Kürzlich wurde unsere Küche ersetzt. Es war bitter nötig, sie war gleich alt wie ich. Also alt. Die Verpflegung von sechs Personen während des monatelangen Umbaus war aber – sagen wir – «anspruchsvoll».
Die Arbeiten wurden von lokalen Handwerkern und einem Schweizer Küchenbauer vorgenommen, die fast täglich erschienen sind. Und zwar nicht mit dem Veloanhänger oder Leiterwägeli. Nun leben auch wir in einem Haus, das in Eingangsnähe weder eigene Parkplätze noch eine Tiefgarage hat. Die Handwerker waren also auf öffentliche Parkplätze angewiesen. Die sich ja – an unserer Strasse wie im ganzen Stadtgebiet – nach und nach in Luft auflösen. Da wir an einer Strasse ohne Trottoir wohnen, kam nicht mal halblegales Parkieren in Frage. Zumal die «Kontrolle Ruhender Verkehr» ohnehin hinter der nächsten Ecke lauert.
Was tun? Wir hatten Glück – und nette Nachbarn. Obwohl die Handwerker ihre Fahrzeuge tagelang auf deren Garageneinfahrten abstellten, erreichte uns nicht eine Klage (Danke hierfür!). Solche Lösungen sind aber nicht überall möglich, und Nachbarn sind bekanntlich nicht immer nett.
Wenn die Stadt in den Quartieren laufend Parkplätze wegzaubert, um uns zu besseren Menschen zu machen, so mag das in Neubaugebieten halbwegs funktionieren. Gerade jetzt sind aber wieder zwei Strassenbauprojekte aufgelegt: Beim Milchbuck und an der Zollstrasse sollen 65 von 95 Parkplätzen verschwinden. So geht das seit Jahren. Die Anzahl Fahrzeuge hat deswegen nicht abgenommen, im Gegenteil. Nur der Suchverkehr hat zugenommen. Für Handwerker, Servicetechniker, Reinigungsdienste, Gärtner, Lieferdienste oder Umzugshelfer wird es immer schwieriger.
Die Zeit für Parkplatzsuche, Umparkieren, Hin- und Herlaufen etc. bezahlen übrigens nicht die Handwerker. Sondern jene am Ende der Nahrungskette: Die Mieter, Genossenschafter oder Eigenheimbesitzer. Sie bezahlen auch die Parkgebühren, in der City 23 Franken pro Tag. Nur die Parkbussen müssen die Handwerker, die selten rosige Löhne haben, persönlich berappen.
Ich frage mich, wie die Stadt in Zukunft Gebäudeunterhalt und Versorgung sicherstellen will, wenn wir dereinst allesamt perfekte Menschen sind. Aber vielleicht will sie ja einfach, dass wir alle mit dem Auto arbeiten gehen, damit in den Quartieren tagsüber Parkplätze frei werden…?
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Kommentare anzeigen Hide commentsSie wollen also als “Liberaler” erreichen, dass die Gemeinden öffentliche Parkplätze anbieten müssen? Weil die Hauseigentümer/innen nicht aus eigener Initiative private Parkplätze einrichten? Damit stehen Sie aber ziemlich quer zum politischen Credo der FdP …
Sie jammern auf hohem Niveau, Herr KR Bourgeois: Sie wohnen in einem Villenquartier. Ihre Villa hat viel Umschwung. Da ist genügend Platz für drei private Parkplätze.
Erstens dürfen Private nicht beliebig viele Parkplätze bauen (was nicht sonderlich liberal ist), und zweitens macht es für ein EFH wohl keinen Sinn (und ist meist auch gar nicht möglich), einen fast immer leeren PP bereitzuhalten, auf dem auch Lieferwagen parkieren können. Ein Stichwort wäre auch “Bodenversiegelung”. Und zu Ihrem Neid-Kommentar: “Meine” Villa gibt es nicht, ich bin Mieter.