatisieren wie im Amiland führt auch zu Situationen wie dort. Horrende Studiengebühren, die Bildung zum Privileg für Reiche machen.

    Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      “die Bildung zum Privileg für Reiche machen.” Das stimmt doch nicht

      “Horrende Studiengebühren”

      A​ch Studiengebühren senken um den Steuerzahler noch mehr zur Kasse zu bitten und so die Armen, Mittelstand noch mehr belasten.

      Das ist die Politik der Linken. Macht mich grad etwas traurig

      Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      An der Uni Zürich zahlte man in den 90ern ca. 200 Franken pro Semester. Heute sind es 800. Wegen 60 Franken mehr für die Autobahnvignette (nach Jahrzehnten gleichem Preis) haben Sie sich vor nicht allzu langer Zeit noch gross aufgeregt. Wenn die Preiserhöhung andere trifft, scheint Sie das nicht zu interessieren.

      Zu den USA: Harvard kostet 52 000 Dollar pro Jahr, Yale 44 000. Da wollen Sie ernsthaft behaupten, das könne sich jeder leisten? Und genau da führt die Privatisierung der Unis hin. Bildung als Privileg für Reiche.

      Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      “Wegen 60 Franken mehr für die Autobahnvignette (nach Jahrzehnten gleichem Preis) haben Sie sich vor nicht allzu langer Zeit noch gross aufgeregt”

      Ai Ai jetzt noch der Vergleich Autobahnvignette mit Studiengebühren..

      ​Na müssen Studenten mit ihrem Geld AUCH Quersubventionieren so wie der Autofahrer, der dann nicht auch noch mehr für die Vignette zahlen wollte wenn eh ein grosser Teil seines Geldes u.a. in den ÖV fliesst.

      Bin ich gespannt auf die Antwort wer der Student alles Quersubventioniert.

      Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Umwelt, Klima & Energie
Wasserknappheit: Strikte Rahmenbedingungen für die Wasserwirtschaft durchsetzen Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Wassernutzung müssen so abgefasst sein, dass sie die allgemeine Wassernutzung vor Ort nicht beeinträchtigen und der Gewinn aus der Privatinvestition im Produktionsland besteuert wird.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen




Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu