1. Medien & Kommunikation

Zweierlei Mass und andere Manipulationen

Zweierlei Mass und andere Manipulationen

 

 

Am 13.09.2013 informierte die NZZ die Leser darüber, dass Russland Importe von Wein aus der Moldau verboten hat, um auf das kleine Land Druck auszuüben, damit es der von Russland aufgebauten Zollunion beitrete, statt sich der EU anzunähern.  Die NZZ benennt dieses Verhalten „archaisch-imperial“.​ Könnte die Redaktion dem Leser den Unterschied erklären, zwischen dem Sperren der Weineinfuhren aus der Moldau nach Russland und der Drohung mit dem Sperren des amerikanischen Marktes für Schweizer Banken und der Verhängung hoher Bussen an unsere Finanzhäuser, um unser kleines Land zu zwingen, unsere Gesetze nach amerikanischen Vorgaben zu ändern? Wieso ist das im Fall der USA nicht auch ein „archaisch-imperiales​ Verhalten“? 

 

Wissen wir nicht seit bald 200 Jahren dank dem damaligen britischen Premierminister Lord Palmerstone, was General de Gaulle 1940 in prägnanten Worten bestätigte, dass Länder keine Freunde oder Feinde haben, sondern nur Interessen? Diese setzen sie mit aller ihnen zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen oder militärischen Macht durch. Im Gegensatz zur Meinung unserer Politiker und grosser Teile des Volkes, gibt es keine „Speckgürtel von Freunden“. Freunde würden wohl auch kaum mit der „Kavallerie“ drohen oder öffentlich bedauern, dass man Probleme mit der renitenten Schweiz nicht mehr militärisch lösen könne, wie das führende Politiker unseres „Freundes“ im Norden taten.

 

Warum wird es von den westlichen Medien als positiv dargestellt, dass ein Land im weiteren Mittleren Osten mit wirtschaftlichem Druck und militärischen Drohungen gezwungen werden soll, auf die volle Kontrolle des zivilen atomaren Energiekreislaufs zu verzichten und dass ein anderes im Fernen Osten international isoliert und wirtschaftlich abgewürgt wird, damit es seine Atombomben aufgebe, dieselben Medien aber schweigen, wenn ein weiterer Staat im Mittleren Osten sich internationalen Kontrollen seiner atomaren Rüstung entziehen und Atombomben besitzen darf, ohne sich irgendwelchen Drohungen und Sanktionen auszusetzen?

 

Warum ist ein amerikanischer Präsident „schwach“, wenn er nicht mit „Hurra“-Rufen eine militärische Intervention in Syrien anordnet? Ist er nicht vielmehr sehr stark? Warum ist es ein „Propagandacoup“, wenn Herr Putin die Tatsache erwähnt, dass sich die USA immer wieder in andere Länder einmischen (NZZ 13.09.2013)? Hier ist kein Platz, um all die Fälle aufzuzählen, in denen die USA in anderen Ländern selbst Ergebnisse demokratischer Wahlen gewaltsam umstiessen.

 

Die Antwort kann man sich auch selber geben: Weil wir mit „Abstempelungen“ so manipuliert werden sollen, dass wir je nach Thema die Dinge „richtig“ sehen, d.h.so wie sie die herrschenden Kreisen der USA, und in deren Schlepptau der Westen, oder andere Mächte, oder die wirtschaftlichen oder politischen Führer oder schliesslich – im Falle einer Sache von geringerer Bedeutung – wie sie der jeweilige Artikelschreiber gesehen haben will.

 

Das gilt für fast sämtliche Informationen, die uns alle Medien vermitteln! Die NZZ ist da in bester Gesellschaft: durch die richtige Wortwahl, vorangestellte Adjektive und Adverbien und dergleichen wird aufgewertet oder abgewertet, und beim Leser entsteht ohne Bezug zum Thema vorweg eine positive oder negative Wahrnehmung, auf Grund derer dann die eigentliche Information bewertet wird.

 

Bemerkungen wie „stark umstritten“, „führend“, „will sich profilieren“, „will sich in Szene setzen“,  „weltweit anerkannt“, „unbestritten“ usw.  geben oder entziehen Glaubwürdigkeit. Sehr wirkungsvoll ist auch das Totschweigen. Wird z.B. eine Managementschule immer als „Flagschiff“ bezeichnet, aber über Positives bei der Konkurrenz der Mantel des Schweigens ausgebreitet, wird auch damit ein gewünschtes Ziel erreicht.

 

Mit dieser Kritik wird nicht das Recht und die Notwendigkeit zu Bewertungen in Frage gestellt werden. Man darf den Entscheid, in Syrien nicht einzureifen, oder Putins Schelte der weltweiten amerikanischen Einmischungen mit Argumenten kritisieren. Aber Obama deswegen „schwach“ zu nennen, oder Putins Meinungsäusserung als „Propagandacoup“ zu bezeichnen, hat nichts mit Argumenten zu tun.

 

Es gibt Medien, besonders solche, die mal staatstragende Pfeiler der Schweiz waren,  an die man höhere Anforderungen stellt.

 

Gotthard Frick, Bottmingen 24.09.2013

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Zweierlei Mass und andere Manipulationen
  • September 24, 2013

    Die Cüpli-SP versucht einmalmehr von den Problemen im eigenen Land abzulenken, mit Weinproblemen imAusland.

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  • September 24, 2013

    Zitat: “Es gibt Medien, besonders solche, die mal staatstragende Pfeiler der Schweiz waren, an die man höhere Anforderungen stellt.”

    In etwa wie jene, welche die SP subventioniert und zensuriert hätte haben wollen?

    Die Birne SP wird immer weicher und madiger…

    http://​www.bernerzeitung.ch/​schweiz/standard/Der-​Vertreter-von-Google-​fand-unsere-Idee-bire​weich/story/25147885

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  • September 24, 2013

    Herr Frick liefert uns hier wieder einmal ein Juwel mit der Formulierung
    seiner Betrachtungen. Er zeigt verdienstvoll auf, dass es unseren Medien
    an wirklichen Redaktionspersönlichk​eiten gebricht; selbst die “NZZ” ist
    alles andere als keimfrei; auch dort schimmert allmählich die Boulevardisie-
    rung durch. Vielen Dank!

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    • Juli 19, 2021

      Ich kann Ihnen nur zustimmen, Herr Gassmann, bei Ihrer Blogbewertung!

      Herr Frick weist hier auf die Anwendung von Methoden der psychologischen Kriegsführung hin, deren “Informationsgranate​n” tagtäglich medienorchestriert auf uns niederprasseln.

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  • September 25, 2013

    Ist etwa dasselbe, wie die Berichterstattung über Ungarn. Ich könnte über Orbán auch positives berichten was die westlichen Medien natürlich wissentlich und willentlich unterdrücken.

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