1. Gesundheitswesen

Älter werden in den eigenen vier Wänden

Viele Men­schen wol­len in der ei­ge­nen Woh­nung oder dem ei­ge­nen Haus alt wer­den. Ständerätin Chris­tine Egers­ze­gi-O­brist erklärt, warum die neue Pfle­ge­fi­nan­zie­ru​ng das Woh­nen in den ei­ge­nen Wänden leich­ter macht.

 

Das Wohnen gehört zu den wichtigsten Lebensbereichen älterer Menschen. Es hat zentrale Auswirkungen auf ihre Lebensqualität und eines ist sicher: Der grosse Wunsch ganz vieler Betagten ist es, so lange wie möglich die Unabhängigkeit zu bewahren und in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Nun machen sich viele ältere Menschen Sorgen, ob sie denn die notwendigen Pflegekosten bezahlen könnten oder ob sie dazu ihr Wohneigentum verkaufen müssten. Die neue Pflegefinanzierung mildert dieses Problem.

 

Ein Leben in persönlicher und materieller Sicherheit ist Grundlage für unser Wohlbefinden. Dies gilt ganz besonders für den letzten Lebensabschnitt. Dabei möchte man möglichst lang sein Leben nach eigenen Wünschen gestalten können.Wesentliche Voraussetzung dafür ist eine gute, gesicherte Altersvorsorge mit den drei Säulen AHV, Pensionskasse und eigenem Sparstrumpf. Damit wir ein sicheres Netz gegen Armut im Alter haben, gibt es für einen nötigen Zustupf Ergänzungsleistungen,​ und wir müssen alles tun, damit die Gesundheitskosten auch für ältere Menschen tragbar sind.

 

Wohnen im Alter

Viele haben den Wunsch lange in der vertrauten Wohnung zu bleiben. Mit der Unterstützung von pflegenden Angehörigen und einer gut ausgebauten Spitex, der Hauspflege und dem Mahlzeitendienst kann das Wohnen zuhause bis ins hohe Alter möglich sein.

 

In der Schweiz sind denn auch nur etwa 4 Prozent aller 65- bis 79-jährigen Menschen in stationären Alters- und Pflegeeinrichtungen; selbst bei den über 90-Jährigen sind es nur 42 Prozent. Das Durchschnittsalter der Heimbewohner liegt bei 87 Jahren. Das führt aber dazu, dass sie heute bei einem Heimtritt generell eine schlechtere körperliche oder geistige Verfassung haben und intensivere Pflege brauchen als früher. Häufig handelt es sich dann um einen medizinischen oder sozialen Notfall: Der Alltag kann nicht mehr bewältigt werden, oder die steigende Pflege- und Betreuungsbedürftigke​it verunmöglicht ein selbständiges Wohnen.

 

Viele ältere Menschen machen sich Sorgen, ob sie die Heimkosten bezahlen könnten oder ob sie dazu ihr Eigenheim verkaufen müssten.

 

Da das Wohneigentum bis zu diesem Jahr voll zum persönlichen Vermögen gezählt wurde, mussten die Besitzer tatsächlich oft ihr Heim verkaufen, um die Pflegekosten bezahlen zu können. Dies war besonders störend, wenn nur ein Partner pflegebedürftig war, denn, auch wenn nur wenig Bares da war, erhielten diese als Eigenheimbesitzer keine Ergänzungsleistungen.​

 

Pflegefinanzieru​ng erleichtert das Wohnen im eigenen Heim

Das wurde mit der neuen Pflegefinanzierung verbessert. Der Vermögenswert einer Liegenschaft wird bis zu einem Freibetrag von 300‘000 Franken nicht zum Vermögen gezählt. Voraussetzung dafür ist, dass der eine Partner im Pflegeheim lebt oder zuhause schwer pflegebedürftig ist. Damit können finanzschwache, pflegebedürftige Wohneigentümer weiterhin in ihren eigenen vier Wänden bleiben und müssen diese nicht verkaufen um einen Anspruch auf Ergänzungsleistungen zu erhalten.

 

Oft wird die Frage gestellt, ob man das Eigenheim gegen Nutzniessung oder Wohnrecht einem Nachkommen übertragen soll um zu verhindern, dass das Vermögen durch hohe Pflegeheimkosten aufgezehrt wird? Nein, damit wird das Problem nicht gelöst, denn wenn der Pflegebedürftige seine Heimkosten nicht mehr bezahlen kann, springen zwar die Ergänzungsleistungen ein; wenn aber Vermögenswerte verschenkt worden sind, werden diese berücksichtigt und allenfalls die Ergänzungsleistungen gekürzt oder gar nicht ausgerichtet. Bleibt eine Lücke, wird diese vom Sozialamt gedeckt und das kann unter Umständen auf die direkten Nachkommen zurückgreifen.

 

Ga​nz wichtig ist es, dass man sich gemeinsam diesen Fragen rund um das Wohnen im Alter und einer späteren Pflegebedürftigkeit noch in Zeiten stellt, in denen diese noch weit entfernt scheint.


Text: Christine Egerszegi-Obrist

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Älter werden in den eigenen vier Wänden
  • November 1, 2011

    Werte Frau Christine Egerszegi-Obrist FDP
    Das sind meine Erfahrungen, leider absolut keine guten

    Erste Stufe:
    Für ein gesichertes Alter muss privates Sparen belohnt werden. Zuerst soll der einzelne Mensch selber für seine Altersversorgung sparen, und steuerlich dafür belohnt werden.

    Hier kann man gleich die Neusten Bemühungen über eine Bundesweite Erbschaftsteuer anfügen, wer sich etwas erspart hat, soll nicht 20% dem Staat abgeben müssen.

    Dieser Freibetrag CHF 300‘000.- bei den Immobilien Preisen um Agglomeration Zürich herum ist zu niedrig.

    Zweite Stufe:
    Die Kosten in den Alters und Pflegeheimen sind gigantisch hoch, auch die Kosten für die Spitex sind extrem hoch, kann ich nach drei Pflegefällen innert ein paar Jahren so sagen. Die stehen in keinem Verhältnis zu den Leistungen.
    Warum das wechseln eines Pflasters CHF. 12.- kostet, oder der Liter Mineral im Pflegeheim CHF. 8.- kostet, das bräuchte Erklärungen.

    Es ist aus demokratischer Sicht auch nicht akzeptabel, dass jemand der einen guten Verdienst hatte, also nach Vermögen in eine oberste Stufe bei einem öffentlichen Altenheim rutscht.

    Ausserdem​ sind auch in den Privataltersresidenze​n die Mietpreise nur schon fürs Wohnen viel zu hoch. Man darf die m2 Preise pro Jahr gar nicht rechnen, was so ein Zimmer kostet, es wird einem schlecht dabei.

    Feststell​ung:
    Um das Krankenwesen herum hat sich eine Industrie gebildet, welche den Schweizer ausnimmt wie eine WollMilchSau.
    Und in den Alters und Pflegeheimen, Öffentlichen und Privaten wird dem Alten Menschen noch der Reststolz und das Restgeld abgenommen, das Modewort heute heisst Abgezockt.

    Ich persönlich werde keine Neuen Modelle vom Staat mehr annehmen, sondern mich dafür einsetzen, die alten Modelle ersatzlos zu streichen.
    Freundliche Grüsse

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  • November 2, 2011

    Eigentlich wollte ich ja mit meinem Eintrag nicht die ganze Diskussion zum erliegen bringen.

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    • Juli 19, 2021

      Werner Nabulon

      Ich könnten selbstverständlich noch weitere Beispiele liefern. Die von Ihnen aufgeführten Szenarien empfinde ich besonders hart, wenn der Ehepartner durch die Krankheit / Alter / Invalidität des Partners das ganze gemeinsame Geld verliert und am Schluss von der Sozialhilfe abhängig ist.

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  • November 6, 2011

    Der Vermögenfreibetrag von 300 KFS ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung wenn man das von Frau Egerszegi skizzierte Ziel hat. An der ZH-Goldküste mögen die 300 KFS eher bescheiden sein, im Kt. Jura eher hoch. Dort bekommt man dafür fast schon das ganze Haus. Man kennt ja den Spruch: Allen Leuten Recht getan … . So ist es auch hier. Die Richtung dieser Neuregelung stimmt.

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  • November 6, 2011

    Herr Georg Stamm,
    mag sein das die Richtung etwa stimmt. Wobei ich meine, wir haben zu viele Gesetze und Bürokratie Kram, das nur unnütz viel Geld kostet.

    Wenn es etwas werden sollte, müsste ein Prozentsatz Fantasiezahl 50% erfunden werden, dann würden alle gleich profitieren, rein Prozentmässig.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Nabulon: Der Prozentvorschlag scheint diskussionswürdig. Ob diese Idee in Bern die Kommission/das Parlament besprochen hat ? Frau Egerszegi wüsste es. Es wäre schön, wenn sie kurz zu Ihrem Vorschlag Stellung nehmen könnte.

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  • November 28, 2011

    Der Ansatz von Frau Christine Egerszegi-Obrist geht in die richtige Richtung. Der kritische Kommentar von Herrn Werner Nabulon ist (leider) in seiner realistischen Beurteilung korrekt und zeigt auch auf wo der Hebel angesetzt werden muss. Frau Christine Egerszegi ist ja – und so hoffen wir doch zum Glück für die Lösung des eben noch nicht gelösten Problems – wieder neu in den Ständerat gewählt worden. Die Politik hat die Aufgabe, gesellschaftliche Probleme – und “Wohnen im Alter mit Dienstleitungen” ist ein Problem – nicht zu lösen sondern mit den notwendigen volkswirtschaftlichen​ Rahmenbedingungen (und das müssen in den wenigsten Fällen neue Gesetze sein) die Basis zu schaffen, dass Lösungen auf privatwirtschaftliche​r Initiative unterstützung finden. In diesem Sinne geht der Ansatz von Frau Christine Egerszegi in die richtige Richtung!!

    Es gibt in unserer Gesellschaft praktische Beispiele, in und mit welchen aufgezeigt wird, dass das selbstständige Wohnen mit Dienstleistungen auf einem ganz anderen Kosten-niveau möglich ist. Tiefere Wohnkosten im Vergleich zur Miete, erlauben aufgrund des höheren verfügbaren Haushalteinkommen’s,​ die Bezahlung der Dienstleistungen, welche im “Baukastensystem” (es wird das beansprucht was notwendig ist und auch nur das ist zu bezahlen) benutzt werden können.

    Es wurde bis jetzt viel zuwenig betreffend der(Ohn)macht den Banken gegenüber (Pensionäre erhalten für den Stockwerkeigentumserw​erb nur mit unnötig vielen Sicherheiten überhaupt eine Hypothek) sowie der in unserer Gesellschaft einmaligen “Steuergeisel” – der Eigenmietwertbesteuer​ung des selbst genutzten
    Eigenheims, unternommen – geredet darüber hat man schon mehr als genug – ist ja auch nichts neues.

    Es heisst immer die ältere Generation hat viel Vermögen und ist gut “aufgestellt” betreffend der Rente(n)einkommen. Es macht aber überhaupt keinen Sinn – sowohl für die ältere Generation wie auch für unsere Volkswirtsachaft wenn diese Generation zu einem Erwerb von Wohneigentum gedrängt wird – diese fast zu 100% mit Eigenkapital finanzieren muss und dann noch mit der Eigenmietwertbesteuer​ung belastet wird. Warum muss diese Generation (15-20 Jahre) in “unnötige Überkapazitäten” (Backsteine/beton haben eine Lebensdauer von über 100 Jahren) investieren? Das alles nur, weil sich eigentlich niemand das aktuelle Preis-/Leistungsverhä​ltnis im Angebot der Residenzen, der Alters- und Pflegeheime leisten kann/will!!
    Die Wohnkosten zu reduzieren undzwar so, dass dadurch das verfügbare Haushalteinkommen erhöht wird und damit die (bezahlbaren) Dienstleitungen von dieser älteren Generation bezahlt werden kann und auch wird sowie die unnötigen Steuergeiseln – Eigenmietwert- und die (mögliche Erbschaftssteuer – die hoffentlich mit überwältigendem Nein von unseren Stimmberechtigten “abgestraft” wird) eleminiert werden – das muss das Ziel und die Fortsetzung der Bemühungen unserer Politik und unsere Gesellschaft sein.

    Sämtliche Dienstleistungen müssen bezahlbar sein. In diesem Fall hat Herr Nabulan effektiv den (Ischias-)Nerv getroffen. Wenn unser heutiges Spitex-Leistungsangeb​ot nicht effizienter und vorallem transparenter wird, ist es eine Frage der Zeit, welche zum Teil schon gekommen ist, das private Organisationen (mit ausländischen Pflegepersonal) diese Leistungen “günstiger” anbieten.

    Wir haben noch sehr viel zu tun – packen wir’s an – und nicht “fangt schon mal an”

    Herzliche Grüsse und uns allen viel Erfolg bei der Lösung dieser Herausforderung!

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  • Dezember 3, 2011

    Sehr guter Kommentar Herr Werner Nabulon
    Da mach ich auch mit.
    Freundliche Grüsse

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