Gelegentlich kommt man sich alt vor. Oder hätten Sie gewusst, dass in diesem Jahr die Streetparade schon zum zwanzigsten Mal stattfindet? Tatsächlich startete dieser heutige Riesenanlass mit 1000 Teilnehmern und sieben kleineren Lastwägelchen im Jahr 1992 als Demo. Anscheinend war es damals noch nicht möglich, in der Stadt Zürich eine Bewilligung für einen Tanzanlass auf der Strasse zu beantragen. So gab der Initiant Marek Krynski einfach eine Bewilligung ein für eine „Demonstration für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz“. Auf der offiziellen Homepage www.streetparade.ch kann der Interessierte die Geschichte des heute wohl grössten Anlasses in der Stadt nachvollziehen. Bereits 1993 kamen 10‘000 Leute und als Stadtrat Robert Neukomm die Durchführung 1994 verbieten wollte, weil nur ein kleiner Teil der Bevölkerung interessiert und die Nebenwirkungen für die Stadt zu belastend seien, erntete er so viel Unverständnis, dass er auf seinen Entscheid zurückkam. Es fand sich niemand, der mit Neukomm einig war, auch nicht wir von der SVP. Es kamen dann 30‘000 Leute. Zum zehnjährigen Jubiläum schlug die Streetparade alle Erwartungen. Eine Million Raver und Schaulustige wurden seither nicht mehr erreicht. Eine solche Menge an Leuten lässt auch an Risiken denken. Was würde passieren, wenn ein Attentat verübt würde, was, wenn eine Panik ausbräche? Die Ordnungs- und Rettungsdienste würden vor unglaubliche Probleme gestellt und die Führung einer derartigen Menschenmenge ist nicht einfach lösbar. Die Leute müssen irgendwie anreisen, unterkommen, verpflegt werden und sich erleichtern. Hotelbetten sind weitgehend ausgebucht, Campingplätze ohnehin voll und die Restaurants dürfen in der Innenstadt auf guten Umsatz hoffen. Die Entsorgung kostet den Veranstalter Fr. 300‘000, was auf den generell beeindruckenden Infrastrukturaufwand des Grossanlasses hinweist. Die Streetparade hat ihre finanzielle Sorglosigkeit längst verloren. Ohne Sponsoren könnten die Kosten nicht getragen werden. Die letzten Jahre mit schlechtem Wetter führten zu Defiziten. Der Riesensause droht das Aus, wenn es nochmals schlechtes Wetter mit kleiner Beteiligung und wenig Konsumation gibt. Nach den 21 Paniktoten anlässlich der Love Parade in Duisburg letztes Jahr, zeitlich unmittelbar vor der Streetparade, kamen die Fragen nach den Risiken erst richtig auf. Engpässe wie die Quaibrücke liegen auf der Umzugsroute und können nicht durch Seitengassen umgangen werden. Es besteht die Gefahr, dass Menschen an Geländern oder auch Love Mobiles zerdrückt werden. Die Streetparade ist trotz allem ein faszinierendes Phänomen. Es ist zu hoffen, dass auch ihr zwanzigstes Jubiläum ohne ernste Zwischenfälle verläuft. Vielleicht sehe ich mir das diesmal sogar aus der Nähe an – es wäre meine Première.
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