1. Abstimmungen & Initiativen

Zersiedelung stoppen – aber wie?

Jede Se­kunde wird in der Schweiz 1m2 Land zu­ge­baut. Pro Jahr ent­spricht das praktisch  der Grösse des Kan­tons Ba­sel-­Stadt. Dass es so nicht wei­ter­ge­hen kann, da sind sich die meis­ten Po­li­ti­ker ei­nig. Doch wenn es um das Kon­krete geht, schei­den sich die Geister. Es gibt wie bei allen kom­ple­xe­ren Her­aus­for­de­run­ge​n eben nicht eine Lösung son­dern viele ver­schie­dene Mass­nah­men, die zum Ziel führen.

Die Initiative zur Begrenzung des Zweitwohnungsbaus, worüber wir am 11. März abstimmen, ist eine davon. Die darin verlangte Begrenzung von Zweitwohnungen pro Gemeinde auf 20% ist ein moderater Vorschlag, dem man getrost zustimmen kann. Es ist weder einem nachhaltigen Tourismus noch der ansässigen Bevölkerung gedient, wenn viele Wohnung die meiste Zeit über leer stehen und die Wohnkosten für Einheimische zunehmend unbezahlbar werden. Es braucht im ausufernden Zweitwohnungsbereich jetzt klare Beschränkungen, Gummiparagraphen bringen nichts. Das haben die letzten Jahre klar gezeigt.

Auch bei uns im Thurgau zersiedelt sich die Landschaft zunehmend rascher. Die Gemeindeautonomie, so gut sie in vielen Bereichen funktioniert, bei der Raumplanung tut sie es nicht. Fast überall gilt die Maxime, dass eine Gemeinde nur dann erfolgreich ist, wenn sie immer noch mehr Einwohner und Gewerbebetriebe anlockt. Dafür braucht es natürlich wieder neues Bauland und Infrastrukturen.  Und wer stimmt einer Einzonung nicht gerne zu, mit der Aussicht im nächsten Jahr ein paar Franken weniger Steuern zu zahlen. Doch gewinnen wir damit langfristig? Nein, denn Boden- und Liegenschaftspreise steigen an. Und vor allem verlieren wir zunehmend die natürlichen Schönheiten unseres Lebensraums Thurgau.

Voraussicht​lich stimmen wir im Kanton Thurgau bald über ein neues kantonales Planungs- und Baugesetz ab, das ein erster Schritt hin zu sorgsamerem Umgang mit unserem Boden und einer koordinierten Raumplanung ist.  Umso unverständlicher, dass die gleiche Regierung gleichzeitig 2 neue Schnellstrassen durch den Kanton plant. Diese verbrauchen nicht nur direkt viel wertvolles Kulturland, sondern auch indirekt durch weitere absehbare Einzonungen entlang dieser Strassen.

Es bleibt die Hoffnung, dass das Volk den Politikern in diesen  Fragen auf die Sprünge hilft und eine intakte Landschaft mit überschaubaren Strukturen, dem Gigantismus und dem kurzfristigen Wirtschaftswachstum vorzieht. 2012 wird dafür ein richtungsweisendes Jahr. 

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Comments to: Zersiedelung stoppen – aber wie?
  • Februar 18, 2012

    Herr Schmid,
    die 2 Schnellstrassen sind all den Leuten zu verdanken die nicht einsehen wollen, dass ein Bevölkerungswachstum automatisch mehr Infrastrukturbauten nach sich zieht.

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    • Juli 19, 2021

      und warum wächst die Bevölkerung? Weil die Wirtschaft falsch tickt und immer mehr Leute anstellt aus kurzsichtigem Wachstumsdenken. Da beginnt’s!

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    • Juli 19, 2021

      Herr Schmid, es ist einfach den schwarzen Peter jemandem anderen unterzuschieben.

      Richtig ist, die Politiker sind Schuld, da sie die falschen Ramenbedingungen gesezt haben.

      Der Wirtschaft vorzuwerfen die Ramenbedingungen zu ihren Gunsten auszunutzen kann diesen nicht vorgeworfen werden. Sie tun dies ja alles legal, so wie es der Gesetzgeber vorgegeben hat.

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    • Juli 19, 2021

      Es geht hier nicht um den schwarzen Peter sondern um Ursachenforschung. Das kurzfristige quantitative Wachstumsdenken führt immer zu den gleichen Problemen (Zersiedelung, steigende Liegenschaftenpreise,​ zunehmende Einwanderung wegen Rekrutierung neuer Arbeitskräfte, etc.) ob in der CH oder anderswo.
      Wir müssen der Wirtschaft die Richtung vorgeben und Anreize schaffen, das sie mehr in der Qualität wächst und weniger immer neue Kapazitäten schafft.

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    • Juli 19, 2021

      Richtig Herr Schmid, das ist das was ich die ganze Zeit sage: Der Gesetzgeber muss die Regeln definieren wie sich die Wirtschaft zu verhalten hat. Somit sind auch der Gesetzgeber und somit die Parlamentarier schuld an der jetzigen Misere.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Steiner, ich denke Schuldzuweisungen sind fehl am Platz. Schliesslich sind die Parlamentarier von uns gewählt worden, mit ihrem jeweiligen Programm, das uns bekannt ist.

      Viel mehr sollte jeder einzelne Bürger damit anfangen, sich selber die Fragen zu stellen, ob er an diesem (selbst)mörderischen Wachstum teilnehmen will, welche Welt er seinen Kindern und Grosskindern hinterlassen will und dann bei Abstimmungen und Wahlen diese Meinung konsequent kundzutun.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Iseli, ihre Aussage kann ich nicht unterstützen. Es ist allgemein bekannt, dass das Bevölkerungswchstum auf Grund der PFZ grösser als erwartet ist. Keiner der Experten hat diese Entwicklung vorausgesehen. Dies war auch der Grund weshalb das schweizer Volk der PFZ zugestimmt hat. Nun hat sich dies aber unerwarteterweise anders entwickelt. Die Bevölkerung in der Schweiz ist unerwartet stark gewachsen. Diese starke Wachstum hat nun negative Konsequenzen auf unser Land. Nun erwarte ich als Bürger dieses Landes, dass die Regierung und die Parlamente entsprechend auf diese unerwartete Entwicklung reagieren. Leider geschieht dies nicht und aus diesem Grunde sind schon 3 Bevölkerungsinitiativ​en am laufen. Können wir nicht erwarten, dass unsere Regierung und unsere Parlamente frei zum Wohle der Schweiz agieren ohne, dass das Volk immer über Initiativen Druck ausüben muss?
      Sie können es wenden wie sie wollen. Die Schuld an der Bevölkerungsproblemat​ik mit all ihren Nebeneffekten haben der Bundesrat und auch die schweizer Parlamente.

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  • Februar 20, 2012

    Dem Bevölkerungswachstum bei uns liegt hauptsächlich ein falsches wirtschaftliches Wachstumsdenken zu Grunde, das einseitig auf Quantität (immer mehr) statt Qualität (bessere Produkte, Innovation) ausgerichtet ist. Darum heuert die Wirtschaft fortlaufend neue Arbeitskräfte aus dem Ausland an. Lesen Sie dazu auch meinen letzten Blog Beitrag ‘Gedanken zu einer Grünen Wirtschaftspolitik’.​ Wir müssen bei diesem falschen Denken den Hebel ansetzen.
    Was hingegen die Mobilität betrifft konsumieren wir heute PRO KOPF immer mehr Mobilität. Es wird zunehmend weiter gependelt, weil die Verbindungen immer besser sind (auch Zug/Bus). Zum Einkaufen und in der Freizeit ist das gleiche Verhalten festzustellen.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Schmid, ich bestreite ja nicht, dass es auch andere Faktoren gibt die den Zubau unseres Landes fördern. Leider muss ich aber feststellen, dass die Problematik des Bevölkerungswachstums​ in der Schweiz, mit all ihren negativen Folgen, leider auch von den Grünen nicht ernsthaft erkannt und mit gezielten Massnahmen bekämpft wird.
      Jedenfalls ist bei der aktuellen Politik der “Grünen” der Name eine reine Mogelpakung. Die Farbe grün nimmt, auch wegen der “Grünen”, in der Schweiz stetig ab.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Steiner, ihr immer wieder zitiertes Bevölkerungswachstum ist auf eine falsche Wirtschaftspolitik zurückzuführen. Nur wer bei uns ein Job erhält kann bleiben. Warum holt die Wirtschaft immer mehr Leute aus dem Ausland?

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    • Juli 19, 2021

      Ja richtig Herr Schmid, das bestreitet ja auch niemand. Doch die Grünen tun nichts dagegen, da sie aus Angst vor der Wirtschaft und auf Grund von falschen sozialen Vorstellungen den Lebensraum Schweiz zu wenig schützen.

      Überlege​n sie doch selber was mehr Leute bedeuten und dann sollte es auch ihnen einleuchten, dass weniger Leute vorteilhaft für unseren Lebensraum sind.

      Mehr Leute bedeuten:
      – Mehr Wohnung
      – Mehr Strassen, Eisenbahnen, Einkaufshäuser und andere Infrastrukturbauten
      ​- Mehr Energieverbrauch
      – Weniger Platz für die anderen Lebewesen in der Schweiz. Immer mehr Leute strömen an den Wochenenden in die Berge usw. und stören dadurch die Umwelt im Übermass.

      Sie sehen, für mich ist das unnatürliche Bevölkerungswachstum in der Schweiz ein Grundproblem für viele Bereiche. Sie ist für mich persönlich sogar mitverantwortlich für Lohndumping (öffnen der Lohnschere), die Höhe der Arbeitslosenrate, Zunahme von IV-Bezügern, Zunahme von Gewalt und Stress (da der instinktive Sicherheitsabstand des Menschen dauernd unterschritten wird) usw.

      Dies ist der Grund, weshalb für mich dieser Bereich wichtig ist. Ich persönlich würde eine Abnahme der Bevölkerungszahlen in der Schweiz befürworten. Leider ist dies auf Grund der demografischen Situation im Moment schwierig. Aber eine Stabilisierung wäre möglich und würde viele Vorteile bringen. Nachteile für das Land Schweiz kann ich keine erkennen. Natürlich gibt es Nachteile für einzelne Bereiche und Leute. Diese Nachteile können aber durch Strukturänderungen behoben werden.

      Somit meine Frage an sie: weshalb sind die Grünen nicht bereit z.B. die Initiative von Ecopop zu unterstützen?

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    • Juli 19, 2021

      Ich finde übermässiges Bevölkerungswachstum auch problematisch, nur die Ecopop Initiative ist das falsche Instrument. Unterschreiben Sie unsere Initiative für eine Grüne Wirtschaft, das ist der richtige Ansatz. Damit wird übermässiges Wirtschaftswachstum gedämpft und entsprechend die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften reduziert.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Schmid, ich habe den Initiativtext gelesen. Ich werde die Initiative auch unterstützen. Ich glaube aber, dass sie sehr wenig Einfluss auf die gesammtbilanz der Schweiz haben wird. Der ökologische Fussabdruck der Schweiz wird trotz aller Massnahmen auch in Zukunft zunehmen. Alle Effekte werden nämlich durch das Bevölkerungswachstum wieder aufgefressen. Pro Person wird zwar der ökologische Fussabdruck kleiner, der Fussabdruck der Schweiz leider aber nicht.

      Jetz noch eine Frage zur Initiative von Ecopop: Nennen sie mir konkrete Nachteile die diese Initiative ihrer Meinung nach haben soll.

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    • Juli 19, 2021

      Die konkreten Nachteile der Ecopop-Initiative sind für mich die folgenden:

      1. Umsetzung: Die Bevölkerungszunahme darf noch 0.2% betragen. Wenn das bisherige Wachstumsdenken sich fortsetzt und die Initiative will daran nichts ändern, wer darf dann ausländische Arbeitskräfte rekrutieren und wer nicht?

      2. Nachbarschaftliche Beziehungen: Ohne Einsicht der Wirtschaft, eben keine neuen Arbeitskräfte anzustellen, müssten wir mit dieser Initiative die bilateralen Verträge mit der EU künden, respektive die EU würde sie kündigen. Das wäre verheerend für die existierende CH-Volkswirtschaft.

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    • Juli 19, 2021

      Sehen sie Herr Schmid, dies ist doch gerade das Problem der Grünen Partei. Aus wirtschaftlichen Gründen sind sie gegen die Initiative von Ecopop. Die Natur und die Umwelt in der wir Leben ist in den Hintergrund gerückt. Die Grüne Partei hat meines Erachtens ihre Daseinsberechtigung verloren, da sie nicht Neues oder Anderes zur Politik in der Schweiz beiträgt.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Steiner, wir werden uns wohl nie einig. Wenn sie meine Antwort lesen, sehen Sie, dass eben das Grundproblem beim falschen Wachstumsdenken liegt. Die Ecopop-Initiative will übrigens auch wachsen: 0,2% pro Jahr. Ist das konsequent?

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    • Juli 19, 2021

      Herr Schmid, ihr Argument mit den 0.2% ist lachhaft. Ecopop tut mindstens etwas. Und zusätzlich will sie auch Einfluss auf das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern nehmen. Mal mindestens in den Ländern die von der Schweiz Entwicklungshilfe erhalten.
      Die Grüne Partei ist nicht einmal bereit gegen das Bevölkerungswachstum etwas zu unternehmen, obwohl dieses nachweislich negativ für unsere Umwelt ist. Wie gesagt, das grün im Namen der Grünen Partei ist nicht gerechtfertigt

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    • Juli 19, 2021

      Bei der Entwicklungshilfe stimme ich Ihnen zu, im Gegensatz zur Schweiz wächst in Entwicklungsländern die Bevölkerung nicht weil die Wirtschaft immer neue Arbeitskräfte rekrutiert. Ich wünsche Ihnen Glück beim Unterschriften sammeln für Ihre Initiative.

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  • Februar 21, 2012

    Der Artikel könnte von mir stammen… im Ernst: Du triffst die Sache auf den Punkt und zeigst im Weiteren profunde Zusammenhänge auf, die vielen nicht klar sind.

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