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Wirtschaftslage 2014 und das Freihandelsabkommen mit China

Nachdem die Schweiz im vergangenen Jahr ein Wachstum von 2% verzeichnen konnte, sind die Prognosen auch für das Jahr 2014 erneut gut. Dies ist vor allem der robusten inländischen Nachfrage zu verdanken. Dieser Text informiert über die aktuelle Wirtschaftslage der Schweiz und erläutert das internationale Umfeld. Der zweite Teil behandelt Freihandelsabkommen und geht dabei noch genauer auf das neue Abkommen der Schweiz mit China ein.

Aktuelle Wirtschaftslage der Schweiz

Die Schweizer Wirtschaft befindet sich 2013 im Aufschwung. 2008-2011 hat sie sich von der Finanzkrise erholt und ist auf ihren langfristigen Trend zurückgekehrt. 2013 ist die Schweizer Wirtschaft wieder mit ihrem langfristigen Potenzial-Wachstum von 2.0% gewachsen. Im nachfolgenden Abschnitt wird gezeigt, welche Bestandteile des BIPs hauptverantwortlich für das Wachstum waren. Das BIP setzt sich dabei aus Konsum, Investitionen und Nettoexporten zusammen.


Abb. 1: Wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz: SECO

Konsum

Der Konsum ist mit rund 70% der mit Abstand grösste Teil des BIP und ist mit 2.4% überdurchschnittlich gewachsen. Der Konsum hat zwei Komponenten: Zum einen ist dies der private Konsum, also das, was die Haushalte konsumieren. Zum anderen ist dies der staatliche Konsum, also Ausgaben der öffentlichen Hand, die nicht zum Zwecke von Investitionen getätigt werden.

Der private Konsum stellt mit 59% der grösste Teil des BIPs dar und ist 2013 mit 2.3% ebenfalls überdurchschnittlich stark gewachsen. Mit dem Index der Konsumentenstimmung lässt sich der künftige private Konsum abschätzen. Im April 2013 lag die Konsumentenstimmung wegen der verbesserten Erwartungen der Konsumenten bezüglich der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Der Staatskonsum ist 2013 mit 3.0% überdurchschnittlich gewachsen.

Investitionen

Die Investitionen sind der zweitgrösste Bestandteil des Bruttoinlandproduktes. Die Bruttoinvestitionen sind 2013 leicht gesunken. Viel wichtiger sind allerdings die Unterkategorien, welche sich in Ausrüstungs- (bspw. in Maschinen) und Bauinvestitionen (bspw. in Häuser, Fabriken) unterteilen. Bei der Beurteilung dieser beiden Komponenten für das Jahr 2013 ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Die Bauinvestitionen sind, im Gegensatz zum Vorjahr, als sie gesunken sind, wieder mit 3.8% gewachsen. Das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen ist 2013 hingegen weiter gesunken. Jedoch hat die Geschwindigkeit der Reduktion abgenommen, während die Ausrüstungsinvestitionen 2012 noch mit 3.1% gesunken sind, sind sie 2013 nur noch mit 0.2% gesunken.

Nettoexporte

Die Nettoexporte machten 2013 10% am BIP aus und sind 2013 mit 3.6% unterdurchschnittlich gewachsen. Der Zehnjahresvergleich liegt jedoch deutlich höher, bei 8.8%.


Tabelle 1: Anteile und Wachstum des BIP. Quelle: SECO

Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote bewegte sich 2013 zwischen 2.9% und 3.5%. Im März war die Arbeitslosenquote mit 3.3% im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Im Vergleich mit dem nahen Ausland ist die Arbeitslosenquote in der Schweiz niedrig. Deutschland beispielsweise hat eine Arbeitslosenquote von beinahe 6%, Frankreich mehr als 10% und auch Italien hat weit mehr als 10%. Jedoch wird erwartet, dass sich die Arbeitslosenzahlen in Europa aufgrund der erholenden Wirtschaft verringern.

Prognose für 2014

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) erwarten, dass die Aufschwung der Schweizer Wirtschaft 2014 weitergeht und rechnen mit einem Wachstum von 2.1% beziehungsweise 2.3%. Allerdings ist die Schweiz als eine im internationalen Vergleich kleine Volkswirtschaft stark abhängig von den wirtschaftlichen Entwicklungen im Ausland, die im nachfolgenden Abschnitt dargestellt werden.

Internationales Umfeld

Grundsätzlich erwarten die meisten Ökonomen und Experten, dass sich die Weltwirtschaft weiter erholt. Insbesondere der Aussenhandel respektive die Nettoexporte könnten davon profitieren. Allerdings gilt die Weltkonjunktur weiterhin als sehr fragil.

Lage in Europa

Europa scheint sich von der Schuldenkrise zu erholen. Selbst stark verschuldete Länder wie Spanien und Italien konnten im zweiten Halbjahr 2013 wieder ein kleines Wachstum verzeichnen. Die stark verschuldeten Länder mussten ihren Staatshaushalt sanieren, indem sie ihre Einnahmen erhöhten (Steuererhöhungen) und ihre Ausgaben durch Sparmassnahmen reduzierten. Dies führte in den betroffenen Ländern zu einer vorübergehenden Senkung der Nachfrage. Folglich ist in den vergangen Jahren auch die Wirtschaftsleistung vieler europäischer Länder zurückgegangen. Trotz der Aussicht auf eine Erholung in der Eurozone besteht weiterhin eine akute Gefahr von Deflation. Eine Deflation in der Eurozone könnte dazu führen, dass Europa über Jahre hinweg kaum wachsen würde (sogenannte Stagnation).

Die USA

Die Wirtschaft der USA hat sich seit der Finanzkrise erholt und wächst langsam aber stetig weiter. Diese Entwicklung hängt aber nach wie vor stark von der Unterstützung der amerikanischen Notenbank ab, die immer noch Milliarden in den Wirtschaftskreislauf pumpt. Eine Erholung in den USA ist wichtig, da sie der zweitgrösste Handelspartner der Schweiz sind.

Schwellenländer

Die Schwellenländer wachsen weiterhin schneller als die Industrienationen Europas und die USA. Ihr Wachstum hat in den vergangenen Monaten jedoch nachgelassen. Die Gründe dafür sind von Land zu Land verschieden. China zum Beispiel versucht momentan, sein Wirtschaftsmodell umzustellen, wodurch sich das Wachstum drastisch verlangsamt hat, aber immer noch über 7% beträgt.

Freihandelsabkommen: Die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft

Die Schweiz ist als kleine offene Volkswirtschaft stark in die Weltwirtschaft eingebunden. Ein grosser Teil der wirtschaftlichen Entwicklung hängt daher vom internationalen Handel mit Gütern und Dienstleistungen sowie dem Zugang zu ausländischen Märkten ab.

Was ist ein Freihandelsabkommen?

Ein Freihandelsabkommen ist ein Vertrag zwischen zwei Ländern oder länderübergreifenden Organisationen wie der EU etc.

Ein Freihandelsabkommen dient dazu, Handelshemmnisse zwischen Ländern abzubauen. Dies bedeutet zum einen, dass tarifäre Hemmnisse wie Zölle reduziert und im Idealfall ganz abgebaut werden. Zum anderen sollen auch nicht-tarifäre Handelshemmnisse wie Ein- und Ausfuhrverbote abgebaut werden. Heutzutage werden aber oft auch noch andere Themen bei Freihandelsabkommen geregelt, wie der Schutz des geistigen Eigentums. Dies ist für die Schweiz als innovatives Land oft von besonderer Bedeutung. In der Realität ist die Reduktion der Handelshemmnisse meistens unvollständig. Bestimmte Industrien, die für ein Land aus wirtschafts- oder sozialpolitischen Gründen von besonderer Wichtigkeit sind, werden vom Freihandel oft ausgenommen.

Der Nutzen von Freihandelsabkommen

Das Ziel eines Freihandelsabkommens ist es, Wohlfahrtsgewinne für die jeweiligen Parteien zu erzielen. Die Idee ist folgende: Wenn zwei Länder keinen Aussenhandel haben, dann müssen sie alles Notwendige selbst produzieren. Es ist aber wahrscheinlich, dass ein Land nicht alle Produkte gleich gut oder gleich effizient herstellen kann wie das andere Land. Für die einen Produkte verfügt das eine Land über bestimmte Vorteile in der Produktion, zum Beispiel speziell ausgebildete Arbeitskräfte, für andere Produkte besitzt das andere Land Vorteile. Die Theorie besagt, dass die Wohlfahrt in beiden Ländern steigt, wenn sich beide Länder in Richtung ihrer Vorteile spezialisieren und Handel betreiben. Diese Vorteile werden in der Literatur komparative Kostenvorteile genannt. Demnach würde ein Freihandelsabkommen die Gesamtwohlfahrt steigern.

Kritik an Freihandelsabkommen

Dennoch gibt es Kritik, denn die Theorie besagt nur, dass der ganze Kuchen, der innerhalb eines Landes verteilt werden soll, grösser wird, aber nicht, dass auch jeder einzelne ein grösseres Stück erhält. Eine Liberalisierung (Abbau von Handelshemmnissen) führt grundsätzlich dazu, dass gewisse Industrien unter Druck geraten, wenn sie nicht wettbewerbsfähig sind und durch den Abbau von Zöllen und anderen Hemmnissen nicht mehr geschützt werden. Die Folge davon ist, dass diese Industrien teilweise eingehen und ihre Mitarbeitenden entlassen müssen. Die Theorie geht davon aus, dass diese Arbeiter nun in den Branchen, in welchen man wettbewerbsfähig ist und Kostenvorteile besitzt, arbeiten können. Dies ist aber oft nicht der Fall, da diese Arbeiter die spezifischen Fähigkeiten, die man für die neue Stelle braucht, nie erlernt haben. Dies bedeutet, dass, obwohl der Kuchen grösser geworden ist, die Stücke dieser Leute kleiner geworden sind. Langfristig wird jedoch der nötige Strukturwandel vollzogen und dieses Problem legt sich wieder.

Die Freihandelsverträge der Schweiz

Die Schweiz ist daran interessiert, mit strategisch wichtigen Partnern Freihandelsabkommen abzuschliessen, um inländischen Unternehmen den Zugang zu ausländischen Märkten zu erleichtern. Der Bundesrat hat in seiner Aussenhandelsstrategie vier Kriterien formuliert, um mögliche Partner zu identifizieren:

1. Die aktuelle und potenzielle wirtschaftliche Bedeutung eines möglichen Partners.

2. Die Möglichkeit von Diskriminierungen, wenn Konkurrenten der Schweiz Abkommen mit möglichen Partnern abschliessen.

3. Die Verhandlungsbereitschaft eines möglichen Partners

4. Weitere Faktoren, wie beispielsweise die wirtschaftliche Stabilisierung und Entwicklung eines möglichen Handelspartners.

Die Schweiz verfügt über ein Netz von 38 Freihandelsabkommen, wobei sie die meisten nicht mit den jeweiligen Ländern direkt abgeschlossen hat, sondern durch die Europäische Freihandelsassoziation EFTA. Vor kurzem hat die Schweiz mit China direkt ein Freihandelsabkommen geschlossen. Die Schweiz ist das zweite europäische Land nach Island, welches ein Freihandelsabkommen mit China hat. Das Schweizer Parlament hat im März 2014 das Freihandelsabkommen definitiv bestätigt. Das Freihandelsabkommen mit China hat jedoch auch Kritik verursacht. Opposition gegen das Abkommen gab es vor allem, weil Menschenrechte im Vertrag zu wenig beachtet worden seien. Im Besonderen wird kritisiert, dass Bestimmungen zu Menschenrechten und Arbeitsschutz nicht in den Vertrag aufgenommen wurden, sondern nur allgemein Bezug auf die UNO-Charta genommen werde. Es wurde gefordert, das Abkommen dem fakultativen Referendum zu unterstellen. Das Parlament hat jedoch beschlossen, dass dies im vorliegenden Fall nicht gerechtfertigt wäre. Von Seiten der Wirtschaft wird das Freihandelsabkommen als positiv beurteilt. Die Schweiz befreit 99% der Importe aus China von Zöllen und im Gegenzug befreit Peking etwa 84.2% der Schweizer Exporte nach China von Zöllen. Bei der Bewertung des Abkommens muss man die relative Wirtschaftsmacht der beiden Länder beachten. Industrien, die nicht oder erst in einigen Jahren von den Handelshemmnissen befreit werden sind die Uhrenindustrie und andere Hochpräzisionsindustrien. Im Gegenzug schützt die Schweiz weiterhin ihren Markt für landwirtschaftliche Produkte. Der Vertrag könnte für die Schweiz wichtig werden, weil schweizerische Unternehmen gegenüber ausländischen Konkurrenten in der Zukunft einen Wettbewerbsvorteil im chinesischen Mark haben könnten.

Fazit

Die Schweiz konnte im vergangen Jahr um 2% wachsen. Es ist zu erwarten, dass die Schweizer Wirtschaft ihren Aufschwung fortführt und etwas stärker wächst als im letzten Jahr. Zu der überdurchschnittlich wachsenden Binnennachfrage könnten auch die Nettoexporte aufgrund der Erholung der Eurozone wieder verstärkt wachsen.

Um die Exportindustrie weiter zu stärken, wurden in den vergangen Jahren viele Freihandelsabkommen abgeschlossen. Vor kurzem wurde ein weiteres Abkommen mit China abgeschlossen. Dies könnte für Schweizer Firmen zu Wettbewerbsvorteilen führen. Es gibt jedoch Kritik bezüglich fehlender Bestimmungen zu Menschenrechtsfragen.

Literaturverzeichnis

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Tagesanzeiger. (2014) Freihandel mit China kann starten. Gefunden am 10. Mai 2014. Unter Link

Text_Wirtschaftslage2014.pdf – PDF

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