Nach bloss vier Tagen Aufruhr hat Dan Vasella auf seine 72 Millionen verzichtet. Novartis gab dies heute Morgen in einer Medienmitteilung preis. Wir sind ein bisschen erstaunt, dass er nicht länger durchgehalten hat, und auch etwas enttäuscht, denn wir hätten ihm gerne noch ein paar Schuhe zugeworfen.
Grund für das Zurückkrebsen war jedoch nicht der Shitstorm im Internet oder der Druck von der Strasse. Es war die Familie! Frau: „Wir haben schon genug Kunst im Keller, spenden können wir auch so. Jetzt will ich will wieder in Ruhe shoppen!“ Kinder: „Shit, schon wieder ein Date geplatzt!“ Als luzider Analyst hat Vasella die Implikationen dieses Sachverhalts schnell erkannt und die Milliönchen sausen lassen. Auch wenn es ihn sicher ein wenig ärgern wird. Weniger wegen des Geldes, sondern weil man sich ungern von andern drein reden lässt. Es würde jedoch überraschen, wenn Vasella, seine öffentliche Niederlage nicht mit einem Lächeln wegsteckte: Wenn man es nicht versucht, weiss man nie, ob es gelingt oder nicht.
CVP-Chef Darbellay hat ihm übrigens für den Verzicht Grösse zubilligt. Wahrscheinlich betrachtet Darbellay die Welt durch ein verkehrt gehaltenes Fernglas. Würde ein gewöhnlicher Fuchs bei der Hühnerjagd erwischt und tänzelte pfeifend davon, nähme Darbellay das Wort „Grösse“ wohl kaum in den Mund.
Vielmehr, der Mist ist gekarrt und Millionen-Dan mit den Hosen unten erwischt worden.
Ein Wirt auf einer abgelegenen Alp im Emmental formuliert es folgendermassen: «Wenn Vasella noch einmal mit seinem Helikopter hier landet, – verbotenerweise, eine Busse kann er sich ja leisten – dann wird sein Dingsda mit einer guten Kette an meinem Traktor hängen bleiben. Verzicht hin oder her. Und diesmal werde ich ihn rechtzeitig erkennen.»
Vasella wird wohl trotzdem Ehrenpräsident von Novartis werden. Und einen solchen wird man nicht verhungern lassen. Ehre, wem Ehre gebührt!
Im Emmental gibt es nicht nur ebenfalls haufenweise Ehrenpräsidenten in den vielen Gesangsvereinen, hier gibt es auch einen Ehrenbürger. Und zwar Uralt-Bundesrat Adolf Eduard «Das Boot ist voll» von Steiger. Wie der Gemeinderat von Langnau i.E. («im Emmental», nicht «im Elend») ebenfalls in einer Medienmitteilung preis gab, wird von Steiger trotz dem Ansinnen der JUSO Schweiz weiterhin Ehrenbürger bleiben. Im Emmental reagiert man bedachtsam, nicht überhastet, und lässt sich von Aussenstehenden ebenfalls ungern drein reden. Anstatt in der Vergangenheit zu grübeln, schaut man in die Zukunft. Und ohne Ironie: Wir finden das richtig. Besser in Zukunft einen Vasella an die Kette legen, als alte Leichen aus dem Protokoll ausgraben.
Dennoch, für Langnau, das Dorf im schönen Emmental, bleibt ein winziges Problem. Nicht etwa der Abstieg der SCL-Tigers, sondern eine andere Frage: Wer will neben von Steiger jetzt noch Ehrenbürger werden? Aber Ehrenbürger verursachen ja sowieso nur Kosten.
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Kommentare anzeigen Hide commentsLieber Bub vom Trub
Possen reissen ist die einzig richtige Antwort zum Vasella-Trauerspiel.
Nur immer ordentlich auf die Fresse hauen…
Vasella wollte sich bezüglich Einkommen auf die Stufe von Federer oder von Fussballprofis stellen. Aber da versteht der Schweizer keinen Spass.
Vielleicht hätte er mal in der Sportschau auftreten sollen, wegen dem Image…
Die Langnauer JUSO wollen nicht nur den WW-2-Bundesrats-Bösen vo Steiger Edi entehren, sondern ihn gleich durch Barroso Chöse-Mänu ersetzen!
Was Sport und Spass angeht, liegen Sie völlig richtig, aber der Barroso Chöse-Mänu (lol) politisiert eher weniger auf der Juso-Linie, und ob es in Langnau i.E. überhaupt eine Juso-Fraktion gibt, die sich so einen frechen Käse, wie den vo Steiger Edi ins Loch zu stopfen, ausdenken wagen könnte, möchte ich mal mit einem kleinen Fragezeichen versehen. Das war, glaub ich, die Juso Scheiz: http://www.juso.ch/de/ehre_wem_ehre_gebuehrt