1. Sonstiges

Weniger Experimente – mehr Unterricht

 

Die SVP Schweiz hat Ende Februar 2014 beschlossen, dass sie den Lehrplan 21 bekämpfen wird – und das mit gutem Grund. Der Lehrplan 21 ist pädagogisch kein grosser Wurf, schadet mit seiner Zentralisierung unserem Bildungssystem, belastet den Unterricht mit Ideologie und kostet in der Umsetzung erst noch viel Geld!

Pseudo-wissenschaftli​che Kompetenzorientierung​ Die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren wollen uns weismachen, dass die “Kompetenzorientierun​g” die grosse Errungenschaft des Lehrplans 21 sei. Das ist in zweierlei Hinsicht falsch. Erstens ging es in der Schule schon immer darum, Wissen und Anwendung zu vermitteln. Diesem Lehrverständnis haftet nun wirklich nichts Epochales an, da wurde nicht einmal das Rad neu erfunden. Zweitens sind sich nicht einmal die Erziehungswissenschaf​tler untereinander einig, was denn nun die vielbeschworene Kompetenzorientierung​ tatsächlich sein soll. Dies macht offenkundig, woran das Schweizer Bildungswesen krankt: an der Pseudo-Wissenschaftli​chkeit all jener, die mit ihrer Forscherei und Experimentiererei Geld verdienen. Weniger Experimente – mehr Unterricht, eine alte Forderung vernünftiger Schulpolitiker und vieler Eltern!

Zentralisierung Gerade weil die Bildungswissenschafte​n – im Gegensatz etwa zur Physik – keine exakten Wissenschaften sind, muss sich in der Bildung jeder Fortschritt in der Praxis bewähren. Gutes setzt sich durch, Schlechtes verschwindet wieder. Die beste Voraussetzung dafür ist (System-) Wettbewerb. Das Schweizer Bildungssystem ist nicht trotz der 26 kantonalen Bildungssysteme so stark, sondern gerade wegen dieser Vielfalt. Der Lehrplan 21 wird zu einer Zentralisierung führen und damit diesen Wettbewerb schwächen. Das ist eine schlechte Entwicklung.

Ideologie In den Fächern Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen wird sich mit dem Lehrplan 21 nichts ändern. Anders sieht es hingegen im Bereich “Natur, Mensch, Gemeinschaft” aus. Dort haben sich linke NGO’s massiv eingebracht und ihre ideologische Weltsicht leider erfolgreich im Lehrplan verankern können. Auf www.bildungskoalition​.ch kann sich jedermann davon ein Bild machen. Es gilt der Grundsatz: Die Schule hat genügend unbestrittene Themen, um die sie sich kümmern kann und an denen die Schüler üben können. Wenn man der Schule umstrittene Themen aufzwingt, profitieren davon die NGO’s, nicht aber die Schule oder gar die Schüler! Hier sind die einzelnen Kantone gefordert, diesen ideologischen Ballast wieder aus dem Lehrplan zu werfen.

Kosten Jedes Schulreform-Projekt kostet Geld und Arbeitsstunden. Und jedes Mal wird der Aufwand von den Behörden vorab unterschätzt. Ich traue deshalb all jenen Beteuerungen nicht, solche Mammut-Projekte liessen sich kostenneutral durchführen. Der Lehrplan 21 ist pädagogisch kein grosser Wurf, schadet mit seiner Zentralisierung unserem Bildungssystem, belastet den Unterricht mit Ideologie und kostet in der Umsetzung erst noch viel Geld. Er ist samt und sonders abzulehnen.

 

Beni Riedi, Kantonsrat, Vizepräsident SVP Kanton Zug

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Weniger Experimente – mehr Unterricht
  • April 21, 2015

    …ich frage mich als Laie sowieso,was da dauernd an unserem an sich doch bewährten Schulsystem herumgedoktert wird.Wenn Lern-Techniken verbessert werden,ist das ja alles noch okay. Jedoch lasst doch die Kantone ihre Schulen selber verwalten,wie es doch so erfolgreich in der Vergangenheit funktioniert hat.Kantone,wo die Uhrenindustrie eine grosse Rolle spielt,hat doch möglicherweise andere,mehr technische Begabungen auszubilden.Der Bankenplatz Zürich muss sein Augenmerk vielleicht mehr auf kaufmännische Begabungen ausrichten,im Bündnerland müssen sie mehr in touristischen Belangen,(evt.Sprache​nvielfalt) investieren usw.Als diese Zentralisierungen sind klar der falsche Weg.Kurz gesagt…es wird wieder auf “Gleichmacherei” gedrängt.Wieso soll den alles und alle gleich sein..!..es wird`s immer langweiliger und eintöniger auf dieser Welt…!

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  • April 22, 2015

    “Hier sind die einzelnen Kantone gefordert, diesen ideologischen Ballast wieder aus dem Lehrplan zu werfen.

    Jawohl! Und mit der Ideologie, doch bitte auch die Aristokratennachzucht​! Denn ich denke nebst Sozialpädagogen, Lehrern und SP Politikern, werden wir auch in Zukunft noch ein paar Leute brauchen, die sich nicht zu schön sind, sich die Hände schmutzig zu machen. Handwerk hat goldenen Boden, gilt heute noch genauso wie früher! Gute Fachkräfte sind gesucht! Doch in der Linken Ideologie hat es leider keinen Platz mehr für die Förderung, nicht nur geistiger Talente. Und selbst die Eltern haben sie schon so weit, dass eine Lehre als Schreiner, nicht gut genug für ihren Sprössling ist, weil da muss man ja richtig arbeiten! Obwohl das wohl einer der vielseitigsten und tollsten Berufe ist und mit einer Berufslehre fängt das richtige Leben doch erst an.

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  • Mai 11, 2015

    Herr Riedi scheint vergessen zu haben, dass der Souverän den Bildungsartikel 2006 mit über 85% angenommen hat. Dieser schreibt vor, dass die Kantone ihre Bildungssysteme vereinheitlichen. Ohne kantonsübergreifende Lehrpläne ist das nun mal nicht möglich. Es erstaunt, dass gerade ein SVP-Politker einen Volksentscheid lieber unter den Teppich kehren will.

    Was Herr Riedi zur Kompetenzorientierung​ schreibt, lässt mich vermuten, dass er den Lehrplan 21 wohl nicht gelesen hat. Ich empfehle die Lektüre der einleitenden Kapitel, welche das Kompetenzmodell des Lehrplans erläutern. Der grosse Wurf ist doch, dass 21 kantonale Lehrpläne in einen einzigen vereint werden konnten.

    Unter dem Strich ist dieser Blogbeiträg eine eher ärmliche Auseinandersetzung mit diesem komplexen Thema.

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