Quer durchs Band der bürgerlichen Parteien wird den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen aus den nordafrikanischen Ländern Faulheit attestiert. War der Tunesier, der sich aufgrund Perspektivlosigkeit und der daraus resultierenden Verzweiflung verbrannte und damit das Fass zum überlaufen brachte auch einfach ein fauler Taugenichts? Sind Wirtschaftsflüchtlinge einfach faule Menschen die sich aus der Verantwortung stehlen und deshalb eine Reise auf sich nehmen, die viele nicht überleben, die sie oftmals erst noch mehr als ein Jahresgehalt kostet? Nein, sicher nicht. Diese Menschen sind verzweifelt und perspektivlos.
Da wird gefordert sie sollen nun ihr Land aufbauen. Das ist ja schön und gut. Aber es ist falsch zu glauben, dass sich jetzt alles auf einen Schlag ändert.
Der Westen unterstützte die Despoten und pflegte freundschaftliche Beziehungen. Auch Gaddafi wurde als notwendig erachtet. Besitzt sein Land doch viele Bodenschätze und er war ein Garant für eine gewisse Stabilität im Lande. Er war auch so nett aufgrund Abkommen mit dem Westen, Flüchtlinge die über Libyen in den Westen reisen wollten in der Wüste auszusetzen.
Nicht zu vergessen sind auch die hohen Lebensmittelpreise, welche ein wesentlicher Faktor dieser Aufstände sind. Die Lebensmittelpreise hängen direkt mit unserem Fleischkonsum (1kg Fleisch = bis ca. 15kg Weizen/Soja), dem Verbrauch von Biodiesel und der Börsenspekulationen zusammen. Ebenfalls wurden in Ägypten abertausende Arbeiter auf die Strasse gesetzt, im Zuge aufgezwungener Restrukturierungsmassnahmen durch den IWF und die WTO.
Es ist also heuchlerisch von faulen Flüchtlingen zu reden, wenn der Westen, der sich die Freiheit und Unabhängigkeit auf die Fahne geschrieben hat, aus Eigennutz in den Armen Ländern Despoten unterstützt und die wirtschaftliche Selbstbestimmung dieser Länder mit Füssen tritt.
Der Westen muss sich nun aktiv und ehrlich an den Demokratisierungsprozessen in diesen Ländern beteiligen, ohne allerdings seine eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen durchsetzen zu wollen. Das ist der einzige Weg, um Flüchtlingsströme in der Zukunft zu vermindern.
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