1. Umwelt, Klima & Energie

Jetzt ist es Zeit den Worten Taten folgen zu lassen

Seit Fu­kus­hima ver­geht kein Tag mehr an dem wir nicht einen Be­richt über den Atomaus­stieg im Fern­se­hen oder der Ta­ges­presse ver­fol­gen können. Un­ter­des­sen sind sich prak­tisch alle ei­nig: Früher oder später wer­den wir aus der Atom­ener­gie aus­stei­gen. Die Frage ist nur wie? Ener­gie­spa­ren und Aus­bau der er­neu­er­ba­ren Ener­gien ist gut und recht aber wo sind die Pro­jekte wel­che eins zu eins Ki­lo­watts ein­spa­ren oder neu pro­du­zie­ren? Mit Wor­ten wird lei­der weder Strom pro­du­ziert noch ge­spart. Daher ist nun die Zeit der Worte vor­bei und es müssen mehr als nur Be­kennt­nisse fol­gen.

Der Energieträger der Zukunft ist die Sonnenenergie. Aber wo sollen diese unzähligen Photovoltaikanlagen alle stehen? Bisher wurde vor allem von den privaten Haushalten und den Unternehmen gefordert sie sollen ihre Dächer zur Verfügung stellen und Solaranlagen bauen. Dabei vergessen wir jedoch wer der grösste Immobilienbesitzer und gleichzeitig auch der grösste Stromverbraucher im Land ist: der Staat.

Die beiden grössten Stromverbraucher im Land sind SBB und Swisscom. Beide gehören teilweise dem Bund. Gemeinden, Kantone und der Bund besitzen neben Spitälern, Polizeiposten, Feuerwehmagazinen, Kultur- und Sportzentren sowie Verwaltungsgebäuden auch die Schul-, Universitäts- und Turnhallendächer. Riesige Flächen (ETH Zürich besitzt 200 Gebäude mit 420‘000m2 Dachfläche und baut jedes Jahr 5‘000m2 dazu) stünden zur Verfügung ohne das Private oder die Unternehmen etwas abgeben müssten. Für mich geht es nicht mehr, dass die Politik stets mehr fordert und selber Nichts zur Verfügung stellt daher habe ich einige einfach Berechnungen angestellt.

1. Würde jede Gemeinde bis 10‘000 Einwohner 100 m2 (ab 10‘000 Einwohner für weitere 10‘000 Einwohner zusätzliche 100 m2) Dachfläche kostenlos zur Verfügung stellen, damit die Energiekonzerne oder Private, welchen der Denkmalschutz eine Solaranlage auf dem eigenen Dach verbietet, eine Solaranlage bauen könnten, würde innerhalb kürzester Zeit Strom für rund 12‘000 Menschen zugebaut werden. Die Baukosten würden die Energiekonzerne, welche stets behaupten vermehrt in erneuerbare Energien investieren zu wollen, tragen und die Gemeinden verlieren nur ungenutzte Dachfläche.

2. Die SBB als grösster Stromverbraucher im Land besitzt rund 750 Personenbahnhöfe in der ganzen Schweiz. Ein normales Perron ist rund 7 Meter breit und mehrere 100 Meter lang. Bei Durchschnittlich drei Perrons (Zürich HB besitzt alleine über 10) hätten wir eine Fläche von 1,5 km2 zur Verfügung welche Strom für bis zu 65‘000 Menschen liefern könnte. Wäre auch nur die Hälfte dieser Fläche nutzbar (die SBB besitzt zusätzlich Rangierbahnhöfe, Stellwerke und Verwaltungsgebäude) könnte die Stadt Thun problemlos mit reinem Solarstrom versorgt werden.

Swisscom, Post und vor allem die Armee besitzen nochmals Dachflächen um eine Stadt wie Bern mit Solarstrom zu versorgen (das zweitgrösste Verteilzentrum der Post in Genf ist 125‘000 m2 gross und könnte Strom für 5‘000 Personen liefern).

Die Kosten für solche Projekte sind natürlich hoch jedoch würde die Gesamtinvestitionssum​me für den Bau der Solaranlagen auf sämtlichen Gemeindedächern rund 280 Millionen Schweizer Franken kosten. Allein die Alpiq machte im Geschäftsjahr 2010 einen Gewinn von 676 Millionen Franken. Der Bund machte sogar einen Gewinn von 4 Milliarden Schweizer Franken. Mit diesem Geld könnte Solarstrom für die ganze Stadt Basel produziert werden. Zudem würden die Anlagen in maximal 15 Jahren sogar Gewinn abwerfen.    

Ziehen wir also alle am gleichen Strick, hören wir auf zu reden und nehmen wir konkrete Projekte in Angriff. Denn nur so ist der Ausstieg auch tatsächlich machbar.

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Comments to: Jetzt ist es Zeit den Worten Taten folgen zu lassen
  • Juni 8, 2011

    Geld für Ökostrom nur für Kapazitätsausbau bei erneuerbaren Energien verwenden!
    Wenn nur der Strom der be­ste­hen­den Ökostrom-Kapazitäten (Was­ser­kraft, Win­d-, Son­nen- und Bio­ga­s­ener­gie) teu­rer an Ökostrom-Kunden ver­kauft wird, haben wir nichts ge­won­nen. Diese Kapazitäten wer­den auch ohne neue Ökostrom-Kunden ge­nutzt und er­neu­ert. Die jetzt ein­set­zende zusätzliche Nach­frage nach Ökostrom muss zwin­gend über den Bau von neuen An­la­gen der er­neu­er­ba­ren Ener­gien ab­ge­deckt wer­den, damit der Um­stei­ge­ef­fekt spürbar wird.

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