1. Finanzen & Steuern

Warum die Stadtverwaltung unkontrolliert wächst

Innert sechs Jah­ren hat die Stadt Zürich mehr als 1’700 neue Stel­len ge­schaf­fen. Zwar ist auch die Bevölkerung ge­wach­sen, was aber den enor­men Zu­wachs von über 10 Pro­zent nicht erklärt. Die wah­ren Gründe sind: a) die Stadt übernimmt immer neue Auf­ga­ben; b) immer mehr Bürokratie; c) die rot-grüne Stadt­re­gie­rung stellt sich dem Be­stre­ben der Ver­wal­tung nach mehr Per­so­nal nicht ent­ge­gen (wer mehr Per­so­nal hat, ist in der Ver­wal­tungs­lo­gik nämlich wich­ti­ger und mächtiger). 

Ein Lehrbuchbeispiel für den unkontrollierten Staats- und Personalausbau in der Stadt Zürich ist die neue Parkkartenverordnung,​ die am 27.11.2011 zur Abstimmung gelangte. Bisher war es möglich, auf dem Internet rasch und unkompliziert eine Tagesbewilligung für die Blaue Zone zu erwerben: bestellen, bezahlen, drucken – fertig. In Zukunft wird das nicht mehr gehen. Nun braucht es für jede Tagesbewilligung eine Begründung. Welche „guten“ Gründe es gibt, weiss niemand.

Sicher ist aber, dass der Zürcher Stadtrat bald eine neue Stelle schaffen wird, damit ein städtischer Beamter alle Gesuche gründlich prüft. Ebenso sicher ist, dass der Stadtrat nächstes Jahr das Stellenwachstum mit den gewachsenen Aufgaben und dem “Bevölkerungswachstu​m” erklären wird. Noch sicherer ist, dass zur Finanzierung der neuen “Parkkarten- und Überwachungsprüfungss​telle” dann die Gebühren zum Parken in der Blauen Zone – oder am liebsten gleich die Steuern generell – erhöht werden “müssen”. Vermutlich braucht der vielbeschäftigte Mitarbeiter in zwei, drei Jahren dann einen Mitarbeiter und vielleicht noch einen Assistenten…

Fazit​: Einfache und bürgerfreundliche Verfahren werden zugunsten von mehr Bürokratie, mehr Staatsangestellten, höheren Gebühren und Steuern abgeschafft. Genau so hält die rot-grüne Mehrheit im Zürcher Stadtrat die Spirale aus neuen Staatsaufgaben, mehr Beamten und höherer Fiskallast in der Stadt Zürich prächtig am Drehen.

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Warum die Stadtverwaltung unkontrolliert wächst
  • Dezember 30, 2011

    Gutes beispiel, leider nicht nur unter rot-grüner Verwaltung zu finden.

    Kommentar melden
  • Januar 1, 2012

    Und hat sich nicht Stadtrat Martin Vollenwyder vor 2 Jahren standhaft geweigert ein ausgeglichenes Budget vorzulegen? Der ist doch von der FDP? Das hat zur Folge gehabt, dass beim aktuellen Budget die SVP Sparmassnahmen Posten für Posten aufzeigen musste und der Gemeinderat alles noch durchdiskutieren musste.

    Immerhin anerkenne ich, dass die FDP bei der “Blaue Zone” Abstimmung ein Nein empfohlen hat.

    Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      Weder eine globale Budgetrückweisung (2010) noch eine lange Liste mit Einzelanträgen (2011 und vor 2010) haben in den letzten Jahren substanzielle Einsparungen gebracht. Das Kernproblem ist der mangelnde Wille zur Aufgabenbeschränkung,​ zum Abbau überholter Aufgaben und zur “Entbürokratisierung​”. Ich bin überzeugt, dass der Wille zu allem bei der FDP vorhanden ist – auf mich zumindest trifft es zu.

      Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Umwelt, Klima & Energie
Wiederaufbau von Blatten oder doch lieber„passive Sanierung“ von gefährdeten, potenzialarmen Bergtälern? Sollte man nicht lieber die Abwanderung aus gefährdeten und potenzialarmen Bergtälern fördern statt dort wieder einen risikobehafteten Neubau von Siedlungen und Infrastruktur anzustreben? Dass diese Thematik erst heute aufkommt zeigt, wie lange es in der Schweiz jeweils dauert, bis regionalpolitische Erkenntnisse in der Praxis ankommen.
  1. Gesellschaft
Toxische Männlichkeit: Auch ein Problem der Feministinnen! Toxische Männlichkeit ist nichts, was nur Männer praktizieren. Sie ist eine Kultur, die viele von uns selbst ausüben. Der Drang, sich auch innerhalb der progressiven Kreise permanent zu sagen, wer falsch denkt und falsch handelt, ist aus meiner Sicht ein Problem. Auch wenn es sicher oft gute Argumente dafür gibt, aber der Ton, der Habitus, die Gesten der Entwertung und Verabsolutierung – es sind letztlich vereinzelnde, einsam machende Praxen, die kaum Kraft für gemeinsamen Widerstand, neue Ideen und geteilte Träume zu mobilisieren vermögen.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen

Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu