Sohn oder Tochter sitzen am Bildschirm und chatten. Mami und Papi sind selber ohne Internetzugang aufgewachsen. Sie haben keine Ahnung, dass Chaträume einem pädosexuellen Täter die Möglichkeit eröffnen, anonym an die Tochter oder an den Sohn heranzukommen. Täter können das Kind unter falscher Identität („ich bin weiblich und 13“) zu intimen Äusserungen animieren und sie später – unter Druck – damit erpressen. Nicht selten bringen die Täter ihre Opfer dazu, sie real zu treffen. Das Opfer verabredet sich mit einer virtuellen jungen Chatpartnerin, die in Wirklichkeit ein 40-jähriger Mann ist.
Mami und Papi können sich nicht vorstellen, dass das Internet eine ideale Plattform bietet, um sexuelle Übergriffe oder Cyberbullying, also Mobbing per Internet, auszuführen.
Internet-Chatroom: Lieblingsort für pädosexuelle Täter
Chatten ist – kurz gesagt – die direkte Kommunikation vieler Menschen via Internet und geschriebene Sprache.
Die Ausübung sexueller Übergriffe und Belästigungen verlagern sich je länger je intensiver in Internet-Chatrooms: Hier kann der Täter so lange anonym bleiben wie er will. Opfer hingegen sprechen nur wenig mit Eltern oder mit Lehrern über solche Taten. Zum einen aus Angst, da die Täter den Opfern häufig damit drohen, sie zu finden und zu bestrafen, wenn sie jemandem davon erzählen. Zum anderen aus Schamgefühl.
Cyberbullying: Lieblingsform von Mobbing
Wer den Kollegen oder die Klassenkameradin tyrannisieren bzw. mobben will, tut dies am Einfachsten per Internet. Es ist ein Leichtes geworden, per Montage einen Jugendlichen zu einem Darsteller in einem Pornofilm zu machen oder den Kopf der Kollegin mit einem nackten Körper per Verteilerliste ins Netz zu setzen. Erniedrigung oder Androhung von Gewalt im Internet ist eine neue Form von Psychoterror, die den Namen Cyberbullying trägt. Das Phänomen nimmt stark zu, viele Kinder und Jugendliche leiden darunter.
Wenn die Eltern nicht überrollt werden wollen…
…dann steht eine generelle Förderung der Medienkompetenz von Eltern, aber auch von Kindern, Jugendlichen und Lehrern im Vordergrund. In den USA, wo das Problem längst erkannt ist, werden Kinder in der Schule auf Internetgefahren vorbereitet. Eltern brauchen dringend Unterstützung, da sie in diesem Bereich nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen können. Sie benötigen Anleitungen; wichtige und einfache Regeln wie zum Beispiel: Internetnutzung darf nicht im Kinderzimmer stattfinden, sondern in einem Raum, den alle Familienmitglieder regelmässig benutzen.
Nicht nur die Eltern sind gefordert; auch die Politik!
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Stimmt: Das Verhalten Erwachsener betreffend privater Daten ist nicht immer ein gutes Vorbild! Was die Eltern angeht, so gibt es durchaus viele sehr verantwortungsvolle Eltern, welche in Sachen Internet dennoch überfordert sind. Der Verkehrspolizist, den es übrigens schon zu meiner Zeit gab (!), begleitet seit Jahrzehnten sämtliche Schülerinnen und Schüler meines Kantons. Der ist gesellschaftlich akzeptiert. Mir sind keine Eltern bekannt, welche ihren Kindern nicht beibringen, wie man sich im Verkehr benimmt. Dennoch bringt der Strassenpolizist in der Schule einen Mehrwert. Warum nicht einen Mehrwert bringen, wo das Wissen im Vergleich zum Strassenverkehr massiv geringer ist, nämlich beim Internet? Oder warum nicht, nebst Gefahren des Verkehrs, Gefahren des Internets beibringen?