1. Sonstiges

Volksinitiative will virtuelles «Geld» der Banken stoppen

Das grosse Pro­blem der Fi­nanz­krise ist das vir­tu­elle Geld der Ban­ken. Damit wer­den die Bla­sen auf­ge­pumpt, mit denen sich grosse Spe­ku­la­ti­ons­ge­w​inne rea­li­sie­ren las­sen. Wenn sie dann plat­zen, muss der Staat, bzw. der Steu­er­zah­ler mit real ver­dien­tem Geld ein­sprin­gen oder sich wei­ter verschulden. 

Die private Geldschöpfung durch die Banken will nun eine gestern Freitag in Zürich beschlossene Volksinitiative unterbinden. Nach Ansicht des Vereins Monetäre Modernisierung muss die Schöpfung von unbarem Geld auf die Nationalbank beschränkt werden. 


Das virtuelle Geld der Banken macht rund 90 Prozent der Geldmenge aus, ist aber nicht gesetzliches Zahlungsmittel, sondern stellt nur einen Anspruch darauf dar. Wenn eine Bank in Schieflage gerät, kann sie das virtuelle Geld der Sparer nicht mehr in gesetzliches Zahlungsmittel tauschen, wozu sie rechtlich verpflichtet ist. Solange das Spiel mit dem virtuellen Geld einigermassen funktioniert, ist die Einlösung dieser Verpflichtung kein Problem. Dies ist jedoch seit Ausbruch der Finanzkrise eindeutig nicht mehr der Fall.

 

Die meisten Menschen erkennen den Unterschied zwischen dem virtuellen Bankengeld und gesetzlichem Zahlungsmittel nicht. Und selbst die staatlichen Organe behandeln privat geschöpftes, virtuelles Bankengeld wie gesetzliches Zahlungsmittel. Steuern mit gesetzlichem Zahlungsmittel zu bezahlen, ist grundsätzlich unerwünscht. Zudem will Bundesrätin Widmer-Schlumpf die Verwendung des einzigen gesetzlichen Zahlungsmittels, das uns Bürgern zur Verfügung steht, zugunsten des nicht gesetzlichen virtuellen Bankengeldes einschränken! Diese kollektive Blindheit erschwert natürlich die Lösung des Problems. Vermutlich ist sie gewollt. 

 

Indem die Initiative die Schöpfung von unbarem Geld zur alleinigen Verantwortung der Nationalbank macht, erreicht sie unter anderem zwei wesentliche Ziele:

Erstens kann nun endlich die Geldschöpfung an die Bedürfnisse und Verhältnisse der Realwirtschaft gekoppelt werden. Heute fliesst der grösste Teil des virtuellen Bankengeldes in die Finanzwirtschaft und ermöglicht dort massive Spekulationsgewinne. Die weniger profitable Realwirtschaft – dort wo die meisten Menschen ihr täglich Brot verdienen – steht unter enormem Effizienzdruck und muss abbauen. Wir kennen die Geschichte.

Zweitens​ verwandelt sie das unbare Geld der Sparer in gesetzliches Zahlungsmittel, für das der Staat, d.h. wir alle haften und nicht mehr die individuellen Banken. Die Sparguthaben sind als Konsequenz nicht mehr Teil der Bankbilanz und deshalb von einem allfälligen Bankrott nicht betroffen.

 

Es gibt natürlich auch Nachteile: 

1. Es gehen Arbeitsplätze in der Finanzindustrie verloren. Aber das ist im Prinzip erfreulich. Wenn die Herstellung von finanziellen Massenvernichtungswaf​fen zurückgefahren wird, können wir alle sicherer leben.

2. Da der Schweizer Franken durch diese Massnahme an innerem Wert gewinnen wird, dürfte die Nachfrage auf den Devisenmärkten stark steigen und zu einem Höhenflug des Frankens führen. Dann müssten wir es machen wie die Chinesen: die Transaktionen kontrollieren und beispielsweise nur noch solche von realwirtschaftlicher Bedeutung zulassen.

 

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Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Volksinitiative will virtuelles «Geld» der Banken stoppen
  • Mai 25, 2013

    Ein sehr guter Artikel! Die Gefahr des Platzens dieser “Zeitbombe” ist absolut vorhanden. Es kann doch nicht sein, dass mit Spekulation und bei Börsengeschäften, vor allen mit virtuellen Werten, mehr Ertrag erwirtschaftet wird, als mit echter Mann/Frau-Leistung von bleibendem, materiellem Wert! Ob eine Initiative allerdings das richtige Mittel ist der schrankenlosen Vermehrung von virtuellem/unbaren Geld Einhalt zu gebieten, kann man sich fragen. Dass Korrekturen vorgenommen werden müssen – und zwar sehr bald – ist meiner Meinung nach klar. Sollte diese Blase platzen, wird es – einmal mehr – die Kleinsparer treffen.

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  • Mai 27, 2013

    Diese Initiative hat es verdient breit unterstuetzt zu werden. Sie kann international ein Zeichen setzen. Wer, wenn nicht wir machen durch die Initiative bewusst, dass wir alle schneeballmaessig ueber den Tisch gezogen werden – taeglich.
    Da wir (noch) eine eigene Waehrung, (noch) eine eigene Zentralbank haben; (noch) die direkte Demokratie nutzen koennen, sind wir (global) privilegiert zu handeln. Also – machen auch Sie mit: das be-reichert unsere Herzen.

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  • Juni 6, 2013

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