Die EU-Wahlbeobachter loben Madagaskar für die faire, transparenteDer Begriff Rente bezeichnet allgemein eine wiederkehrende G... und glaubhafte Durchführung der Präsidentschaftswahlen. Kurz nach der Wahl haben europäische Nachrichtenagenturen und Medien irreführende Aussagen gemacht. Gemäss provisorischen Teilresultaten führt Jean Louis Robinson.
Frei, transparent und glaubhaft
“Frei, transparent und glaubhaft”, so bezeichnete die Chefin der EU-Wahlbeobachterkommission die madagassischen Präsidentschaftswahlen. Maria Muniz de Urquiza bescheinigte Madagaskars Präsidentschaftswahl trotz einzelner Zwischenfälle einen “friedlichen Verlauf”; die Wahllokale seien in “professioneller Weise” organisiert worden.
Über die Vorgeschichte der Wahlen in Madagaskar hatte ich hier berichtet.
Wählerinnen und Wähler vor einem der 20’001 Wahlbüros. Die Wahl verlief weitgehend korrekt und friedlich.
Irreführende Aussagen in europäischen Medien
Als erste Reaktion auf die Wahlen hatten viele europäische Medien davon gesprochen, die Wahlen in Madagaskar seien von “Gewalt überschattet” worden. Dabei hatten die meisten dieser Medien eine Meldung einer Nachrichtenagentur wortwörtich übernommen. In 3 von 20’001 Wahlbüros gab es tatsächlich Gewalt (Mord, Entführung, Brand). Gemäss heutigem Erkenntnisstand haben diese Vorkommnisse aber keinen direkten Zusammenhang mit den Wahlen. Mittlerweile haben denn auch die meisten Medien ihre irreführende Berichterstattung korrigiert.
Grosse logistische Leistung
Die Planung und Durchführung von Wahlen in dieser kurzen Zeit (kurzfristige Änderungen aufgrund dem Ausschluss von verschiedenen Kandidaten) in einem Staat mit schlechter Verkehrs- und ICT-Infrastruktur ist eine riesige logistische Aufgabe, die die Wahlkommission entgegen den Prognosen vieler Experten und Kommentatoren sehr gut löste. Zudem gilt es zu bedenken, dass Madagaskar mit einer Fläche von 587’000 Quadratkilometer die viertgrösste Insel der Welt ist und zahlreiche abgelegene Gebiete kaum erreichbar sind. Weiter ist allein der Registrierungsprozess äusserst komplex, da z.B. Teile der Bevölkerung über keine Papiere verfügen. Aus diesen Gründen wird es wohl auch zwei bis drei Wochen dauern bis die definitiven Resultate vorliegen.
Robinson führt
Gemäss provisorischen Resultaten aus rund 80% der Wahlbüros führt Jean Louis Robinson, der vom gestürzten Ex-Präsidenten Marc Ravalomanana unterstützt wird mit rund 23% der Stimmen. Auf dem zweiten Platz liegt der vom Übergangspräsidenten und Ravalomanana-Widersacher Andry Rajoelina unterstützte Hery Rajaonarimampianina mit rund 15%. An dritter Stelle folgt dann ein weiterer (ehemaliger) Weggefährte von Rajoelina aus der Zeit der Übergangsregierung, Hajo Andrianainarivelo mit rund 10%. Andrianainarivelo hat sich aber in letzter Zeit vermehrt von Rajoelina distanziert.
Die wichtigsten Kandidierenden hatte ich hier kurz vorgestellt.
Grosse regionale Unterschiede
Die provisorischen Resultate in den 22 Regionen und 119 Wahldistrikten zeigen grosse regionale Unterschiede auf. Während Jean Louis Robinson das dicht besiedelte nördliche Zentrale Hochland mit der Hauptstadt Antananarivo klar für sich gewann, schnitt er in anderen Landesteilen sehr schlecht ab. Wie erwartet konnte Roland Ratsiraka die nördliche Ostküste, das Siedlungsgebiet der Betsimisaraka, für sich entscheiden. Camille Vital setzte sich im Südwesten rund um seine Heimatstadt Toliara durch.
2. Wahlgang am 20. Dezember
Obwohl die Resultate noch provisorisch sind und erst rund 80% der Wahlbüros ausgezählt sind, ist eines bereits klar: Es wird am 20. Dezember einen zweiten Wahlgang geben, der zeitgleich mit den Parlamentswahlen stattfinden wird. Es wird dabei ein Zweikampf zwischen Robinson und Rajaonarimampianina, der wohl auf die Unterstützung anderer Kandidaten aus dem Rajoelina-Lager zählen kann, erwartet.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsHerr Schlemihl
Besten Dank auch für diesen informativen Artikel zum Thema Wahlen in Madagaskar und insbesondere für die Analyse der bisherigen Ergebnisse. Ich betone noch einmal, dass man sonst im deutschsprachigen Raum wenig zu diesem interessanten Thema findet.
Herr Schlemihl
Sie haben die Berichterstattung der europäischen Medien angesprochen. Diese ist meiner Meinung nach einmal mehr grottenschlecht und völlig einseitig negativ. Wie meistens, wenn über Afrika berichtet wird.
Meistens wird dann einfach wortwörtlich und völlig unkritisch ein Text einer Nachrichtenagentur übernommen ohne den Inhalt zu überprüfen. Sie haben das mit Ihrem Beispiel sehr schön aufgezeigt.
Sehr interessant! Auch der dritte Teil dieser Artikelserie!
Wie von mir bereits in der Diskussion zu Ihren Blogs 1 und 2 zu diesen Wahlen erwartet, Herr Wrobel: Business as usual auf Madagaskar.
Gemäss “Wall Street Journal” hat der frühere Finanzminister Hery nun die Präsidentschaftswahl gewonnen. Er gehört zum Lager des bisherigen Putsch-Präsidenten Rajoelina.
Sein Gegner Robinson, der zur Entourage des durch den Putsch gestürzten Präsidenten Ravalomanana zählt, will die Wahl nun aber nicht akzeptieren und verlangt eine Annullierung wegen Wahlbetrugs.
Das Wahlgericht hat nun zwei Wochen Zeit, die mehr als hundert Beschwerden zu prüfen die von Robinson eingelegt worden sind…
Die deutschsprachige “Allgemeine Zeitung” aus Windhoek, Namibia äussert sich zur Zuverlässigkeit der Wahlbeobachter in Madagaskar. Es sind dieselben Beobachter, die die getürkten Wahlen in Simbabwe auch nicht beanstandet haben.
Zitat: “Verwirrspiel und Vortäuschung Mi, 2014-01-08 08:06 -Allgemeine Zeitung
Wahlen sind leider in vielen Staaten des südlichen Afrika, mehr Schein als Sein, auch wenn sie als demokratische Anstrengung gelten. Aus allen zuverlässigen Quellen ist ersichtlich, dass die jüngste Wahl in Simbabwe, die den Diktator Mugabe und seine Partei angeblich mit großer Mehrheit in Amt und Ehren erhalten hat, getürkt war. Nach den Quellen hätte die Opposition vor allem in den städtischen Zentren die Mehrheit gehabt. Die Indizien der Defekte und Fälschung hat die SADC-Wahlbeobachtermission mit starker namibischer Beteiligung weder behandelt noch beanstandet. In Simbabwe waren die “Wahlbeobachter” der SADC keine Beobachter, sondern lediglich der “afrikanische Gummistempel”, mit dem das fabrizierte Wahlergebnis zum Machterhalt als frei und fair abgesegnet wurde.
Dieser Sachverhalt wirft Schatten auf die Zuverlässigkeit der aktuellen Wahlbeobachtermission der SADC auf Madagaskar unter Führung von Namibia, wo die Beobachter die Präsidentschaftswahl als “friedlich, frei, fair und transparent” bezeichnen. Schon melden sich Informanten zu Madagaskar, die ernste Defekte melden, die das Beobachterurteil stark in Zweifel ziehen.” Zitat ende
Der Vergleich mit Simbabwe ist absurd und zeugt von Unwissen, resp. mangelnden Fähigkeiten in korrektem Lesen!
1. Mugabe hatte im Gegensatz zu den Verantwortlichen in Madagaskar nur Wahlbeobachter aus gewissen, ihm genehmen Staaten zugelassen. In Madagaskar hingegen waren auch Wahlbeobachter z.B. aus der EU anwesend.
2. Die Wahlbeobachter in Simbabwe hatten nur von “freien und friedlichen”, aber nicht von “fairen” Wahlen gesprochen. Das ist ein massiver Unterschied, mein guter Herr Knall!!!
Berliner Zeitung von heute 01.02.14 Zitate:
Madagaskars Präsident Hery Martial Rajaonarimampianina Rakotoarimanana hat seine Einstandsrede gemopst.
Nicolas Sarkozy, Präsident der einstigen madagassischen Kolonialmacht Frankreich, hatte genau sieben Jahre zuvor bei seiner Amtseinführung vor dem Pariser Palais de la Mutualité die genau gleichen Sätze gesprochen.
Bis aufs Komma habe Hery die Rede übernommen, empörte sich die madagassische Gazette de la Grande Île unter der Überschrift: “Sarkozy kopiert und ausgeplündert!”
Das Plagiieren passt zu dem neuen Präsidenten wie der Zylinder zum Zauberer. Schließlich ist allgemein bekannt, dass der Mann mit den vielen Buchstaben gar nicht im eigenen Namen kandidierte: Er gilt vielmehr als Frontmann des Putschistenführers Andry Rajoelina, der auf Druck der internationalen Gemeinschaft hin an der Abstimmung nicht teilnehmen durfte. Nun wird erwartet, dass Rajaonarimampianina “den Putin macht” und seinen Mentor zum Regierungschef ernennt – der Präsident ist also selbst ein Plagiat.
Madagaskar war in den vergangenen Jahren in sich bis aufs Blut bekämpfende Lager zerteilt. Zitate ende
Aktuelle Hinweise des Auswärtigen Amtes (D) vom 05.02.2014:
Am 20. Dezember 2013 fanden in Madagaskar Parlamentswahlen und der zweite Wahlgang der Präsidentschaftswahlen statt. Wegen umstrittener Wahlergebnisse sind Demonstrationen, Proteste und gewaltsame Auseinandersetzungen nicht auszuschließen. Die Sicherheitslage kann sich daher jederzeit kurzfristig zusätzlich verschlechtern. Es wird deshalb empfohlen, aktuelle Entwicklungen in den Medien zu verfolgen sowie, vor allem im Innenstadtbereich Antananarivos, besondere Vorsicht walten zu lassen und Menschenansammlungen zu meiden.
Anfang Januar 2014 kam es in der Stadt Mahajanga zu Protesten und gewaltsamen Zusammenstößen mit den Ordnungskräften. In Antananarivo bleiben Universitäten geschlossen.
Am Tage der Amtseinführung des neuen Präsidenten am 25.01.2014 kam es in der Hauptstadt Antananarivo an einer Bushaltestelle zu einem wohl politisch motivierten Sprengstoffanschlag, der zwei Menschenleben forderte. Menschenansammlungen aller Art sollten daher insbesondere in Antananarivo gemieden werden.
“…sind Demonstrationen, Proteste und gewaltsame Auseinandersetzungen nicht auszuschließen.”
Diese sind auch in der Schweiz bei einer 1. Mai-Kundgebung nicht auszuschliessen…
“…kam es zu gewaltsamen Zusammenstössen….kam es in der Hauptstadt zu einem politisch motivierten Sprengstoffanschlag der zwei Menschenleben forderte”
Dazu kommt es in der Schweiz hoffentlich nicht…
“Ausländische Wahlbeobachter hatten die Stichwahl vom 20. Dezember als frei und fair bezeichnet…”
http://www.dw.de/madagaskar-bekommt-neuen-pr%C3%A4sidenten/a-17369476
“Der Urnengang, der einen Ausweg aus der jahrelangen Krise im verarmten Inselstaat bringen soll, verlief ohne Zwischenfälle, wie Wahlbeobachter am Freitag mitteilten.”
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3500878/keine-vorfaelle-bei-wahlen-madagaskar.story