Kürzlich holte ich einen guten Freund aus Brasilien vom Flughafen Kloten ab. Auf dem Rückweg habe ich, wie das halt so ist, ein bisschen Reiseführer gespielt und jeweils kommentiert, wenn wir bei einem wichtigen Ort durchgefahren sind, oder, das passierte doch ein paar Mal, eine Kantonsgrenze überquerten. Er hat nicht verstanden, weshalb in der Schweiz innert 50 Minuten so viele Kantone durchquert werden können und vorallem weshalb wir im Kanton Basel-Stadt ankommen und dann das Tram nehmen, um zu unserer Wohnung zu fahren, die sich wiederum in einem anderen Kanton befindet. Er meinte nur: «Ich dachte, du kommst aus Basel!?» Komm ich doch!
Ich bin ein Basler!
Klar bin ich das! Wenn mich Leute im Auslandjahr gefragt haben, woher ich denn genau komme in der Schweiz, habe ich jeweils geantwortet: Basel. Weil es einfach stimmt. Im nachgeschobenen Nebensatz fügte ich jeweils an: Basel-Landschaft, eigentlich. Was jeweils fragende Gesichter zur Folge hatte. Und mein folgender Exkurs über die sechsundzwanzig verschiedenen Kantone, die sechsundzwanzig verschiedenen Steuersysteme und die sechsundzwanzig verschiedenen Bildungssysteme half nicht unbedingt, die Sache zu klären. «Kantönligeist» heisst das Stichwort in unserem Wortschatz. Leider habe ich nicht herausgefunden, was dieses Wort auf Französisch heisst (ich war in Québec, Kanada), ich habe mich mit mir selbst darauf geeinigt, dass die Romands wohl einfach le kantönligeist sagen.
Absurde Kleinräumigkeit
Kantone sollten Regionen sein, und diese abbilden. Die aktuelle Situation mit zwei eigentlichen Halbkantonen ist eine absurde Kleinräumigkeit, die nicht einmal etwas mit der gelebten Realität zu tun hat. Aber sie macht die Dinge komplizierter, wie dieses Bild gut veranschaulicht.
Ein Basel – ein Projekt zum Vorwärtsdenken
Es gibt jetzt dieses Projekt, die Fusion der beiden Basel. Oder besser gesagt die InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ... dazu. Ein Ja dazu ist noch kein Ja zur Fusion, sondern eine Zustimmung, damit ein Prozess gestartet werden kann. Es wird dann eine neue VerfassungEine Verfassung ist die rechtliche Grundordnung bzw. das obe... geschrieben, diese kommt wieder vors Volk. Falls es dazu Ja sagt, muss die ganze Schweiz darüber abstimmen. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich also nicht sofort entscheiden, ob sie einen Kanton Basel wollen oder nicht. Und das finde ich auch gut so. Nachdem ausgearbeitet wurde, wie er aussehen soll, kann nochmals darüber abgestimmt werden. Der neue Kanton kann so langsam wachsen und es ist keine einmalige Ja-oder-Nein-Abstimmung. Ich setze mich für die InitiativeDie Initiative ist in der Schweiz ein politisches Recht der ... ein, weil ich finde, dass wir endlich über die Zukunft diskutieren sollten.
Es ist Zeit!
Zeit, um die Strukturen der Schweiz der Realität anzupassen. Der Kanton Basel aus den beiden Halbkantonen wäre der erste Schritt dazu. Er wäre ein Kanton der Realität. Das Dorneck, Thierstein und das Fricktal könnten da auch dazugehören, aber politisch ist es wohl weniger schwierig, wenn die beiden Basel zuvor fusionieren. Und zum Schluss noch ein paar richtig bekannte Phrasen: Hören wir doch auf, so absurd kleinräumig zu denken und gehen wir gemeinsam einen Schritt nach vorne. Ist doch wahr!
Dieser Blogbeitrag ist auf adilkoller.ch erschienen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsUnterhalten Sie sich doch einmal mit einem echten Oberbaselbieter und Sie werden feststellen, dass die Mentalitätsunterschiede zwischen diesen und den Stadtbaslern riesengross sind. Dies wirkt sich dann halt auch bei den Ansprüchen an den Staat aus. WIEDERVEREINIGUNG NEIN!
Gibt es ihrer Meinung nach also “den” Oberbaselbieter, “den” Unterbaselbieter und “den” Stadtbasler? Ich glaube nicht.
Wie unterscheiden sich denn die Ansprüche an den Staat? Baselbieter wollen generell eher weniger zentrale Staatsmacht, weil sie bürgerlicher sind? Nun, der Kanton Baselland gehört eindeutig zu den am meisten zentralistisch organisierten. Ich glaube, dass ein neuer Kanton eine Chance bieten würde, gewisses von Grund auf zu überdenken und zu verändern.
Nein, aber es gibt bestimmte Mentalitäten, die sich beissen. Die immer noch ländlich geprägten Oberbaselbieter Dörfler können sich mit der Lebensart der Städter nicht anfreunden. Es wird zu ähnlichen Konflikten kommen wie im Kanton Zürich.