1. Wirtschaft

Stimmungsbild aus Deutschland

“Miese Motivation – Mehr als ein Drittel macht Dienst nach Vorschrift”

“Frankfu​​​​​rter Allgemeine Zeitung” vom Mittwoch, den 22.03.2017 (Auszug)

“Die Wirtschaft in Deutschland brummt. Doch viele Beschäftigte schätzen ihre Chefs und ihre Arbeitsstelle kaum: Mehr als ein Drittel macht nur Dienst nach Vorschrift und erschreckend viele haben innerlich gekündigt.
  • Die Wirtschaft boomt, aber viele Deutsche machen bloß Dienst nach Vorschrift.
  • Viele Beschäftigte meckern über ihre Chefs. Die Chefs selbst dagegen sind mit sich hochzufrieden.
  • 15 Prozent der Arbeitnehmer haben schon innerlich gekündigt.

Haben Sie sich in letzter Zeit mal gefragt, ob Sie sich nach einer neuen Stelle umsehen sollten? Ob Ihr Arbeitsplatz wirklich noch das Richtige für Sie ist? Dann sind Sie nicht allein! Während die Wirtschaft in Deutschland boomt, schaffen es weiterhin nur wenige Unternehmen, ihre Mitarbeiter so an sich zu binden, dass sie wirklich mit Herz und Verstand voll dabei sind. Satte 70 Prozent der Beschäftigten machen nur Dienst nach Vorschrift. Bei 15 Prozent ist es noch schlimmer: Sie haben schon innerlich gekündigt.

Das sind die Ergebnisse der repräsentativen Gallup-Studie zur Mitarbeiterzufriedenh​​​​​eit in Deutschland, die an diesem Mittwoch für das Jahr 2016 erschienen ist. An der Befragung haben sich 1413 Beschäftigte beteiligt und Auskunft über ihre emotionale Bindung an den Arbeitgeber, ihr Engagement und ihre Motivation bei der Arbeit gegeben. Das Beratungsunternehmen Gallup befragt schon seit dem Jahr 2001 alljährlich deutsche Arbeitnehmer auf diese Art und Weise.

Miserable Feedba​​​ck-Kultur

Do​​ch offenbar wissen die Arbeitgeber die positive Einstellung zur Arbeit nicht genügend für sich zu nutzen. In vielen Bereichen, die Mitarbeitern wichtig sind, klaffen deren Wünsche und die Wirklichkeit noch immer auseinander. Am meisten ist das so, wenn es um die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben geht. Aber auch mit ihren Chefs sind viele Beschäftigte unzufrieden. Die Bezahlung findet sich auf der Rangliste, was Arbeitnehmern wichtig ist, zwar nur im Mittelfeld. Dennoch klaffen hier Wünsche und Wirklichkeit ebenfalls recht weit auseinander.

Für besonders problematisch halten die Studienautoren diese Entwicklung gerade wegen der guten Konjunktur: „Die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt haben sich gedreht“, sagt Marco Nink, Seniorberater bei Gallup. „Früher suchten qualifizierte Bewerber nach Stellen, heute suchen Unternehmen händeringend nach qualifizierten Bewerbern.“

Die Berater bemängeln vor allem die Führungsqualität der deutschen Chefs. Vielerorts sei die Feedback-Kultur miserabel. Nur rund jeder zweite Mitarbeiter habe in den vergangenen zwölf Monaten überhaupt einmal mit dem Vorgesetzten über seine Leistungen gesprochen. Und obwohl sich viele Mitarbeiter über das Verhalten ihrer Chefs beschwerendie wenigsten Führungskräfte sehen Handlungsbedarf. Im Gegenteil: Sie sind total zufrieden mit sich selbst. 97 Prozent gaben in der Befragung an, sich für eine gute Führungskraft zu halten.” – doch trifft dies nicht zu.
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Comments to: Stimmungsbild aus Deutschland
  • März 22, 2017

    Herr W. Meyer sie schreiben:

    “Mehr als ein Drittel macht nur Dienst nach Vorschrift und erschreckend viele haben innerlich gekündigt.”

    Vielle​icht denken viele Arbeitnehmer dass ihre Chefs sich unbekümmert nur in ihren hohe Salären suhlen und sie zu wenig oder gar nicht mit berücksichtigt werden. Fehlt so nicht die Motivation.?

    Wenn alles rund läuft, ist es nicht sehr schwierig, eine gute Führungskraft zu sein. Erst in Krisenzeiten zeigt sich, wer wirklich kompetent ist und das Unternehmen und sein Team geschickt durch die stürmischen Zeiten manövriert. Doch es gibt auch Zeitgenossen und Führungskräfte, die grundsätzlich das Arbeitsleben und manchmal sogar das Privatleben ihrer Mitarbeiter schwer oder sogar zur Hölle machen.

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  • März 23, 2017

    Es liegt wohl vielfach am modernen, anonymen, komplizierten Management.
    Dies bringt nicht selten Führungskräfte, welche zwar irgendwelche akademischen Titel tragen, aber von der Branche und der eigentlichen Tätigkeit wenig bis keine Ahnung haben.

    Auch fehlt es oft an der Menschenführung, dabei wäre es doch so einfach, Mitarbeiter einfach so zu behandeln, wie man gerne selbst an ihrer Stelle behandelt werden möchte.
    Vielfach gibt es fragwürdige Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenh​eit wobei die Führungskräfte Kritik aber lieber nicht hören wollen und nicht selten Restriktionen zu erwarten sind. So machen diese Umfragen aber keinen Sinn und sind eine reine Alibiübung.

    Bereits bei den heutigen Einstellungsgespräche​n könnte man sich fragen, ob man nicht besser vorher Schauspielunterricht nehmen sollte, um auf alles Mögliche und Unmögliche auf welches da geachtet wird besser vorbereitet zu sein. Man muss sich „verkaufen“ können heisst es, ich meine Sklaven wurden früher verkauft, man verkauft höchstens seine Arbeitsleistung, aber doch nicht sich selbst.

    Mit teilweise fragwürdigen Methoden werden Leistung & Qualität der Arbeit gemessen wie Matthias Binswanger es in „Sinnlose Wettbewerbe – Warum wir immer mehr Unsinn produzieren“ treffend beschreibt:

    »Je mehr Wettbewerb – umso besser«: Schließlich soll sich doch der, die oder das Beste durchsetzen. Also versucht man, auch dort, wo es keinen Markt gibt, künstliche Wettbewerbe zu inszenieren, um z.B. Wissenschaft, Bildung oder Gesundheitswesen auf Effizienz zu trimmen. Doch dies führt nicht zu mehr Qualität, sondern dazu, dass viele Menschen freudlos und gestresst mit Akribie und Fleiß Dinge hervorbringen, die niemand braucht. Der kompetente Autor vertritt die Meinung, dass diese Produktion von Unsinn zwar Arbeitsplätze schafft, doch fatale Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hat: Sinn wird durch Unsinn verdrängt, Qualität durch Quantität. Diese Entwicklung führt zu einer schleichenden, noch kaum erkannten Pervertierung der Marktwirtschaft, die entschieden bekämpft werden muss.

    https://www.​youtube.com/watch?v=D​d2Xkbr-u9s

    Dann gibt es bei der Arbeit verschiedene Gruppen, da Arbeit nicht gleich Arbeit bedeutet:

    Auseinander driftende Arbeitswelten
    “Währe​nd sich für die Globalisierungsverlie​rer Arbeit mehr denn je nach Zwang anfühlt, nach purer Daseinsnotwendigkeit,​ sieht die gebildete Mittelschicht sie als Mittel zur Selbstverwirklichung.​ Während die einen sich in ihrem Berufsleben mit einer immer breiter werdenden Definition dessen abfinden müssen, was für sie als zumutbar zu gelten hat („Es gibt keine Drecksarbeit“), wird Arbeit im oberen Bereich zu einem großen Abenteuer, auf das man schon lange begierig gewartet hat. Das moderne Individuum arbeitet nicht aus Not oder äußerem Zwang, sondern aus einem inneren Trieb. Weil es nämlich meint, nur so ganz zum Menschen zu werden.”

    So gibt es Gewinner & Verlierer:
    “Auf der Strecke bleiben all diejenigen, die im Kampf um Aufmerksamkeit weniger aufzubieten haben: die Stillen, die Schüchternen, die Introvertierten, die Unscheinbaren, die weniger Robusten, die weniger Vorschnellen, die Komplizierteren, die Sensiblen, die Melancholischen, die Selbstzweifler, die nicht so Vorzeigbaren; diejenigen, denen ein Lächeln nicht so leicht über die Lippen geht, die erst einmal nachdenken, bevor sie mit der Lösung rausplatzen – sie alle sammeln sich mit derselben Zwangsläufigkeit auf den unteren Rängen, mit der die anderen nach oben steigen.” So beschreibt es treffend der Buchautor Ulrich Renz.

    Weiterer Faktor ist das teilweise Überangebot an Arbeitskräften, welches wir nicht zuletzt der Globalisierung und der PFZ zu verdanken haben. Nicht wenige Schweizer sorgen sich um ihren Arbeitsplatz, was von der Politik und Wirtschaft vor Abstimmungen gerne dazu genutzt wird, die Stimmbürger dahingehend mit Angst zu manipulieren, so dass Abstimmungen in ihrem Sinne ausgehen.

    In immer mehr Branchen sind sogenannte QS – Systeme involviert, welche die Arbeit immer mehr standardisiert und normiert, so dass der Handlungsspielraum nicht selten ein Kreis mit Radius 0 wird und man so auch leicht ersetzbar wird.

    Wie seltsam es in der Wirtschaft zu und her geht sieht man auch daran, dass ein Arbeitnehmer zuerst die Leistung erbringen muss, ehe er den Lohn bekommt. Der Mieter einer Wohnung muss ZUERST bezahlen, ehe er die Leistung bekommt, sprich die Wohnung benutzen darf.

    Auch die Arbeitszeugnisse sind einseitig auf die Beurteilung eines Arbeitnehmers ausgerichtet. Ein Teil wo der Mitarbeiter im Gegenzug die Firma und die Vorgesetzten beurteilen kann sucht man vergebens.

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