Frauen gegen Frauenparteien und Frauenquoten – das gefundene Fressen
Es ist doch heute alles gut. Frausein als Spiessrutenlauf in einem einst männlichen Beruf, etwa der Juristerei wie in meinem Fall, das ist klar passé. Keine Frau wird an der Vorlesung mehr mit „Guten Tag, meine Herren“ begrüsst oder muss sich anhören, Frauen studierten nur, weil sie hässlich seien oder einen gebildeten Mann suchten. Anders als ich einst am Landgericht, dürfen Frauen ein Urteil mit „die Gerichtsschreiberin“ unterschreiben, ich hingegen war einst „der Gerichtsschreiber“, denn alles andere, so wurde behauptet, wirke unseriös.
Wir Frauen stellten gerade eben die Mehrheit in der Landesregierung, jetzt ist es noch die Hälfte der Mitglieder, rechnen wir die Bundeskanzlerin dazu. Sechzig Prozent aller Studierenden sind weiblich. Das einzige, was noch klemmt, ist die Führungsetage, denn dort hat es noch immer mehr Männer als Frauen, weshalb Frauenquoten gefordert werden. Und hinter dieser Forderung steht so manche Frau gerade eben nicht.
Wenn mir als Verantwortlicher für das Gedeihen eines Betriebes vorgeschrieben wird, wen ich einstellen muss, kann ich die betriebliche Verantwortung nicht mehr wahrnehmen. Denn findet sich bei einem vorgeschriebenen Frauenanteil von z.B. 40% für das Kader keine Frau, die gleich qualifiziert ist, wie die männlichen Bewerber, sinkt die Qualität. Zudem muss die Chemie im Team stimmen. So ist beispielsweise endloser Ärger vorprogrammiert, wenn ich zwei Alpha-Typen in ein Team zwingen muss. Das Geschlecht alleine darf also nie ausschlaggebend sein, soll ein Betrieb florieren.
Als Betroffene, die einst dank „Taten statt Worte“ und Frau Elisabeth Michel-Alder als erste Frau in einer Rechtsabteilung der Industrie landete, bin ich ebenfalls nicht begeistert. Es bringt einer Frau rein gar nichts, wenn sie ihres Geschlechtes wegen eingestellt wird (werden muss) und die Umgebung dann nicht dahinter steht. Der entsprechende Spiessrutenlauf ist erniedrigender als jede Nichteinstellung. Ich bin Frauenquoten gegenüber also ablehnend eingestellt – als Frau und als Vorgesetzte.
Wozu braucht es denn dann Frauenparteien, wenn überhaupt?
Es gibt wichtige Themen, die von Frauen anders angegangen werden, als von Männern, und die nicht unbedingt mit Gleichberechtigung und Frauenförderung zu tun haben. Denken wir an die Fristenlösung, zu der die CVP-Frauen zum Schrecken der Männer einst die Ja-Parole herausgaben. Tagesstrukturen für Kinder und Mittagstische sind Themen, für die kaum ein Mann zu gewinnen ist, die aber wichtiger sind denn je.
Dass 16-Jährige keinen Alkohol trinken, aber auf den Strich gehen dürfen, leuchtet keiner Frau ein, findet aber gar mancher Mann nicht ganz reizlos. Und der Ansatz der Schweden, entgeltlichen Sex zu verbieten und dabei die Freier und nicht die Anbieterinnen zu bestrafen, ist aus Frauensicht höchst attraktiv. Die frühere Pönalisierung der Prostituierten warf diese ganz aus der Gesellschaft, das ist heute besser. Noch besser wäre es aber, die Freier zu bestrafen. Denn sinkt die NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di..., ist die Verlockung des schnellen Geldes weg vom Tisch, und damit das ganze soziale Elend dieser Frauen. Der Frauenhandel würde uninteressant, womit die Einfuhr von „Frischfleisch“ und das Weiterreichen junger Frauen von Club zu Club zurückginge. Welche Partei wird sich an diesem Thema schon die Finger verbrennen wollen, wenn nicht eine Frauenpartei?
Deshalb: ja, es braucht Frauenparteien. Sie werden erst dann überflüssig sein, wenn es keine Themen mehr gibt, die wir Frauen anders angehen (können) als die Männer. Diese Themen müssen nicht alle Frauen bearbeiten, nicht alle müssen in eine Frauenpartei. Aber seien wir alle, Männer wie Frauen, froh, dass es Frauen gibt, die sich dieser Themen annehmen und unterstützen wir sie. Denn es geht bei diesen Themen um nicht weniger als Menschlichkeit, Würde, Respekt und Fairness. Daneben sind Frauenquoten nachgerade ein Luxusproblem.
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