„In der Reform der ärztlichen Vergütung bleiben zwei entscheidende Punkte aussen vor. Der Tardoc ist, wie sein Vorgänger, ein Tarif, der landesweit gelten wird. Unterschiede in der Vergütung gibt es nur über die kantonal differenzierten Taxpunktwerte (z. Bsp. 89 Rp. in Zürich, 97 Rp. in der Waadt). Hinzu kommt, dass ein sogenannter Kontrahierungszwang herrscht. Somit ist jeder zugelassene Arzt berechtigt, zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung Leistungen abzurechnen. Versicherer können die Vergütung von ärztlichen Leistungen nur verweigern, wenn die Erbringung nicht indiziert war, wobei die Beweislast auf ihrer Seite liegt. Damit ist der Spielraum für die Ärzte gross und die Zurückhaltung bei der Leistungserbringung klein, zumal die Selbstbeteiligung der Patienten niedrig ist.
Moral Hazard auf beiden Seiten des Marktes trägt wesentlich zu den hohen Kosten der medizinischen Versorgung bei. Von daher wäre es dringlich, den Vertragszwang aufzuheben und den Versicherern zu erlauben, dass sie selektiv mit einzelnen oder Gruppen von Ärzten kontrahieren. Dass sie dabei eigene Vergütungsformen umsetzen, sollte ihnen erlaubt sein.
Der Gesundheitspolitik fehlt es an Willen und Kraft zur Reform. Versicherer und Leistungserbringer sind kartelliert und nehmen Einfluss auf die kantonalen und die nationalen Parlamente.“ (Stefan Felder in Finanz und Wirtschaft vom 14.3.2022)
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Kommentare anzeigen Hide commentsNa ja, ich hatte die Wahl den Hausarzt oder die Krankenkasse zu wechseln. Die Gemeinschaftspraxis arbeitete plötzlich nicht mehr mit einer Billigkrankenkasse zusammen.
Wie bereits mitgeteilt, sehe ich mögliche Sparmassnahmen folgendermassen:
Ambulant vor Stationär entlastet Kantone und belastet den Prämienzahler. Überführungen von Spitälern/Kliniken in AGs, Wirtschaftlichkeit inkl. Tarmed (mit Tardoc wird es wohl nicht anders) und Tarspy (Bettenschnelldurchlauf) hilft auch nicht zwingend zu sparen, weil dann wegen Sparmassnahmen eine \”Drehtür\” eingeführt wird und Patienten immer wieder in Spitälern resp. Praxen landen. Die Angehörigen, das Umfeld inkl. Arbeitgeber leiden mit. Ärzte nehmen sich nicht (mehr) genügend Zeit um eine korrekte Diagnose zu erstellen und lesen auch scheinbar die Berichte nicht mehr. Die Pflege achtet nicht auf den Patienten und gibt entsprechend den Ärzten keine Hinweise auf den Gesundheitszustand. Als Folge ist die mögliche fehlerhafte Therapie und unnötiges mehrfaches Stellen der gleichen Fragen.
Aber das Gesamtbild wird wohl nicht wirklich angeschaut, da man im Spital \”eine Nummer\” ist und bei Wiedereintritt als andere \”Nummer\” in der Rechnung erscheint?