Das offizielle Jahr der Berufsbildung 2014 betonte die duale Berufsbildung als entscheidenden Pfeiler des Erfolgsmodells Schweiz mit einem hohen Anteil an Vollbeschäftigung, rekordtiefer Jugendarbeitslosigkeit und einer wettbewerbsfähigen und innovativen Wirtschaft mit gut ausgebildeten Fachkräften. Am 9. Februar 2014 wurde die Masseneinwanderungsinitiative angenommen. Ihre Umsetzung dürfte den Fachkräftemangel in Zukunft noch verstärken. Angesichts dieser Herausforderung sind konkrete Massnahmen gefragt, wie die Berufsbildung im Allgemeinen und die Berufsmaturität im Besonderen attraktiver gemacht werden können.
Gymnasiale Maturitätsquote von 20% genügt
Zürich hat unbestreitbar einen guten und erfolgreichen Bildungs-Mix. Eine Aufblähung der Gymnasialquote bringt nicht mehr gute Studierende an die Universitäten. 20% reichtaus. Ans Gymnasium gehört primär der motivierte akademische Nachwuchs.Für andere Bildungsgänge sind Fach- und Berufsmatura auszuschöpfen. Eine hohe Durchlässigkeit ist unbestritten und unerlässlich, darf aber nicht zur Verwässerung und Vermischung der Bildungsprofile führen. Wichtig ist, dass Schulabgängerinnen und Schulabgänger alternative und valable Anschlusslösungen mit langfristigen Perspektiven haben. Dazu bieten sich die Berufslehre und der spätere Weg an eine Fachhochschule oder die Absolvierung einer Meisterprüfung ebenso gut an wie ein Übertritt ans Gymnasium.
Königsweg Berufsbildung
Um den künftigen Fachkräftebedarf sicherstellen zu können, sind sowohl Massnahmen bei der Vorbereitung auf die Berufswahl als auch bei der Attraktivität für die ausbildenden Betriebe notwendig. Über 60 % der Jugendlichen nehmen eine Berufslehre in Angriff und rund 70 % aller Lernenden werden in einem gewerblichen Klein- oder Mittelbetrieb ausgebildet. Diese Betriebe sind auf leistungswillige Jugendliche angewiesen. Dazu trägt eine umfassende Berufswahlvorbereitung viel bei. Ein frühzeitig einsetzender Berufswahlunterricht mit mindestens 120 Lektionen, konzipiert als eigenständiges Fach, muss in den Lehrplan 21 aufgenommen werden. Nur mit einer guten Berufswahlvorbereitung wird es uns gelingen, leistungsstarke Schülerinnenund Schüler für die Berufslehre zu begeistern und die Anzahl der Lehrabbrüchezu minimieren.
Attraktive Berufslehre durch betriebsnahe Schulstrukturen
Die Attraktivität der Berufslehre ist auch durch betriebsnahe Schulstrukturen zu erhalten und zu steigern. Gute Lehrbetriebesind mit ihrem Praxisbezug das Rückgrat unseres Erfolgs. Ihre Inhalte und Strukturen verändern sich fortlaufend (Automatisierung, Zentralisierung, Outsourcing etc.). DieBerufsschulstrukturen sind wo immer möglich anzupassen. Auch zeitlich ist der Berufsschulunterricht verstärkt mit den Bedürfnissen der Betriebe abzustimmen.
Für eine Stärkung der Berufsmatura und der BM1
Die Berufsmaturität öffnet Jugendlichen Türen, indem sie die berufliche Grundbildung mit einer erweiterten Allgemeinbildung ergänzt und zum prüfungsfreien Zugang zu einer Fachhochschule berechtigt. Sie bietet talentierten, leistungsorientierten Jugendlichen hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. Die Berufsmaturität hat sich in den letzten Jahren zwar erfreulich durchgesetzt. Die parallele, integrierte „BM1“ hat den Vorteil, Bildungswillige früh abzuholen und einzubinden. Die nachgelagerte „BM2“ hat den Vorteil, dass sich der Fokus zunächst auf die Berufslehre, erst später auf die Allgemeinbildung richten lässt. Derzeit ist die Zahl der BM1-Abschlüsse aber stagnierend bis rückläufig. Entsprechend muss die Stärkung der Berufsmaturität, insbesondere der BM 1 während der beruflichen Grundbildung ein Ziel sein. Können anspruchsvolle Lehrstellen nicht mehr besetzt werden, schwächt das die duale Berufsbildung insgesamt. Sowohl Lernende als auch die Betriebe müssen von diesem Weg verstärkt überzeugt werden.
Bessere Positionierung der Höheren Berufsbildung
Wesentliche Voraussetzung zur Stärkung des dualen Berufsbildungssystems ist die Positionierung
der Höheren Berufsbildung. Die Qualitätsstandards bei der Passerelle vom Gymnasium an die Fachhochschule dürfen nicht gesenkt und Studierende ohne Praxisbezug in Fachhochschulen aufgenommen werden. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung muss anerkannt werden. Für diese Anliegen will ich mich auch in Zukunft einsetzen.
Dieter Kläy, Kantonsrat (FDP)
www.dieterklaey.ch – Am 12. April wieder in den Kantonsrat – Liste 3 Winterthur Stadt
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Kommentare anzeigen Hide commentsDanke sehr für diesen informativen Text über duale Berufsbildung, Einbindung in den Lehrplan21 und die Berufsmaturitäten. So lerne ich auch Sie kennen und finde Sie auf der Wahlliste. Ich würde mich gerne in Europäische Bildungsgremien einmischen, um dem Schweizer, (analog Deutschen und Österreichtischen) dualen Bildungssystemem die Akzeptanz zu stärken und diese ev. in anderen Ländern zu implementieren. Auch eine Form der Krisenprävention indem dass man den/die BürgerInnen besser befähigt und verselbständigt. Die EU hat diese Notwendigkeit bereits erkannt und in ihrer Europe2020-Strategie festgehalten. So wäre Ihrem Engagement in Zürich nachhaltig gedient und unser Ausbildungssystem wird akzeptiert, auch ohne EU-Beitritt.-). Viel Erfolg Ihnen und uns allen im Sinne von Gemeinsinn!