Im Kindergarten soll weiterhin das kulturelle Erbe der Mundart gepflegt und gleichzeitig die Verständigung in der Standardsprache geübt werden dürfen. Die Initiative “ja zur Mundart” will jedoch während den ersten zwei Kindergartenjahren die Kinder ausschliesslich auf Mundart unterrichten. Ich finde, dass dies faktisch einem Lernverbot für Kinder gleichkommt und zudem eine wichtige Voraussetzung für die Integration und Förderung fremdsprachiger Kinder – nämlich das Erlernen der Standartsprache behindert.
Seit diesem Schuljahr kann laut Lehrplan des Bildungsrates immer noch während rund zwei Dritteln des Kindergarten-Unterrichts die Mundart als Unterrichtssprache verwendet werden. Es bleibt meiner Meinung nach noch genügend Raum und Zeit für all die Versli und Sprüchli, die unsere Sprache ausmachen, welche Heimat und Identität vermitteln. Ich habe bis jetzt bei meinen beiden Jungs – der Jüngere wird im Sommer den Schritt in die Schule machen – keine Verarmung der Mundartsprache nach dem Kindergartenbesuch festgestellt. Im Gegenteil: sie sind stolz, dass sie sich mit den Kindern unserer deutschen Freunde und Bekannten problemlos unterhalten können. Sie haben festgestellt, dass das Erlernen einer Fremdsprache bereits in ihrem Alter im Alltag nur positive Aspekte hat und ihr Selbstwert gestärkt wird. Der Übertritt in die Primarschule wird erleichtert, weil neben all dem Neuen wenigstens die Unterrichtssprache bekannt ist.
Die Forderung der Initianten geht zu weit und ist für mich ein pädagogischer Schritt in die Vergangenheit. Der Regierungs- und Kantonsrat lehnen die InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ..., welche am 15. Mai 2011 zur Abstimmung gelangt, denn auch deutlich ab.
Im übrigen ist es doch so, dass primär wir Eltern aufgefordert sind, unsere sprachlichen Traditionen mit unseren Kindern zu pflegen, zu erhalten und zu erweitern. Und zwar unabhängig davon, wieviel Mundart im Kindergarten und auch später in der Schule gesprochen wird.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsWer soll sich wem anpassen?
Ein hochdeutscher Kindergarten bringt nichts.– Hochdeutsch ab der 1. Klasse ist immer noch früh genug!!
Wieso soll unseren Kleinkindern schon “beigebracht” werden, dass sie sich als Fremde im eigenen Land fühlen sollen?? Nur wegen einer Migrationswelle?
In keinem anderen freien Land wird den eigenen Kindern vorgeschrieben, dass sie den eigenen Dialekt nicht mehr ungestört sprechen dürfen. Warum soll unseren Kindergartenkindern das Selbstbewusstsein unseres eigenen Dialektes weggenommen werden? Nur weil ein paar Euro- Bürokraten insgeheim längerfristig unseren Dialekt, der ein Teil unserer kantonalen und nationalen Identität ist, auslöschen wollen?-
Gerade heut zu Tage laufen unsere eigenen Sprösslinge Gefahr, dass sie von Nichtschweizern majorisiert werden. In der Stadt Zürich gibt es bereits Klassen, wo die Schweizer Kinder in der Minderheit sind! Umso mehr ist es dringend von Nöten, dass sie am Anfang noch ihr geschütztes Refugium der Mundart haben, wo sie unbehelligt spielerisch lernen dürfen, wie ihr eigener Schnabel gewachsen ist! Eine Förderung der Erstsprache, unserer Mundart, fördert gleichzeitig auch den Erwerb von weiteren Sprachen, inklusive Hochdeutsch. Oder sollen unsere Kinder, später verunsichert, von einem “Balkan- Slang” überfahren werden, weil sie im eigenen “Züridütsch” nicht mehr sattelfest sind?
Schweizerdeutsch ist nicht ein Hindernis, sondern auch der Schlüssel zu mehr Sprachkompetenz. Ausserdem macht es Sinn, wenn unsere Kinder zuerst im Kindergarten unseren eigenen Dialekt, mit dem sie sich täglich verständigen und der auch unsere Schweizerische Eigenart ausmacht, vertraut werden. Wir sind hier schliesslich noch immer in der souveränen Schweiz, und nicht in einem EU- Protektorat oder in einem deutschen Bundesland, wo der Dialekt als lästiges Hindernis angesehen wird!
Es stellt sich gerade hier wieder einmal die Frage: Wer hat sich wem anzupassen? Die Einwanderer den Einheimischen, so wie es im Normalfall üblich ist; oder die Einheimischen den Migranten, so wie es sich die “Political correctness”- Eurokraten, die uns auch sprachlich heimatlos machen wollen, wünschen? Diese wollen nämlich eine Verarmugng unserer Dialekt- Vielfalt auf Kosten einer Vereinheitlichung, damit uns unser letztes Stück sprachliche Heimatscholle auch noch verloren geht, um uns so besser fremd-verwalten und vogten zu können!
Diesen Trend der Anpassung an die EU im geistig- kulturellen Bereich dürfen wir unseren Kindern nicht zumuten!
Wer Ja sagt zu unserer Schweiz und deren Eigenart, sagt auch ja zur eigenen Mundart!
Darum bitte ich Euch alle, ein kräftiges JA zur Initiative: “Ja zur Mundart im Kindergarten” in die Urne zu legen!
Die Initiative ist derart “bildungsfern”: Wie stellen sich die Verursacher das eigentlich vor? Hat jemand mal mit Praktikern lies Kindergärtnerinnen gesprochen? Unsere Kinder lernen derart unkompliziert Schwiizer-/Züüritütsch – aber nur, wenn sie als Basis auch Standardsprache/Hochdeutsch lernen, welches für den Schulerfolg relevant ist (Züritüütsch ist es nicht). Beides parallel funktioniert ohne Probleme. Also bitte: Keine unnötige Verbürokratisierung der Schule und etwas mehr Vertrauen in unsere Lehrpersonen!
Eure Kinder sind besser als Ihr denkt. Sie lechzen doch nach mehr INFORMATION und Wissen. Glaubt an sie.
Gebt ihnen alles, lasst sie selbst auswählen, nur dann bleibt was hängen. Lasst sie bloss nicht vor dem TV veröden, sondern spielt, lest vor, lasst sie hören und selbst lesen, so früh wie möglich.
Wichtig, aus eigener Erfahrung: ein Eltern-/Familien- oder Nachbarteil sollte mit den Kindern möglichst korrekten Dialekt (z.B. meistens Mami), der andere möglichst – auch grammatisch – korrektes Schriftdeutsch reden. Und alle sollten darauf achten, viele, viele unterschiedliche Wörter zu benützen. Züridütsch umfasst viele Goodies, wunderbare Wortschöpfungen und akrobatische Grammatik. Im Deutschen saubere Vokabeln – und auch den Genitiv – einzuschmuggeln, dann fetzt’s. Dies gilt übrigens auch für fremdsprachlich infiltrierte Familien.
Logo: es lebe Züridütsch, aber schriibe chasches nur mit SMS…
I love it. Ja zur Mundart! (Was für’en Art hämmer den süscht no?)
Nachtrag: Nicht vergessen, globale und technische Information verlangt gnadenlos “english”, also auch dies fördern wo’s geht. Die lateinischen Sprachen hingegen sind gut für Seele und Familie, also freudig integrieren wo es sich ergibt.
Eine ganz eigenartige Vorstellung, dass unsere Kinder erst im Kindergarten mit dem Schweizerdeutsch vertraut werden. Wie haben sie wohl bis zu diesem Zeitpunkt in der Familie gesprochen? Gerade auch für “unsere” schweizerdeutsch sprechenden Kinder ist der Kontakt mit einer korrekten Schriftsprache im Kindergarten wichtig. Hier bittet sich nämlich die Gelegenheit diese Sprache nicht nur zu konsumieren sondern sie im Spiel zu erleben, auszuprobieren und zu fabulieren. In ihrem Alltag ist Hochdeutsch durch Fernsehen und andere Medien omnipräsent. Für die Kinder ist es heute nur ein kleiner Schritt selbst auch Hochdeutsch zu sprechen. Mit grosser Freude übrigens…..
ich habe beides gern. mundart und hochdeutsch.
aber weder als germanistin lic. phil. I noch als primarlehrerin und kindergärtnerin kann ich den sinn von “hochdeutsch im kindergarten” einsehen. am schlechten abschneiden bei der pisastudie wohl kaum der dialekt schuld (die deutschen waren noch schlechter…). und auch beim lesen lernen spielt der einfluss des dialektes keine rolle… es kann also nicht sooo schlimm sein, wenn die kinder im kiga nicht hochdeutsch gesprochen haben! doch da, wo die mundart fehlt, wird es schwierig: ich war als primarlehrerin mit kindern aus einem hochdeutschkiga konfontiert, welche zwar in der schweiz geboren waren, aber trotzdem keine mundart konnten! dabei ist mundart so wichtig für die integration! ….
Sehr geehrte Frau Lauener,
WAHLTAG IST ZAHLTAG, das garantiere ich Ihnen!
ach, wissen sie herr frei, die wahlen im kanton zürich sind bereits vorbei – insofern ist ihre drohung schon wirklichkeit geworden. aber wie sie ja so schön mit ihrem logo dokumentieren: wer von seiner meinung überzeugt ist, lässt sich nicht einfach so leicht unterkriegen. also lasse ich mich ebenfalls nicht knechten – auch nicht von sogenannt aufrechten schweizern, die aus unserem land am liebsten ein grosses ballenberg-museum machen wollen. denn: die welt dreht sich nicht um die schweiz, sondern sie dreht dann einfach weiter. als mutter ist es mir wichtig, dass meine kinder mit dieser welt kommunizieren und sich darin bewegen können, ohne ihre identität zu verlieren aber mit der erkenntnis, dass wissen und das teilen von erfahrungen aus anderen kulturen eine bereicherung sind.
Seit im Kiga und der Schule stur nur noch “Standardsprache” (was für ein blödes Wort!) gesprochen wird, wollen meine Kinder zu Hause “arbeiten”. Ich frage dann immer nach, was sie genau wollen: bei uns zu Hause wird nicht “gearbeitet”, mir schaffed! Das nur als kleines Beispiel.
Natürlich gibt es Deutsche, die unsere Mundart nich verstehen wollen und bei jeder Gelegenheit darum ersuchen, man möge “Standardsprache” sprechen. Ich für meinen Teil verweigere mich da grundsätzlich. Wer sich in unserer Gesellschaft bewegen will MUSS Mundart VERSTEHEN. Wenn Deutsche Deutsch und alle anderen Ausländer gebrochen Deutsch sprechen ist das i.O. “Mein” Ex-Jugo ist mir jedenfalls dankbar, dass ich ihn von anbeginn als vollwertigen Gesprächpartner akzeptiere und mundart mit ihm sprechen – anfänglich noch ergänzt mit “standardsprachlichem” Untertitel. Er hat innert kürzester Zeit alles verstanden – weil er wollte. Sprechen kann er allerdings nach wir vor nur mit typischem Akzent. Und wenn “mein” Deutscher Deutsch spricht verstehen es ebenfalls alle.
Meine Erfahrungen nach 2 Jahren in Bayern haben mich gelehrt, dass Dialekt sprechende wesentlich einfacher mit anderen Leuten kommunizieren können als diejenigen, die ein schönes Hochdeutsch sprechen. Insbesondere wir Schweizer verstanden die unmöglichsten deutschen Dialekte besser als die Norddeutschen.
Aber die Schule lehrt eben nur seeeeeehr langsam. Nachdem ich schon vor 20 Jarhen die abnehmenden Rechenküste der Schüler kritisierte haben es jetzt die Bildungs-Profis auch gemerkt.
Ich kann also beruhigt in die Zukunft schauen. Denn in ca. 20 Jahren merken unsere Profis dann, dass auch die sprachliche Vielfallt und Kompetenz schlechter geworden sind – und die Integration noch immer nur dort funktioniert, wo ein Integrations-Wille vorhanden ist.
Ich finde es auch zielführend, wenn bereits im Kindergarten je nach Situation die lokale Mundart oder das deutschschweizerische Standarddeutsch verwendet werden. Beide Sprachen sind für Deutschschweizer absolut gleichwertig.
Das deutschschweizerische Standarddeutsch ist nichts \”Fremdes\” aus Deutschland, wie immer wieder behauptet wird; es hat sich seit der Übertragung der Zwinglibibel 1524 bis 1531 in die deutsche Sprache in der Deutschschweiz (!) entwickelt und enthält u. a. etwa 10% Helvetismen.
Zwingend ist die Verwendung des CH-Standards übrigens immer, wenn Kinder oder andere Menschen da sind, welche die Mundart (noch) nicht verstehen.
Nachtrag:
S’OSCHTERHÄSLI GUMPT ???
In den Kindergärten von Erlenbach (ZH) müsste das mundartlich aber so tönen:
S Òòschdèrhäsly ggùmbbèt.
Die Deutschschweizer haben zwei gleichwertige Sprachen, ihre lokale Mundart und das deutschschweizerische Standarddeutsch, die sie je nach Situation einsetzen: Wenn Personen anderer Mundarten und/oder anderer Sprachen anwesend sind, verständigt man sich mit dem deutschschw. Standarddeutsch. Im Nationalrat erleichtert/ermöglicht der Standard ausserdem das wörtliche Protokollieren. In der Deutschschweiz gibt es 22 regionale Dialekte mit zusammen gegen 1600 lokalen Mundarten.