1. Bildung & Forschung

Weiterbildungsmaster der Fachhochschulen


Die Forderung tönt gut, ist es doch für alle Aus- und Weiterbildungsgänge wichtig, dass mit dem Titelschutz auch eine einheitliche Qualität verbunden ist. Und die Ausbildungsgänge an Fachhochschulen sollen als berufsnahe hochwertige Abschlüsse in der Konkurrenz mit den theoretischen Abschlüssen an Universitäten gestärkt werden.

Die Weiterbildungsmaster an Fachhochschulen betreffen aber genau nicht die regulären Ausbildungsgänge. Es sind Zusatzangebote, die rein der Weiterbildung dienen, und die keiner Regulierung unterstehen, auch nicht in Bezug auf ihre Qualität. An solchen Angeboten sind die Fachhochschulen sehr interessiert, da sie Einnahmen generieren, und sie stehen in harter Konkurrenz zueinander. Oder etwas pointierter ausgedrückt: es droht ein Wildwuchs und ein Überangebot an solchen Weiterbildungsmastern​. Zudem suggeriert der Titel, dass es sich um einen regulären Ausbildungsgang mit Masterabschluss handelt. Die Forderung nach einem Titelschutz für diesen Bereich kommt nicht aus der Motivation nach Qualitätsschutz, sondern aus ökonomischen Überlegungen. Es gibt nämlich zur Zeit solche Weiterbildungstitel, die sich „eidgenössisch anerkannt“ nennen, obwohl es sich nicht um einen eidgenössisch kontrollierten Abschluss handelt. Diese Abschlüsse tönen bewusst täuschend ähnlich wie tatsächliche „eidgenössisch anerkannte“ Abschlüsse. Das führt zu Verwirrung, weil weder in der Schweiz noch im Ausland die Übersicht über die Qualität der absolvierten Aus- und Weiterbildung gewahrt bleibt.

Ein Titelschutz für den Weiterbildungsmaster an Fachhochschulen allein kommt für mich deshalb nicht in Frage. Was es als erstes braucht, ist ein Titelschutz für die regulären Ausbildungsgänge mit Bachelor- und Masterabschlüssen. Ein zusätzlicher Titelschutz für die Weiterbildungsmaster an Fachhochschulen bedingt die Bereitschaft, diese Ausbildungsgänge ebenfalls einer eidgenössischen Qualitätskontrolle zu unterziehen, damit diese Abschlüsse auch das halten, was sie im Titel versprechen.

In der nationalrätlichen Kommission haben wir deshalb beschlossen, die Motion zum Titelschutz für Weiterbildungsmaster an Fachhochschulen abzulehnen. Einstimmig wurde dem Bundesrat neu der Auftrag erteilt, die Ausgangslage zu analysieren und einen Vorschlag zu machen, wie der Titelschutz über alle Berufe und Fachhochschulbereiche​ einheitlich und qualitativ vergleichbar ausgestaltet werden kann. Es ist ein Markenzeichen der Schweiz, dass sie qualitativ hohe Berufsschulabschlüsse​ gewährleistet. Dieses Markenzeichen gilt es zu erhalten!

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Weiterbildungsmaster der Fachhochschulen
  • März 22, 2012

    Dem ist nicht zu widersprechen. Wer all die Werbung beachtet, in Bussen, Tageszeitungen etc. kommt sich vor als würden diverse Hochschulen heutzutage Diplome verkaufen wie zuweilen Fussballclubs an WM’s Paninibldchen an Kinder vermarkten. Die grossen Werbekampagnen zeigen eindeutig, dass wie heute bei allem einfach nur mehr Geld gemacht werden will. Früher lernte man fürs Leben/u. a. auch Sozialkompetenz, Achtung vor den Mitmenschen, Natur etc., heute lernt man für die Werbebranche und die Kassen vieler angeblich höheren Fachschulen. Bildung ist wichtig, vieles entpuppt sich heute aber immer mehr als “Ein-, statt als Ausbildung”, somit ist es nur gut wenn sich Politiker dem derzeitigen “Diplom-, Bachellorsammelsyndro​m” annehmen. Die nachhaltigste Bildung ist die Erfahrung, nicht das Erwerben von “gekauften” Titeln.

    Kommentar melden
  • März 23, 2012

    Bravo Herr Selk und Frau Habegger
    Hochachtung​svolle Grüsse

    Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      Besten Dank Frau Wukuw. Ein Paradebesipiel ist das Gesundheitswesen dieses Landes, Es galt als das bBeste. Dann mussten Krankenschwestern plötzlich studieren, studierte Manager haben eine aufgedunsene Verwaltungsapparatur geschaffen und nun ist das Ganze Desaster kaum mehr finanzierbar. Statt jedoch die Probleme an der Wurzel zu packen, bauscht man das Ganze immer noch mehr auf. Managed-Care z. B. dient ledeiglich zum Akademikerschutz, denn damit können sich nur noch mehr Aerzte sattverdienen. In diesem Bereich wäre es fünf nach zwölf, endlich eine Kehrtwende zu vollziehen. Abbau der studierten Bürokratie, Abbau der Panikmacherei, zurück zu den alten Wurzeln. Die Krankenpflege funktionnierte einwandfrei und günstiger ohne all de gezüchteten Akademiker, die glauben mit aufgeblasener Bürokratie können Kosten gesenkt werden.

      Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      Sehr geehrte Frau Habegger
      Richtig, heute muss man ja als Patient selber schon wissen was einem fehlt.
      Da werden nur noch Medikamente verteilt um zu lindern, statt
      die Krankheit zu heilen. Und andere verdienen sich eine goldige Nase dabei. Dieser ganze Verwaltungsapparat ist jedoch überall zu sehen, so dass die linke Hand nicht mehr weiss was die rechte Hand tut. Wen wunderts, wenn unser Land ruiniert und die Bürger und Bürgerinnen sich beklagen.Es heisst ja nicht umsonst:” Geld verdirbt den Charakter”
      Freundli​che Grüsse

      Kommentar melden
    • Juli 19, 2021

      Passender kann man es kaum mehr umschreiben! Titel gibts heute fast umsonst und sonst tut es ne Kreditkarte ;-). Zuweilen kommt es einem vor, als würdem viele Akademiker/Manager vor lauter “studieren” bzw. “Tunneldenken eintrichten”, normales Denken verlernen.

      Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Umwelt, Klima & Energie
Stadtflucht der Schweizer:innen: Das sind die Gründe. Die Ausbreitung von Homeoffice, die Klimaerwärmung, Lärm und Kriminalität in den Städten, die besseren Möglichkeiten für den Erwerb eines Eigenheims auf dem Land und nicht zuletzt die politische Dominanz der Lifestyle-Linken in den Städten haben viele Stadtbewohner:innen dazu gebracht, der Stadt den Rücken zu kehren. Willkommen auf dem Land!
  1. Sicherheit & Kriminalität
Ostdeutschlands Spitzenpolitiker unterstützen Wagenknechts Ukraine-Politik: Machtpolitik? Oder ernsthafte Friedensinitiative? Dietmar Woidke (SPD/Brandenburg), Michael Kretschmer (CDU/Sachsen) und Mario Voigt (CDU/Thüringen) stellten sich gegen ihre eigenen Parteien und forderten Verhandlungen im Ukraine-Krieg.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen

Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu