„Die himmlischen Gestirne machen nicht/Bloss Tag und Nacht, Frühling und Sommer – nicht/Dem Sämann bloss bezeichnen sie die Zeiten/Der Aussaat und der Ernte. Auch des Menschen Tun/Ist eine Aussaat von Verhängnissen,/Gestreuet in der Zukunft dunkles Land,/Den Schicksalsmächten hoffend übergeben./Da tut es Not, die Saatzeit zu erkunden,/die rechte Sternenstunde auszulesen,/Des Himmels Häuser forschend zu durchspüren,/Ob nicht der Feind des Wachsens und Gedeihens/In seinen Ecken schadend sich verberge.“ Baptista Seni hiess der Astrologe Wallensteins. Wallenstein machte keinen Schritt, ohne sich von Seni beraten zu lassen. Friedrich Schiller legte die obigen Worte seinem Wallenstein im Drama „Die Piccolomini“ in den Mund. Zu jenen Zeiten war es üblich, allerlei Hellseher zu Hilfe zu holen. Das war eben früher, da waren die Leute noch abergläubisch. Wir lesen das Horoskop im Blick ja höchstens zum Spass, nicht etwa, weil wir daran glaubten. Aber ja, doch, es interessiert uns schon. Sonst gäbe es nicht so viele Astrologen und Astrologinnen, die finanziell recht gut über die Runden kommen. Und, ja, es gibt eben auch Finanzastrologie. Wir brauchen gar nicht so überrascht zu tun, wenn der Tagi aus dem „geheimen“ PUK Bericht über die BVK berichtet. Wir lesen, dass der gröbste Einzelverlust der Beamtenversicherungskasse des Kantons Zürich – immerhin 273 Mio. Fr. – von einem Finanzexperten verursacht worden sei, der einem Finanzastrologen monatlich Fr. 5000 überwies. Senis Zunft wächst und gedeiht auch im Finanzkrieg, nicht bloss im Dreissigjährigen. Tragisch ist nur, dass Astrologie nachweislich nichts bringt – sie schadet aber auch nicht unbedingt (gut, Wallenstein wurde ermordet). Letztlich ist sie aber nicht weniger treffsicher als der reine Zufall. Und der Zufall ist immer noch treffsicherer als die Experten. Ein schönes Beispiel lieferte währen der Fussball-WM der Krake, der die Gewinner-Teams so brillant voraussagte. Gleiches gelänge jedem geistigen Joghurt mit Finanzvoraussagen. Jedenfalls ist das der Standpunkt von Nassim Nikolas Taleb in seinem, hier auch schon zitierten, „The Black Swan“. Gemäss Taleb gehen Voraussagen so lange gut, als sie die offensichtlichen, für alle gleichermassen sichtbaren, Trends betreffen. Extremereignisse, Ausreisser, Katastrophen oder weltweite Finanzkrisen hingegen werden nicht vorausgesagt – ausser von jenen, die ohnehin den ganzen Tag über eine Katastrophe erwarten. Die Schande liegt nicht darin, dass ahnungslose Raffkes in ihrer Gier an Wahrsagerei glauben. Der Skandal liegt in der Tatsache, dass die BVK-Jongleure ohne jegliche Kontrolle agieren konnten. Dagegen gäbe es ein erwiesenermassen funktionierendes Mittel: verantwortungsbewusste Finanzdirektoren. Aber die lesen lieber die Steuerprognosen aus der Kristallkugel.
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Kommentare anzeigen Hide commentsJa, die liebe Astrologie -:) Nun, es gibt noch die Zyklen der Gestirne, die Zyklen der Jahreszeiten und auch die Zyklen der Finanzmärkte. Haben Sie gewusst, dass die UBS für die physische Auslieferung eines spanischen (wertlosen, weil seit Jahren in Default) Wertpapiers 500 Franken verlangt? Anstand wäre, dem Kunden wertlose Papiere auszuhändigen und nicht noch Depotgebühren zu verlangen! Aber was ist heute schon Anstand wert – NICHTS!
Politiker haben nun mal nicht die Zeit, sich vertieft in die Materie der Finanzmärkte einzuarbeiten und werden von Banken und Versicherungen immer wieder so richtig verarscht (Expertengläubigkeit). Hätte die Erziehung der vergangenen Jahrzehnte ethische Standards hochgehalten und wäre sie nicht zu lasch gewesen und dem Mammon unterworfen worden, dann hätten wir wahrscheinlich nicht so gierige Banker und andere gierige Spezies gezüchtet.
Mit dem Auseinanderdriften der Einkommensschere und der Verrohung unserer (infiltrierten) Schweizer Gesellschaft werden immer mehr Einwohner sich mit dem Gedanken anfreunden: “Wenn diese da oben (auch die Politik) so massiv abzocken oder unser Geld in Milliardenhöhe verlochen, dann nehmen wir uns halt auch, was wir irgendwie bekommen können!”
http://www.falger​.com/STRATEGIE/KoenigswegFalkenauge+zins.pdf
Ob wohl die Politik mit der Altersvorsorgeproblematik auch die Astrologie zu Rate zieht oder ob wohl der gesunde Menschenverstand obsiegen wird?? Gerade der heute publizierte Bericht lässt nichts Gutes vermuten. Wenn bisher von Optimierung und anderen positiv unterlegten Worthülsen gesprochen wurde, dann hiess dies konkret immer weniger Leistung und mehr Beitragszahlungen. Ja, und wenn die ganze Sache in die Hosen ging, dann waren ja die wissenschaftlichen Studien zu ungenau gewesen.