1. Gesellschaft

Vertrag betr. einvernehmlichen Geschlechtsverkehr

Von den USA an­ge­trie­ben, schrei­tet der ge­sell­schaft­li­che​ Fort­schritt wei­ter !

Wer im Internet unter relevanten englischen Stichworten nachschaut, wird eine Unzahl von Gremien, Anwaltskanzleien, Universitäten, Parlamenten von US Teilstaaten und Experten finden, die sich zum untenstehenden Thema äussern und konkrete Empfehlungen für das Vorgehen geben. Hier der Versuch eines jungen Paares.

VERTRAG betreffend einmaligen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr

zwischen

Frau Virgin Vakhina und Herrn Ereghtion Stark, Studierende.

San Franzisco, 25. Dezember 2017, 21:35 Uhr.

PRÄAMBEL

Wir sassen uns heute abend in der Mensa der Universität beim Nachtessen am gleichen Tisch zum ersten Mal gegenüber. Wunderbar flackernde Neonkerzen auf Tannenzweigen aus reinstem Plastik im Raum zeigten uns, dass Weihnachten war, das Fest der Liebe. Wir haben uns sofort gegenseitig sympathisch gefunden, haben wir doch beide einen Hamburger mit darauf noch einer Scheibe geschmolzenen Schweizerkäses gegessen. Dieser deckungsgleiche Geschmack verriet uns eine tief im Unbewussten angelegte seelische Übereinstimmung. Wir stellten dann auch noch fest, dass wir uns gegenseitig sehr attraktiv fanden. Wir haben deshalb am Schluss des Nachtessen, um 21:30 Uhr beschlossen, die heutige Nacht gemeinsam im Zimmer von Virgin beim Geschlechtsverkehr zu verbringen. Für beide von uns Neuland. Wir schliessen deshalb gemäss der Forderung unserer Universität diesen Vertrag ab, der zeigt, dass wir das einvernehmlich tun wollen. Wie gewisse Gremien in Kalifornien zusätzlich fordern, werden wir den Vertrag dadurch in Kraft setzen und jederzeit als rechtlich gültig abgeschlossen nachweisen können, indem wir ihn gemeinsam, aber ohne jeglichen Körperkontakt, vor uns halten und dann von uns auf unseren Smartphones ein Selfie machen.

Gemäss der Vorschrift unserer Universität legen wir hier fest, wie dieser Geschlechtsverkehr vor sich gehen wird, indem wir die geplanten Handlungen auflisten. Bevor Ereghtion eine der Handlungen einleitet, muss er die Zustimmung von Virgin erhalten. Sie hat jederzeit das Recht „STOPP“ zu sagen, womit jede weitere Handlung verboten wird! Ereghtion muss sich dann sofort anziehen und den Raum verlassen, ohne Virgin nochmals zu berühren oder anzuschauen. Sollte Ereghtion diese Vorschrift verletzen, wird Virgin sofort vor Gericht eine Klage wegen sexueller Übergriffe einreichen. Er trägt dann selber die Verantwortung dafür, von der Universität aus dem Studium entlassen zu werden. Zusätzlich wird Virgin in 30 Jahren eine Pressekonferenz einberufen, an der Ereghtions Übergriffe an einer wehrlosen Frau einer weiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.

Die Handlungen dürfen nur genau so ausgeführt werden, wie hier beschrieben. Wird z.B. vorgesehen, dass Ereghtion eine Hand von Virgin halten darf, so bedeu-tete das zusätzliche Streicheln des Unterarms durch ihn eine Vertragsverletzung und somit einen sexuellen Übergriff.

ABLAUF DES EINVERNEHMLICHEN GESCHLECHTSVERKEHRS.

Handlung 1: Nach Ankunft in Virgin’s Zimmer, müssen sich beide zuerst duschen, Virgin zuerst, dann Ereghtion. Da die Dusche nur durch eine Glastüre vom Schlaf-zimmer getrennt ist, muss derjenige, der nicht duscht, zum Fenster hinausschauen. Sollte einer doch dem anderen beim Duschen zuschauen, wird das als sexueller Übergriff beurteilt.

Handlung 2: Nach dem Duschen zieht Virgin wieder ihren Büstenhalter, das Unterhemd und die Unterhose an und steigt ins Bett und deckt sich bis oben mit der Bettdecke zu. Nach dem Duschen zieht auch Ereghtion wieder seine Unterhose und sein Leibchen an. Während dieses Wiederanziehens der Unterwäsche muss der Blick des anderen weiterhin zum Fenster hinaus gerichtet bleiben.

Handlung 3: Wenn Virgin jetzt Ereghtion ruft, darf er sich zu ihr aufs Bett setzen, dabei darf er sie nicht berühren. Seine Beine muss er draussen hängen lassen.

Handlung 4:Ereghtion darf jetzt Virgin in die Augen schauen und sagen: „Du hast aber schöne blaue Augen“. Sie darf dann erfreut lächeln, ohne ihn anzuschauen, muss aber dafür sorgen, dass eine Locke ihrer langen blonden Haare auf dem Kissen auf die Seite von Ereghtion zu liegen kommt.

Handlung 5: Ereghtion darf jetzt Virgin’s Locke zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger seiner rechten Hand durchgleiten lassen und dazu sagen: „Deine Haare sind wie goldene Seide“. Sie darf dann erfreut lächeln und ihn kurz anschauen.

Handlung 6: Ereghtion darf jetzt mit seiner rechten Hand ihre linke Hand ergreifen und auf ihren Handrücken einen kurzen Kuss aufdrücken, worauf sie ihn länger lächelnd anschauen darf.

Handlung 7: Ereghtion darf jetzt seine Beine aufs Bett heben, muss aber sicherstellen, dass er nicht unter die Decke kriecht, sondern dass sein ganzer Körper auf der Oberseite der Bettdecke bleibt und Virgin nicht berührt. Er darf ihr ins Gesicht schauen und sie ihm. Beide dürfen leicht lächeln. Er darf sagen: „Du bist so schön“ und sie darf etwas heftiger lächeln.

Handlung 8: Jetzt darf Ereghtion seinen Körper so umdrehen, dass er mit der Vorderseite Virgin gegenüber liegt . Er darf seine rechten oder linken Arm auf ihren Arm legen und mit der Hand ihre Schulter berühren, aber nur so, dass sie auf dem Unterhemd liegt und nicht mit Virgins nackter Haut in Kontakt kommt.

Handlung 9: Nun darf Ereghtion .. (Wir konnten uns auch nach längerem Streit über diese Handlung noch nicht einigen und die zahlreichen anderen überhaupt noch nicht angehen).

———

D​a unsere Vertragsverhandlungen​ so langwierig waren, ist es inzwischen 03.57 Uhr am 26. Dezember 2017 geworden. Wir sind todmüde und haben beschlossen, dass jeder jetzt bei sich zu Hause ins Bett geht. Vielleicht treffen wir uns wieder einmal in der Mensa.

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Vertrag betr. einvernehmlichen Geschlechtsverkehr
  • Dezember 26, 2017

    Eine tolle Satire zum Jahresende 2017 ! oder “Bericht aus einer ver-rückten Welt!

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  • Dezember 27, 2017

    Die USA geben sich gerne puritanisch ( wenn auch mehr dem Schein nach).

    Der Begriff Doppelmoral trifft hier perfekt zu. V.A die Universitäten werden immer mehr puritanisch und erinnern mehr an eine Jesuitenschule, geführt von Nonnen und Patres.

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  • Januar 10, 2018

    Na dann doch lieber wie Jolä und Mäge, bevor wir noch ganz aussterben!

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