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Das “grundlose Einkommen” – eine gefährliche Utopie

Wäre die In­itia­tive «Für ein be­din­gungs­lo­ses Gr­und­ein­kom­men» in­halt­lich nicht so ge­fähr­lich, wäre sie ein Fall fürs Ku­rio­sitäten­ka­bi­​nett. Ihre Idee ist, dass je­der, der in der Schweiz wohnt, vom Staat ein «­grund­lo­ses Ein­kom­men» er­hält. Ein Haus­halt mit zwei El­tern und zwei jun­gen er­wach­se­nen Kin­dern bekäme mo­nat­lich um die 10 000 Fran­ken (wohl steu­er­frei) – und zwar auch dann, wenn alle vollstän­dig ar­beits­fähig sind, es aber vor­zie­hen, den gan­zen Tag in der Hän­ge­matte zu lie­gen. Zur Fi­nan­zie­rung äus­sern sich die In­iti­an­ten nicht ver­bind­lich, zur ge­nauen Aus­ge­stal­tung ebenso we­nig.

Da unser Land bereits einen funktionierenden Sozialstaat kennt, begründen die Initianten ihr Anliegen mit einer diffusen «Befreiungs»-Rhetorik​, wonach auch arbeitsfähige Menschen endlich von der lästigen Pflicht zur Erwerbsarbeit erlöst werden sollten. So könnten sie endlich tun und lassen, wozu sie sich berufen fühlten. Wer das alles bezahlen soll? Das scheint keine Rolle zu spielen – Hauptsache jemand anderes. Gesamtheitlich betrachtet, würde die Initiative jährlich 200 Milliarden Franken kosten. Nur ein Teil davon könnte durch Einsatz der heutigen, zielgerichteten Sozialwerke aufgefangen werden. Ein enormer zusätzlicher Brocken müsste via Steuern erhoben werden. Das Dramatischste dieser Idee sind ihre Fehlanreize: Arbeit ist oft eine Befriedigung, aber mindestens so oft auch Mühsal. Darum wollen die Initianten uns ja auch davon befreien – und auch darum wird sie im Markt entlöhnt. Wer aber soll noch einer anstrengenden Arbeit nachgehen – oder auch nur eine Ausbildung machen –, wenn er ohne Arbeit gutes Geld erhält und umgekehrt mit Arbeit steuerlich krass geschröpft wird? Diese Fehlanreize würden in einen Teufelskreis zwischen grundlosem Einkommen und zunehmender Steuerlast münden, der im Systemkollaps endet.

Manche begründen die Initiative statt mit der Befreiung von Arbeit mit der mangelnden Wertschätzung gegenüber Familien- und Freiwilligenarbeit. Familienarbeit aber macht man ja für die Familie (inklusive sich selber) – da kann man nicht von Aussenstehenden Geld dafür verlangen. Freiwilligenarbeit wiederum ist – ja eben freiwillig. Wollte man sie dennoch stärker fördern, so sollte man das gezielt tun. Nur ein Drittel leistet in diesem Land Freiwilligenarbeit. Warum sollen Leute, die weder am Arbeitsmarkt noch in der Freiwilligenarbeit etwas für andere tun, obschon sie könnten, dafür belohnt werden? Das wäre ja keine Anerkennung, sondern ein Hohn gegenüber jenen, die sich engagieren.

Zu bedenken geben möchte ich aber auch die weiteren gesellschaftlichen Auswirkungen. Heute gibt es über die Sozialwerke eine grosse Solidarität in diesem Land. Die Bürgerinnen und Bürger tragen diese mit, weil sie wissen, dass sich jeder primär um seinen eigenen Erwerb bemüht und die Solidarität gezielt mit den Bedürftigen spielt. Wenn die Erwerbstätigen dann aber eines Tages feststellen würden, dass sie auch für für Müssiggänger zahlen müssen, dann schlüge diese Hilfsbereitschaft sehr bald in Verachtung um. Somit würde diese Initiative schlussendlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt zersetzen. Stimmen wir also am 5. Juni Nein zum «grundlosen Einkommen».

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Das “grundlose Einkommen” – eine gefährliche Utopie
  • Juni 4, 2016

    Ja Herr Herr Caroni, am 4.6. noch ein Statement für eine Abstimmung vom 5.6, da wird wohl kaum noch einer die Meinung ändern.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Frischknecht, Sie müssen der Classe Politique angehören…
      Seit wann ist das Abstimmungsdatum relevant für eine fruchtbare und lehrreiche Diskussion?

      Carolu​s Magnus

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    • Juli 19, 2021

      Als Ausserrhoder bin ich nicht sehr erfreut über Herrn Andrea Caroni. Das passt irgendwie zu meinem Bild von ihm. Er sitzt dort in Bern aber eher für seine Anliegen als die des Kantons.

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  • Juni 9, 2016

    Im Nachhinein gibt mir diese seltsame Daumendrückerei nach unten zu denken!Das frivole Anliegen aus postkommunistischen Kreisen ist mit einer deutlichen Abfuhr von weit rechts bis halblinks ziemlich deutlich den Bach abgeschickt worden!Wird dieses Forum eigentlich nur von linken Ideologen gelesen?..ist dieses Daumen-nach-unten Spielchen,gewollt?..s​oll damit Meinungsmache getrieben werden für linke Träumereien?….oder soll man es als Kompliment verstehen,wenn man möglichst viele “Nach unten “Klicks erhält…?..der Kontrast zur öffentlichen Meinung und Abstimmung-Ergebnisse​n,ist manchmal schon extrem..!.eben “linkslastig”….!

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    • Juli 19, 2021

      Herr Wolfensperger

      Wenn​ die “Klicker” öffentlich registriert und abrufbar wäre, würden vermutlich Einige hier nicht mehr oder anders klicken.

      Ich pers. klicke oder achte schon lange nicht mehr (oder nur Bedingt) auf solche Daumendrücker. Da eh einfach aus Prinzip der Daumen runter gedrückt wird, wenn man anderer Meinung ist, obwohl es legitim ist auch mit einer anderen Meinung eine “gute” Meinung zu haben.

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    • Juli 19, 2021

      “(…) Das frivole Anliegen aus postkommunistischen Kreisen ist mit einer deutlichen Abfuhr von weit rechts bis halblinks ziemlich deutlich den Bach abgeschickt worden! (…)”

      Herr Wolfensberger, bereits mehrmals wurde zu diesem Thema berichtigt, dass die “Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen” von ein paar wenigen Privatleuten lanciert worden ist, die in keiner Partei sind. Die “Postkommunisten” haben Sie sich aus den Fingern gesogen.

      „Postkomm​unisten“ nennt man nach 1989 die Nachfolger der Kommunisten in ehemals kommunistischen Staaten bzw. die Nachfolgeparteien. (Wikipedia)

      Weder kommunistische noch postkommunistische Parteien haben je den Versuch gemacht, ein “bedingungsloses Grundeinkommen” einzuführen. Das stünde im Widerspruch zu ihrer politischen Linie.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Oberli
      Ich bin beeindruckt von Ihrer Belehrung…
      Es fehlt gerado noch, dass jener Ex-Raiffeisenbänkler,​ der uns immer so nett die Geldströme erklären will, seinen Senf dazu gibt…

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    • Juli 19, 2021

      ..danke Herr Krähenbühl….!!
      ich​ war nämlich jahrelang mit einer damals tschechoslowakischen Familie befreundet,die mir das System der Kommunisten schon recht gut geschildert haben!..Es gab da auch das “Recht” auf Arbeit für alle..!…Akademiker hatten oft weniger Lohn,als ein Strassenarbeiter,..di​e höchsten Löhne bezogen selbstverständlich die Funktionäre,..und wer als Parteimitglied eingeschrieben war bekam auch etwas mehr,als ein Nichtmitglied.Es bestand also ohne wirtschaftlichen Nutzen auch eine Art BGE…!!Das in Zürich die Kreise 4 und 5 diese INI angenommen passt ins Bild dieser selbstverständlich von linken Kreisen angestossenen Idee!Mit einer sog.privaten Plattform versuchte man,auch bürgerliche Kreise für diese “Idee” zu gewinnen.Na ja…es ist nochmals gut gegangen…..”wer den fünfer nicht ehrt..ist des Franken nicht wert”!..oder frei nach Beckenbauer…:schaun​ mir mal…!..wie`s weitergeht…!

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  • Juni 16, 2016

    Herr Caroni, Sie haben wenig Ahnung davon, was alles in den nächsten 20 Jahren auf uns zukommt. Die Massenarbeitslosigkei​t wird auch Sie treffen

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    • Juli 19, 2021

      Ja genau, und vor allem Politiker werden keinen neuen Job mehr finden, wenn der Staat mit unseren Steuern nicht mehr zahlen kann.
      Denn, was können Politiker denn schon, was einen Mehrwert für die Wirtschaft schafft?
      Und zu glauben, dass Politiker für das Volk arbeiten……Die Schlumpf hat ja öffentlich schon gesagt, dass es ganz anders ist. Nur die “Qualitäts”-Medien bringen das natürlich nicht…..

      Wer das BGE als Utopie hinstellt, der hat meiner Meinung nach nicht begriffen, wie der Hase läuft. Ich muss leider sagen, dass auch die Initianten fürs BGE so einiges nicht begriffen haben, leider, Denn so wie vorgeschlagen, hätte das auch nichts gebracht. Es muss ein echtes BGE sein und nicht ein halber Abklatsch davon.

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  • Juni 16, 2016

    Was in unserer dogmatischen Welt utopisch klingt, ist real umsetzbar! – Wer etwas andres sagt, hat unbegründete Besitzstandsängste, was vermutlich auch der Grund für die mit Vehemenz auftretenden Gegner aus Parteien der FDP und SVP ist.

    Carolus Magnus

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  • Juli 10, 2016

    Wie wäre es, endlich mal die Finanzströme der Schweizer Banken an die IS-finanzierenden Unternehmen und deren Banken zu kappen, statt gebetsmühlenartig wie US-Falken die Boshaftigkeit von Putin und Assad zu beschwören? Oder zählt sich unsere politische und wirtschaftliche Elite bereits zum IS? Sind diese bereits derart vom Terrorismusgeschäft abhängig? Was zwar kein Grund dagegen sein müsste… Oder sind sie bereits derart depressivdevotverherr​​​lichend wie damals das untergehende Römische Reich? Die Arena-Statements von Schneider-Ammann zur Spekulationsstopp-Ini​​​tiative zum Beispiel sind ein trauriges Beispiel dieses Auswuchses.
    Ich frage mich, ob die päpstliche Predigung des Erbarmens unsere erbärmlichen Eliten meint. Die dürften gleich selber damit beginnen.
    http://deu​tsche-wirtschafts-nac​hrichten.de/2016/07/1​0/assad-wir-wollen-da​ss-die-fluechtlinge-n​ach-syrien-zurueckkom​men/

    Der Grund für das Problem: Der ungezügelte Finanzkapitalismus. Statt 2008 wie Island die Banken zu verstaatlichen und zu entschulden, wurden ihnen noch mehr Freiheiten zugestanden. In der Erziehung ist das Laissez-faire, ‘Verziehung’, Narzismuszucht. Besser wird es so bestimmt nicht. Im Gegenteil.
    Mit dem Vollgeld hätte man eine erste richtungsweisende Leitplanke, um aus der Finanzversklavung herauszukommen. Gerade für die Vermögensverwalterin Nr. 1, Helvetia, wäre es ein Survivalinstrument, um wieder souverän zu sein.
    http://deutsch​e-wirtschafts-nachric​hten.de/2016/07/10/re​nzi-fuerchtet-volksau​fstand-wenn-die-spare​r-ihr-geld-verlieren/​

    Aus: Hausgemachte illegale Migration https://www.vimentis.​ch/dialog/readarticle​/hausgemachte-illegal​e-migration/?

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