In einem Artikel im St.Galler Tagblatt (“Entwicklung zu wenig nachhaltig”, 6. Februar) zeigt Hanspeter Guggenbühl auf, dass sich die Schweiz mehrheitlich nicht nachhaltig entwickelt, obwohl dies sogar im Artikel 2 der Bundesverfassung verankert ist. Ausserdem gibt es zahlreiche Zielkonflikte zwischen wirtschaftlichen Interessen (Wirtschaftswachstum) und Naturverträglichkeit (Ressourcen-, Energie- und Landverbrauch) sowie auch sozialen Aspekten. Herr Guggenbühl macht im letzten Abschnitt des Artikels eine Bemerkung, in der er die Förderung des Wirtschaftswachstums in Frage stellt. Ich möchte hiermit etwas näher auf diese Andeutung eingehen:
Es ist in der heutigen Medienlandschaft rar, dass sich jemand kritisch zum vermeintlichen Zwang zum Wirtschaftswachstum äussert. Fast täglich wird uns vorgegaukelt, unser Glück hänge davon ab, ob die Wirtschaft nun ein halbes Prozent oder drei Prozent im Jahr wächst. Bedeutet ein höheres BruttoinlandproduktDas Bruttoinlandprodukt (BIP) ist die Summe der Marktwerte a... wirklich eine bessere Lebensqualität? Nein, das ist nicht so, Wirtschaftswissenschaftler haben dies schon längst belegt. Das Bundesamt für Statistik hat dies kürzlich auch begriffen und will nun die Lebensqualität in der Schweiz erfassen.
Wir sind heute schon soweit, dass uns die Wirtschaftspolitik durch Anreize dazu veranlasst, möglichst viel zu konsumieren (z.B. wenn das Weihnachtsgeschäft einmal nicht ganz so gut läuft). Dies ist doch paradox, da es einen zunehmenden Verbrauch von Rohstoffen und Energie verursacht, ausserdem fördert es die finanzielle Verschuldung. Das Ziel der Wirtschaftspolitik sollte nicht ein möglichst hohes BruttoinlandproduktDas Bruttoinlandprodukt (BIP) ist die Summe der Marktwerte a..., sondern eine möglichst hohe Lebensqualität sein. Die Wirtschaft sollte unsere Bedürfnisse mit möglichst geringem Energie- und Rohstoffverbrauch befriedigen.
Man sollte die Freiheit haben, weniger zu arbeiten und auch weniger zu konsumieren. Dies kann einem die Möglichkeit geben, anderen Tätigkeiten nachzugehen und mehr Zeit für sich und die Familie zu haben. Wer vernünftiger konsumiert darf sich kein schlechtes Gewissen einreden, sondern trägt entscheidend dazu bei, eine nachhaltigere Entwicklung zu fördern.
Die Wirtschaft in den westlichen Industriestaaten (EU, USA, Japan) wäre im letzten Jahrzehnt ohne massive Staatsverschuldung gar nicht gewachsen, sondern geschrumpft. Das Wachstum beruhte also auf Pump und geht auf Kosten späterer Generationen. In der Schweiz wurde das Wirtschaftswachstum hauptsächlich durch die Bevölkerungszunahme und somit durch die ausländischen Arbeitskräfte ermöglicht.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsZitat: “In der Schweiz wurde das Wirtschaftswachstum hauptsächlich durch die Bevölkerungszunahme und somit durch die ausländischen Arbeitskräfte ermöglicht.”
Ihre Partei will schon seit über 10 Jahren den EU-Beitritt, und sagte JA zur PFZ. Das heisst, die SP will quantitatives Wirtschaftswachstum!
Zitat: “Bedeutet ein höheres Bruttoinlandprodukt wirklich eine bessere Lebensqualität?”
Ihr grosser Verbündeter “Schlemihl” betont das aber in diesem Forum ganz gross. (Und dass das BIP durch den EU-Beitritt steigen würde.)
Ich würde das eher aus einer anderen Perspektive sehen:
Diejenigen, die sich für ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum stark machen (das sind v.a. die bürgerlichen Parteien) müssen akzeptieren, dass dies nur dank der Personenfreizügigkeit ermöglicht worden ist. Ohne einen stetigen Zustrom von ausländischen Arbeitskräften hätte unsere Wirtschaft niemals so stark wachsen können wie im vergangenen Jahrzehnt!
Nun, was die SP zum Wirtschaftswachstum meint, ist eine andere Sache, hier gehen die Meinungen wahrscheinlich auch auseinander… Wie im obigen Text erwähnt, kann man es sich heutzutage fast nicht leisten, das Wirtschaftswachstum öffentlich in Frage zu stellen.
Die offizielle Position der SP zu diesem Thema ist die folgende:
“Ziel ist ein stetiges und ökologisch verträgliches Wachstum, das allen zu Gute kommt und nicht nur einigen wenigen dient.” Siehe: http://www.spschweiz.ch/wirtschaftfueralle​
Mit diesem Statement stimme ich überein, finde es aber sehr wichtig, dass die Diskussion, ob wir ein stetiges Wirtschaftswachstum überhaupt brauchen, geführt wird!
Dies ist im Moment leider nicht wirklich der Fall.
Zitat: “Diejenigen, die sich für ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum stark machen (das sind v.a. die bürgerlichen Parteien) müssen akzeptieren, dass dies nur dank der Personenfreizügigkeit ermöglicht worden ist.”
Es geht nicht um diejenigen. Es geht um die SP. Warum sagte sie JA zur PFZ, obwohl sie (gemäss Ihrem obigen Artikel) _gegen_ “möglichst hohes Wirtschaftswachstum” ist?
Zitat: “Nun, was die SP zum Wirtschaftswachstum meint, ist eine andere Sache. Wie im obigen Text erwähnt, kann man es sich heutzutage fast nicht leisten, das Wirtschaftswachstum öffentlich in Frage zu stellen.”
Heisst das, die SP traut sich nicht, das Wirtschaftswachstum öffentlich in Frage zu stellen? Das ist doch eine seltsame Ausrede, wo die SP doch sonst so selbstbewusst für unpopuläre Ziele wie EU-Beitritt, Kapitalismus- und Armeeabschaffung eintritt.
Zitat: “Die offizielle Position der SP zu diesem Thema ist die folgende:
“Ziel ist ein stetiges und ökologisch verträgliches Wachstum, das allen zu Gute kommt und nicht nur einigen wenigen dient.””
SP-Präsident Levrat gab selber zu, dass die PFZ einseitig den Reichen nützt! Umso mehr stellt sich die Frage, warum die SP für die PFZ ist.
Zitat: “Mit diesem Statement stimme ich überein, finde es aber sehr wichtig, dass die Diskussion, ob wir ein stetiges Wirtschaftswachstum überhaupt brauchen, geführt wird!”
Sie drücken sich um die Beantwortung der Frage, warum die SP für die PFZ ist, obwohl sie (angeblich) gegen quantitatives, anti-ökologisches Wachstum für Wenige ist.
Vielen Dank für Ihre Kommentare!
Der obige Text widerspiegelt meine persönliche Meinung und nicht die offizielle Position der SP.
Ich stimme selbstverständlich mit der Forderung überein, dass jedes Wirtschaftswachstum allen zu Gute kommen soll, und nicht nur ein paar wenigen.
Die wichtige Frage ist, wie hoch ein ökologisch verträgliches Wachstum sein kann; diese Frage ist bis anhin von den meisten Medien noch gar nicht aufgegriffen worden! Angesichts der momentanen globalen wirtschaftlichen Situation bedingt es einer grundsätzlichen Überdenkung des Wirtschaftssystems, deren Ziele und Grenzen. Soll die Profitmaximierung und damit ein möglichst hohes BIP wirklich das ultimative Ziel der Volkswirtschaft sein oder gibt es andere Sachen, die für die Wohlfahrt eigentlich viel wichtiger wären?
Die Sache mit der Personenfreizügigkeit und ausländischen Arbeitskräften richtet sich logischerweise nach der Wirtschaft. Je mehr Arbeitskräfte unsere Wirtschaft nachfragt, desto mehr werden kommen, um in der Schweiz zu arbeiten. Darum ist die Basis dieser Diskussion das Wirtschaftssystem und nicht die Ausländerpolitik.
Mit diesem Text möchte ich nur zum Denken anregen, da die meisten Leute die momentane Situation als gegeben betrachten und sich noch gar nie überlegt haben, dass es vielleicht andere Formen der Wirtschaftspolitik geben könnte, die weniger stark auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet ist und allen zu Gute kommt.
Zitat: “Der obige Text widerspiegelt meine persönliche Meinung und nicht die offizielle Position der SP.”
Beides widerspricht der JA-Parole zu PFZ und EU-Beitritt.
Zitat: “Die wichtige Frage ist, wie hoch ein ökologisch verträgliches Wachstum sein kann”
Weniger hoch als das von PFZ oder gar EU-Beitritt bescherte.
Zitat: “Die Sache mit der Personenfreizügigkeit und ausländischen Arbeitskräften richtet sich logischerweise nach der Wirtschaft.”
Die SP-Parole richtet sich nach der Wirtschaft??
Zitat: “Je mehr Arbeitskräfte unsere Wirtschaft nachfragt, desto mehr werden kommen, um in der Schweiz zu arbeiten.”
So war es nur _vor_ der PFZ. Hingegen ist es ja gerade das Merkmal der PFZ, dass damit auch _nicht_ “nachgefragte” EU-Immigranten kommen! (notabene nicht nur Angestellte, sondern auch (Schein-)Selbständige, Familiennachzug und Sozialhilfeempfänger)
Die Frage ist weiterhin, warum die SP (und Sie) dazu JA gesagt haben, obwohl es Ihrem “nachhaltigen Wachstumsziel” widerspricht.
Danke für Ihr Engagement – bitte auch zu meinem Wohle.
http://www.vimentis.ch/dialog/readarticle/politische-fehlentscheide—warum-passieren-sie/