Gemäss Bun­des­amt für Sta­tis­tik leben in der Schweiz ein paar tau­send le­dige Men­schen mehr als ver­hei­ra­te­te. Doch des­we­gen gleich die Fa­mi­li­en­po­li­tik​ umzupflügen, wie Bundesrätin Som­ma­ruga das will, ist al­lein des­halb schon überhastet, weil zu den Le­di­gen auch die Kin­der gezählt wer­den. Im heiratsfähigen Alter ste­hen etwa drei­ein­halb Mil­lio­nen Ver­hei­ra­tete 1,8 Mil­lio­nen Le­di­gen gegenüber. Also dop­pelt so vie­le. Schei­dun­gen gehen leicht zurück, Hoch­zei­ten neh­men zu. Die Ehe ist kein überholtes Mo­dell. Wo also liegt die Recht­fer­ti­gung für ein Gut­ach­ten, das die Jus­tiz­mi­nis­te­rin​ aus­ge­rech­net der Bas­ler Rechtspro­fes­so­rin In­ge­borg Schwen­zer in Auf­trag ge­ge­ben hat? Denn darin be­fin­den sich unter einer auch durch­aus nüchternen Aus­le­ge­ord­nung so ra­di­kale Ide­en, dass deren Um­set­zung teil­weise sogar einen Rückschritt bedeutet.

So soll das In­zest­ver­bot hin­ter­fragt wer­den oder durch die Zu­wan­de­rung be­dingt das Ver­bot der Po­ly­ga­mie. Letz­te­res hat denn auch prompt den Schwei­zer Kon­ver­ti­ten Qaa­sim Illi samt der Burkaträgerin Nora Illi vom Is­la­mis­ti­schen Zen­tral­rat auf den Plan ge­ru­fen. Ju­belnd über die auf­kom­mende Morgenröte der Scha­ria in der Schweiz. Ein wei­te­rer Vor­schlag will al­leine der bio­lo­gi­schen Mut­ter das Recht zu­spre­chen, zu be­stim­men, wer und ob noch je­mand El­tern­teil wird. Und zu guter Letzt sol­len die Be­zie­hun­gen in einer Art Be­zie­hungs­au­to­ma​­tis­mus der Ehe gleich­ge­setzt wer­den. Diese soll zum rein sym­bo­li­schen Akt erklärt wer­den. Ringe wech­seln und so. Mit­wir­kende des Gut­ach­tens sind von Po­le­mik und Kri­tik be­trof­fen und fin­den, lau­tes Den­ken sei schliess­lich nicht ver­bo­ten. Rich­tig. Doch darf man wohl ebenso laut weiterdenken.

Nur, dass es klar ist: Die freie Wahl der Le­bens­form gehört zu den Grund­prin­zi­pien des mo­der­nen Staa­tes. Ob Kon­ku­bi­nat, ein­ge­tra­gene Part­ner­schaft, Ehe, Patchwork-und Re­gen­bo­gen­fa­mi­l​i­en, der Staat hat keine Vor­schrif­ten zu ma­chen. Aber auch nicht- wie im Gut­ach­ten vor­ge­se­hen- dazu, wann und in­wie­fern eine Be­zie­hung eine Be­zie­hung zu sein hat. Paare wis­sen das selbst und für allfällige ver­trag­li­che Übereinkünfte, wel­che un­ver­hei­ra­tete Paare ge­gen­sei­tig ab­si­chern, brau­chen sie keine Wei­sung des Bun­des. Auch hei­ra­ten ist schliess­lich ein frei­wil­li­ger Akt. Zu­min­dest bei uns.

Die Idee, Le­bens­ab­schnitts­p​art­ner­schaf­ten der Ehe gleich­zu­stel­len, be­deu­tet einen ra­di­ka­len Umbau der Ge­sell­schaft. Zumal die Tren­nungs­rate wohl nicht klei­ner wird, wenn sich die Be­zie­hung an­ders nennt. Die Ehe ist als Ge­mein­schaft zwi­schen Mann und Frau in der Ver­fas­sung fest­ge­schrie­ben und steht unter be­son­de­rem Schutz. Das Ehe­recht ist ein mo­der­nes Ge­set­zes­werk, das immer wie­der re­no­viert wur­de. Wenn wei­tere An­pas­sun­gen nötig sind an­ge­sichts der Tat­sa­che, dass immer mehr Kin­der in neuen Fa­mi­li­en­kon­stel­​la­tio­nen auf­wach­sen, dann müssen diese beim Kind an­set­zen. Kin­der haben keine freie Wahl. Man kann dort die Ali­mente erhöhen, wo dies im Ein­zel­fall zum Schutz von Kind und El­tern­teil er­for­der­lich ist, oder die Ver­fah­ren für das ge­mein­same Sor­ge­recht von ge­mein­sa­men Kin­dern in Kon­ku­bi­nats­be­zie​­hun­gen erleichtern.

Aber alles kann man nicht. Die Nei­gung, den Trend zur Norm zu erklären und den be­lie­bi­gen Wunsch in ein Re­gel­werk zu gies­sen, führt zu einer immer grösseren Zer­split­te­rung der Ge­sell­schaft. Die Ehe ist alles an­dere als ein Aus­lauf­mo­dell, sonst würde sich nicht die grosse Mehr­heit nach ihr rich­ten. Sie bil­det mit ihren Wer­ten eine wich­tige Grund­lage des Zu­sam­men­le­bens und nicht die schlech­tes­te. Nach­hal­tig ist und in gutem Sinne kon­ser­va­tiv, dass man das Bewährte erst in Frage stellt oder gar auf­gibt, wenn das Neue bes­ser ist. Das muss sich in einer Ge­sell­schaft ohne die Ehe als Tra­di­tion erst er­wei­sen.

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Comments to: Upps. Zu laut gedacht.
  • Mai 27, 2014

    “Die Ehe ist als Ge­mein­schaft zwi­schen Mann und Frau in der Ver­fas­sung fest­ge­schrie­ben und steht unter be­son­de­rem Schutz. Das Ehe­recht ist ein mo­der­nes Ge­set­zes­werk, das immer wie­der re­no­viert wur­de.”

    Die Ehe auf Heteros beschränken wollen und dann von modern reden…

    In den Grundrechten steht Art. 14 bisher:

    “Das Recht auf Ehe und Familie ist gewährleistet.”

    Da​ss dieses Recht auf Mann und Frau beschränkt sein soll, will erst die CVP neu reinschreiben.

    Und nun die Gretchenfrage: wie halten Sie es mit der Ehe von Homosexuellen? Warum sollen die nicht auch heiraten dürfen?

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    • Juli 19, 2021

      Gleichgeschlechtlichk​eit ist weder Krankheit noch Straftat, sondern Lebensform (gem. Bundesverfassung legitim).

      Somit ist diese Lebensform nicht zu diskriminieren, wie zeitweilig im Gesundheitswesen, wo Gleichgeschlechtliche​ im Spitalfall (Notfallstation) nicht zugelassen werden, oder man z. B. HIV-Pharma-Propaganda​ fährt auf dem Rücken dieser Lebensform.

      Da die Naturgesetze anderes vorsieht, bin ich für Gleichstellung Gleichgeschlechtliche​r Partner/Innen analog der Ehe, nicht aber für Adoption von Kindern, denn diese leiden, genau so wie z. T. Behinderte Kinder gehänselt und diskriminiert werden.

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    • Juli 19, 2021

      Dass Homosexualität keine Krankheit ist, da sind wir uns einig. Aber wennn unfruchtbare Hetero-Paare Kinder adoptieren dürfen -obwohl die Natur ja nicht vorsieht, dass sie Kinder haben- dann sollten das auch Homo-Paare dürfen. Die Behauptung, dass die Kinder dann gehänselt würden, ist perfide. Sie nimmt Intoleranz als Grund, um Intoleranz beizubehalten.

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  • Mai 27, 2014

    Dass BR Sommaruga alles umpflügen und alles verstaatlichen will ist nichts Neues, schön dass die CVP dies nun auch langsam einsieht.

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    • Juli 19, 2021

      Doch, das ist neu, Frau Habegger. Weiss es Frau Sommaruga bereits?

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    • Juli 19, 2021

      Die Verursacherin sollte als erste eingeweiht sein zumal sie es ja derzeit selber ist, welche diesem Land und dessen Bevölkerung derzeit am meisten Schaden zufügt in jensten Bereichen. Aber leider hat sie es noch nicht erkannt und sucht immer neue Probleme, statt Lösungen.

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    • Juli 19, 2021

      http://www.ejpd.admin​.ch/content/dam/data/​bj/dokumentation/fami​lienrecht/gutachten-s​chwenzer-d.pdf

      Der​ vorliegende Bericht befasst sich mit einer grundlegenden Neugestaltung des schweizerischen Familienrechts und wurde im Auftrag des Bundesamtes für Justiz angefertigt. Hintergrund ist das Postulat 12.3607 Fehr „Zeitgemässes kohärentes Zivil- insbesondere Familienrecht“, das im Jahre 2012 vom Parlament überwiesen wurde. Das Postulat hat folgenden Wortlaut:

      „Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht darzulegen, wie unsere rechtlichen – in erster Linie zivil- und insbesondere familienrechtlichen – Grundlagen den heutigen und künftigen gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden können. Dabei ist insbesondere den neuen Familienformen, wie beispielsweise der steigenden Anzahl von Konkubinatspaaren im Alter, der Zunahme an binationalen Ehen sowie dem Grundsatz der Gleichberechtigung der unterschiedlichen Lebensformen Rechnung zu tragen.“

      Hier der ganze Text des Postulates:

      http:/​/www.parlament.ch/d/s​uche/seiten/geschaeft​e.aspx?gesch_id=20123​607

      Das Postulat wurde vom Parlament überwiesen, und das Bundesamt für Justiz hat auftragsgemäss einen Bericht in Auftrag gegeben. Das Gutachten von Prof.Dr. Ingeborg Schwenzer vom August 2013 wird jetzt breit diskutiert.

      Frau Bundesrätin Sommaruga sucht also keine neuen Probleme, wie Frau Habegger meint, sondern sie hat einen Auftrag des Parlamentes erfüllt. So einfach ist das.

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    • Juli 19, 2021

      BR Sommaruga und ihre Gefolgschaften suchen immer neue Analysten/Berichtlima​​cher um Volksaufträge nicht umsetzen zu müssen. Dass sich so jemand Volksvertreterin nennen darf, ist wohl derzeit das grösste aller ungelösten Rätsel hierzulande. Linker Filz, regiert am Volk vorbei, die SP will ja auch in den EU-Sumpf, weil unfähig die Schweiz zu vertreten.

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    • Juli 19, 2021

      Frau Habegger, das Bundesamt für Justiz hat pflichtbewusst einen Auftrag des Parlamentes erfüllt. Glücklicherweise kennen wir in der Schweiz die Unterscheidung zwischen Legislative und Exekutive (und Judikative).

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    • Juli 19, 2021

      Breite Diskussionen, Analysen, Statistiken etc. verursachen immer mehr Kosten zu Lasten der Allgemeinheit, geholfen ist niemandem ausser diversen Bürokraten.

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  • Mai 27, 2014

    Na, dann passen Sie aber auf Concita Wurst auf. Härtwürste können nämlich auch schmerzen. Und Phoenixe hat scharfe Schnäbel.

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  • Mai 29, 2014

    Ja, wie soll sich zur Frauen- und Gleichstellungspoltik​ endlich verankern?

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  • Mai 30, 2014

    Es wird ja gar nichts “umgepflügt”, Frau Binder, und das wissen Sie. Der Bundesrat hat lediglich eine Vernehmlassung auf die Reise geschickt.

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  • Juni 1, 2014

    Was Sie hier, Frau Binder, über Lebensform und Ehe schreiben, finde ich absolut richtig und unterstützenswert.


    Was die Verwaltungs-Gutachter​ei und die dahinterstehenden Ideologien daraus machen wollen, ist hingegen komplett falsch und bekämpfenswert.

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