Ich möchte mich generell zur finanziellen Situation der St.Galler Stadtwerke äussern. Bereits bei meiner ersten Abstimmung – es ging um einen Rahmenkredit zum Aufbau eines neuen Geschäftsfelds bzw. um die Projektierung und den Bau von Nahwärme-Verbunden und Contracting-Anlagen – hatte ich mich der Stimme enthalten. Ich kann Ihnen versichern, dass dies kein Versehen eines Neulings, sondern mein klarer Wille war. Denn auch als Neumitglied dieses Rats ist mir bereits bewusst, dass der finanzielle Zustand der St.Galler Stadtwerke in den kommenden Jahren über einen äusserst schmalen Grat führt.
Als ich den Voten der Ratslinken an der letzten Sitzung zuhörte entstand für mich fast der Eindruck, dass es sich bei den Stadtwerken um reinen Service Public handelt, wo man dank üppiger Personaldecke neue Geschäftsfelder aufbauen kann, ohne Mehrwert zu schaffen. Dass die Energiewende einiges kosten wird und diese erhebliche technische wie finanzielle Risiken mit sich bringt, erfährt St.Gallen auf bittere Weise. Ein Gelingen der Vision einer Geothermie-Hochburg St.Gallen wäre wünschenswert gewesen, ich hätte allen involvierten Akteuren diesen Erfolg mehr als gegönnt. Seit mit einem kleinen Beben die Vision unterging, winden sich dieses ParlamentDas Parlament ist in demokratischen Verfassungsstaaten die V... und die St.Galler Stadtwerke, die Ressourcendecke der St.Galler Stadtwerke und das Investitions- und Ausgabengebahren an die neue Realität anzupassen.
Vergleicht man die St.Galler Stadtwerke mit den Energieversorgungsunternehmen von Basel und Luzern und überprüft die verfügbaren Zahlen des Jahres 2016, so lassen sich einige Erkenntnisse gewinnen. Weisen die St.Galler Stadtwerke pro Mitarbeiter rund 630’000.- Franken Umsatz aus, so sind dies in Luzern bereits 880’000.- und in Basel gar 920’000.- Franken. Während die Werke von Basel rund die Hälfte ihrer 100 Mio. Franken GewinnAls Gewinn bezeichnet man die Differenz zwischen Einnahmen (... der Stadt abliefern, versiegen die Mittelflüsse an die Stadt St.Gallen mehr und mehr. Bedrohlicher wird der Vergleich, wenn man berücksichtigt, wieviel KapitalIn der Volkswirtschaftslehre bezeichnet Kapital ein [[Produk... die jeweiligen Städte in ihren Stadtwerken hinterlegt haben. Die Stadt Luzern ist gerade einmal mit 62 Mio. Franken beteiligt, während dem es bei der Stadt St.Gallen 2016 320 Mio. Franken waren – also fünfmal mehr. Die Stadt St.Gallen holte 2016 pro eingesetzten Franken EigenkapitalDas Eigenkapital bezeichnet die Mittel, die der Unternehmung... gerade einmal 5% in Form von Mittelflüssen zurück, in Luzern waren dies über 30% – also sechsmal mehr. Und wir nähern uns mit den erst kürzlich vom Stimmvolk verabschiedeten zusätzlichen Investitionen einem Beteiligungsniveau von einer halben Milliarde Franken. Für jede Bewohnerin und jeden Bewohner ist die Stadt St.Gallen mit über CHF 6’500.- bei den St.Galler Stadtwerken investiert.
Der zuständige Stadtrat, Peter Jans, wird mich sicher daran erinnern, dass sich das Leistungsspektrum dieser zitierten Stadtwerke kaum mit demjenigen von St.Gallen vergleichen lasse, und der Benchmark deshalb hinke. Doch selbst wenn man die Zahlen weiter büschelt und dreht: es ist offensichtlich, dass in den St.Galler Stadtwerken nicht einfach weitergemacht werden kann wie bisher. Entsprechend wird von den St.Galler Stadtwerken im Voranschlag 2018 nur noch eine reduzierte Ablieferung von CHF 3 Mio. (gegenüber dem Vorjahr von CHF 6 Mio.) geleistet. Bald könnten die Ablieferungen ganz versiegen.
Auch mich faszinieren neue Technologien und Möglichkeiten, ich bin also innovativen Produkten für den haushälterischen Umgang mit Energie keineswegs abgeneigt. Doch das finanzielle Gebahren rund um die St.Galler Stadtwerke kann zum Bumerang für St.Gallen werden. Denn die energiepolitisch gefärbten Investitionen aus letzter Zeit basieren auf wohlwollenden Annahmen zur Entwicklung von Erdöl- oder Strompreisen. Bei einem nächsten Rutsch dieser Preise kann dies ein weiteres Rumpeln und Ruckeln auslösen, da dann teils rosarot gefärbte Businesspläne nicht mehr aufgehen. Dann wird es nicht mehr um das Stopfen eines Bohrlochs gehen, sondern um das Stopfen der Löcher in den städtischen Finanzen. Die schwindelerregend hohe Beteiligung der Stadt an ihren Stadtwerken ist bereits im Voranschlag 2018 spürbar. Und da der Stadtrat mit dem Budget 2018 Stellen und Ausgaben ausbaut, als ob es kein Morgen gäbe, wird mit lahmenden Stadtwerken weiteres Geld für Anliegen zur Steigerung der Standortattraktivität von St.Gallen fehlen – sei es in der Bildung und Innovationspolitik, zur Steigerung der Erreichbarkeit oder der gezielten Vermarktung unserer Trümpfe.
Die St.Galler Stadtwerke haben nur dann eine echte Chance, aus dieser sich immer schneller drehenden Spirale herauszukommen, wenn sie ihre Personaldecke überprüfen, risikoreiche Abenteuer in unerprobten Geschäftsfeldern auslassen und ein zurückhaltendes Investitionsverhalten an den Tag legen.
Ich habe dem neuen Leiter der SGSW zu seiner Wahl gratuliert und ihm gleichzeitig viel Glück und Können gewünscht bei seiner neuen Aufgabe. Es ist ihm denn auch zu wünschen, dass er dieses Unternehmen wieder auf die Spur der Konsolidierung führt und dass das Unternehmen künftig wieder ausreichend Erträge generiert, die auch den Haushalt der Stadt St.Gallen entlasten helfen.
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