Die Eidgenössische Kommission für Jugendfragen fordert die Gleichstellung von Zivil- und Militärdienst. Konkret sollen Männer frei wählen können, ob sie in den Militär- der Zivildienst gehen wollen. Die Dienstpflicht bliebe damit bestehen, die Wehrpflicht würde de facto jedoch abgeschafft. Trotzdem ist die Forderung der Kommission sinnvoll. Aus folgenden Gründen:
Erstens: Heute leisten noch etwas mehr als 60% der Männer eines Jahrgangs Militärdienst. Dank dem einfacheren Zugang zum Zivildienst, bedingt durch die Abschaffung der Gewissensprüfung, sowie den neuen Musterungsverfahren scheint dieser Wert immerhin nicht weiter zu sinken. Trotzdem kann von Wehrgerechtigkeit keine Rede sein. Mit einem einigermassen schlüssigen Arztzeugnis, sonderlichem Benehmen oder einem passenden Antworten im Rahmen von psychologischen Tests ist es nicht allzu schwer als dienstuntauglich klassifiziert zu werden.
Fazit: Wer wirklich nicht Dienst leisten will, der tut dies bereits heute nicht. Für die dienstleistende Mehrheit ist dies ein unhaltbarer, weil unfairer Zustand. Mit einer Gleichstellung von Militär- und Zivildienst liesse sich dieses Problem zumindest massiv eingrenzen, denn die Dienstanforderungen könnten deutlich gesenkt werden.
Zweitens: Der Zivildienst muss massiv ausgebaut werden. Nach wie vor werden die allermeisten subsidiären Assistenzeinsätze von der Armee geleistet. Dies ist unsinnig. Wieso braucht es einen an der Waffe ausgebildeten Soldaten, um eine Skipiste zu präparieren, nach einer Naturkatastrophe aufzuräumen oder ein Schwingfeststadion zu bauen? Das weiss wahrscheinlich nicht einmal BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... Maurer. Auch für einen Katastrophenhilfeeinsatz wäre eine angepasste vorgängige Ausbildung sinnvoll. Im Militär fehlt dazu im Unterschied zum Zivildienst die Zeit.
Fazit: Zivildienstleistende sollten so weit wie möglich alle Nicht-militärischen Aufgaben der Armee übernehmen. Dies ist effizienter, günstiger und vor allem professioneller.
Drittens: Die Armee wird sich weiter professionalisieren. Das System der jährlichen Wiederholungskurse stösst vor allem in Bezug auf die Professionalität an seine Grenzen, Durchdienermodelle müssen weiter gefördert werden. Zudem werden die Truppenbestände so oder so in den kommenden Jahren deutlich gesenkt. Nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus technischen Gründen. Moderne Waffensysteme sind schlicht weniger Mann-intensiv, benötigen dafür aber eine professionellere und damit länger Ausbildung und Anwendungsphase. Der Armee bleibt somit nur eine realistische Möglichkeit; sie muss die Kriterien zur Zulassung zum Militärdienst weiter verschärfen und wird damit die Wehrgerechtigkeit noch mehr in Zweifel ziehen. Damit würde sich die gleiche Entwicklung wie in den meisten unserer Nachbarländer abzeichnen; das Heranwachsen eines Berufsheers.
Fazit: wer die Milizarmee erhalten will, brauch den Zivildienst je länger je mehr.
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Kommentare anzeigen Hide commentsLieber Simon
Mit Jahrgang 41 habe ich als Truppenkommandant auf der Höhe des Kalten Krieges Dienst geleistet. Seiher hat sich die Lage, mindestens in Mittel-Europa, geändert. Mit vielen Deiner Forderungen bin ich einverstanden. Was aber gleich bleibt ist, dass ein Wehrmann im Ernstfall sein Leben einsetzt. Deshalb muss der “Zivildienst” doppelt solange dauern. Neu sollte der obligatorische Dienst am Vaterland “Allgemeine Dienstpflicht” heissen. Eingeschlossen wären auch alle Frauen. Der Einbezug von Ausländern mit Niederlassungsbewilligung ist abzuklären.
Sollte der Truppenbestand der Armee unter 100 000 Mann sinken, wäre unsere Bundesverfassung anzupassen. Der Auftrag für eine bewaffnete Neutralität wäre dann nicht mehr zu erfüllen. Die Milizarmee müsste zugunsten eines kleinen Berufsheeres aufgegeben werden (was sicher teurer wird) und unser Land unter den Schutz einer Europäischen Verteidugungsgemeinschaft gestellt werden. Was ich zwar nicht wünsche. Aus Solidarität zu Europa wären dann bewaffnete Auslandeinsätze kaum zu verhindern. Die Wehrpflicht abzuschaffen ist der falsche Weg und führt im Bedrohungsfall automatisch in die Abhängigkeit fremder Mächte. Das wollen die Meisten nicht. Einen Mittelweg zu finden ist nicht einfach und die Aufgabe der zukünftigen Politikerinnen und Politiker.
Müssten dann konsequenterweise nicht auch die Frauen in diese “Dienstpflicht” einbezogen werden? Ich höre schon den Aufschrei der Frauenorganisationen!
Oder der Dienst für die Männer genauso freiwillig sein wie für die Frauen (Aufhebung der Wehrpflicht).
Das wäre auch Gleichberechtigung. Und ist obendrein liberaler.
Jeder ist ja gemäss Bundesverfassung vor dem Gesetz gleich. Die Ausnahmen (Lohn, Militär) sollten endlich auch beseitigt werden.
Guten Tag Herr Pfister
Hat es jetzt nicht schon genügend Abstimmungen darüber gegeben? Die Bevölkerung wollte die Arme bisher nicht abschaffen. Zudem ist Frau und Mann nicht gleich, werden sie auch nicht. Wie wir heutzutage ja schon in der Krippe lernen müssen, gibt es da Unterschiede.
Herr Nünlist,
ich will die Armee freiwillig machen. NICHT abschaffen. Nur freiwillig machen. Das ist ein Unterschied.
Guten Tag Herr Pfister
ich möchte die Steuern freiwillig machen, nicht abschaffen, nur freiwillig machen. Wer weiss, vielleicht gibt es so ja mehr einnamen, wenn die Leute viel einzahlen. Wie die Steuern, gerne zahlen tun wahrscheinlich sehr wenige und trotzdem braucht es sie. Das selbe bei der Arme.
Sie vergleichen Kraut und Rüben.
Sinnvoller ist es, den Militärdienst mit einem anderen Dienst zu vergleichen. Zum Beispiel Polizeidienst. Oh Wunder, es gibt jede Menge Leute, die freiwillig Polizeidienst leisten. Warum sollte es im Militär gross anders sein?
Dann sind sie für eine Berufsarme. Wieso schreiben sie das nicht gleich?
Nein, für eine freiwillige Milizarmee.
Gut, der Vergleich mit der Polizei, hinkt in dem Fall.
Absolut einverstanden, was die aufgeworfene Problematik betrifft. Ob dies der Zivildienst in der jetzigen Form ist – d.h. lokal organisiert – glaube ich nicht – eher national einsetzbar ist gefragt.
Es fehlt nach wie vor eine gesamthafte Analyse im Rahmen eines Sicherheitsberichtes, welche auch die Umwelt einschliesst.
Sehr gut kann ich mir eine Truppe vorstellen, welche nationale Ereignisse gut abdecken kann und auch entsprechend ausgerüstet wird.
Sicher nicht getarnte Soldaten im Leuchtdress beim Parkplatz anweisen. Oder für den Kampf ausgebildete Soldaten welche Skipisten stampfen, Tribünen bauen etc. Habe nichts dagegen, dass dies gemacht wird im Rahmen einer Dienstleistung im nationalen Interesse. Aber dann soll man entsprechend ausgebildet und ausgerüstet sein.
Ergo brauchen wir die Dienstpflicht für alle und man kann es in drei Hauptbereiche gliedern:
– die eigentliche Armee und nur für das soll sie ausgerüstet trainiert etc werden.
– einen Dienstleistungsteil für nationale Anlässe wie eben Schwingfest, Lauberhorn, Expo und dergleichen. Falls es komerzielle Abgrenzungsprobleme gibt, müssen die entsprechenden Veranstalter etwas oder alles bezahlen zu Gunsten der Bundeskasse
– Zivil- und Katastrophen Schutz in Ergänzung zu den lokalen Organisationen. Die sollen statt mit Panzer mit Baggern und dergleichen ausgerüstet werden und müssen auch auf Abruf zur Verfügung stehen können.