1. Wirtschaft

Agrarfreihandel mit der EU- Nein Danke

Aufbruch, Glo­ba­li­sie­rung, Frei­han­del, das alles klingt so po­si­tiv, so vorwärtsstrebend, so tren­dy. Wer nicht mit die­sem Trend mit­ge­hen will, gilt als rückständig, alt­mo­disch, sta­tisch. Und trotz­dem: Ich stehe überzeugt gegen das Agrar­frei­han­dels­a​b­kom­men mit der EU ein.

Agrarfreihandel​ zerstört viel und bringt wenig

Mehrere unabhängige Studien haben sich mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Agrarfreihandels auf die Landwirtschaft auseinandergesetzt. Alle kommen in etwa zum gleichen Schluss: Mit dem Agrarfreihandel würde das Bruttoinlandprodukt (BIP) um knapp 0,5% oder um ca. Fr. 280.00 pro Person und Jahr ansteigen. Der Preis dafür wäre im Gegenzug, dass sich die Einkommen in der Landwirtschaft ca. auf die Hälfte reduzieren würden. Die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, egal ob als Angestellte oder als selbständige Landwirte, stehen schon heute am unteren Ende der Einkommensskala. Mit dem Agrarfreihandel würde eine ganze Branche kaputt gemacht. Der Preis für einen solchen Freihandel ist viel zu hoch.

Abwendung von der Qualitätsstrategie wäre fatal

Wir setzen in der Schweiz viel höhere Anforderungen beim Tierschutz, beim Umweltschutz und beim Gewässerschutz als im Ausland. Damit hat sich die Schweizer Landwirtschaft in den letzten Jahren für die Qualitätsstrategie in der Nahrungsmittelprodukt​ion entschieden. Mit dem Agrarfreihandel hätte die Schweizer Landwirtschaft diesbezüglich viel kürzere Spiesse und wäre chancenlos oder wir würden die Produktionsanforderun​gen auf das gleiche Niveau senken wie in der EU. Folglich würden unsere Errungenschaften der vergangenen Jahre mit einem Federstrich zunichte gemacht.

Chancen auf Preisreduktion und auf Exporte werden überschätzt

Zu glauben, rund 500 Millionen EU-Konsumierende warten auf Lebensmittel aus der Schweiz, ist blauäugig. Bereits beim Käse, bei dem der Freihandel gilt, zeichnet sich zwar eine Erhöhung der Exporte ab, aber die Importe nehmen stärker zu. Folglich bleibt in der Schweiz weniger Raum für die Käseproduktion. Oder glaubt jemand im Ernst, es sei viel gewonnen, wenn der Restaurateur für das Schweinesteak im Mittagsmenu statt Fr. 1.50 noch Fr. 1.00 bezahlen muss? Wahrscheinlich nicht, aber für die Landwirtschaft sind diese Beträge existenziell.

Recht auf eigenständige Landwirtschaft und Ernährungssicherung

​Auch die Ernährungssouveränitä​t ist für die Unabhängigkeit eines Landes sehr wichtig. Heute haben wir den Eindruck, die Nahrungsmittel seinen im Überfluss vorhanden. Das täuscht. Dazu nur eine Zahl: Das Weltlager an Weizen liegt zwischen 60 und 100 Konsumtagen. Das zeigt, wie wichtig eine eigenständige Nahrungsmittelprodukt​ion ist. Mit dem Agrarfreihandel gäben wir einen weiteren sicheren Wert, nämlich jenen der grösstmöglichen Ernährungssouveränitä​t, auf. Wollen wir das? Ich sage klar nein. Halten wir Sorge zu unserer Landwirtschaft und zu unserer Ernährungssouveränitä​t und setzen diese nicht wegen einigen Franken mehr BIP aufs Spiel.

L​esen sie die Gegenposition von Ruedi Noser online bei Statements: http://ww​w.statements.ch/schweiz/agrarfreihandel-mit-der-eu/

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Agrarfreihandel mit der EU- Nein Danke
  • April 19, 2012

    Der Agrarfreihandel würde den Bürgern Milliarden pro Jahr bringen. Erstens könnten damit die Steuern gesenkt werden, zweitens würde der Konsument an der Landenkasse nicht mehr abgezockt, drittens könnten wichtige Freihandelsabkommen abgeschlossen werden und viertens könnten wir unproduktive Regionen aufgeben was nochmals zu Einsparungen führen würde. Das sind zig Milliarden pro Jahr an direkten und indirekten Subventionen.

    Abge​sehen vom Tierschutz ist unsere Landwirtschaft nicht umwelt- oder naturfreundlicher als in der EU. Das unsere Produkte nicht unbedingt Wettbewerbsfähig sind ist klar. Wir haben schliesslich eine auf maximalen Ertrag ausgerichtete Landwirtschaft die auswechselbare Produkte generiert, aber das ganze bei einer unmöglichen Hofgrösse. Ich halte die Bauern jedoch nicht für inkompetent. Wir hätten genug Bauern die sich dem Markt stellen könnten und zu EU-Preisen gewinnbringend arbeiten könnten. Nur müssten die auf Kosten der anderen wachsen können. Das würde allerdings eine Abkehr vom der heutigen Planwirtschaft bedeuten

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    • Juli 19, 2021

      Ich halte die Landwirtschaftsgesetz​gebung für nicht reformierbar mit unseren jetzigen Parlament. Jeder Politiker will da für seine Leute ein bisschen Subventionen holen. Nach dem Motte gibst du mir, so gebe ich dir. Beschämend empfinde ich nur das alle von der Mitte nach rechts dabei mitmachen. Schliesslich hat nur die SP die Kapitalismusüberwindu​ng im Programm.
      Für mich sind Marktwirtschaft und Landwirtschaft vereinbar. Leider haben wir den Strukturwandel nicht gefördert und haben eine soziale Zeitbombe geschaffen. Ohne Subventionen würde nur geringfügig weniger produziert. Sobald ein Bauer aufhört, streiten sich die anderen um sein Land!

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    • Juli 19, 2021

      Das die EU 50% ihres Budget für die Landwirtschaft ausgibt ist ebenfalls eine Verschwendung. Ich sehe durchaus nicht alles positiv in der EU.

      In keinem anderen Wirtschaftszweig erledigen 10 Leute die Arbeit von 2. Das funktioniert nur mit Subventionen. Seit Jahrzehnten haben alle Entwicklungschritte nicht zu einem entsprechenden Arbeitsplatzabbau geführt. Ich kenne keinen anderen Wirtschaftszweig in dem das so war.

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  • April 19, 2012

    “Abgesehen vom Tierschutz ist unsere Landwirtschaft nicht umwelt- oder naturfreundlicher als in der EU.”

    Da sind sie ziemlich der einzige der dies so sieht. Die Mindeststandards werden durch die Gesetzte des jeweiligen Landes vorgegeben und sind so ziemlich gut vergleichbar.

    Es fällt mir nicht auf, dass unsere Bauern reich werden, wenn sie nicht Ihr Landwirtschaftsland als Bauland verkaufen können.

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    • Juli 19, 2021

      Bin nicht der einzige. Alle die sich für Naturschutz interessieren sehen das. Für andere sind die Tiere und Pflanzen die am aussterben sind, eben nur irgendwelche Viecher und Grünzeug. Kaum ein anderes EU-Land hat seien Natur so zerstört wie wir.

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    • Juli 19, 2021

      http://www.bafu.admin​.ch/publikationen/pub​likation/01035/index.​html?lang=de

      Sie können das PDF herunterladen.

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    • Juli 19, 2021

      Die anderen hatten nie das Geld um noch den letzen Quadratmeter für die Landwirtschaft zu nutzen. In den meisten andern Ländern sind nur die Ebenen intensiv landwirtschaftlich genutz. Der unwirtschaftliche Rest ist sich selbst überlassen. Da wird keine Drainage subventioniert, genausowenig wie Feldwege um abgelegene Alpen zu erreichen.

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  • April 19, 2012

    Ist unsere Landwirtschaft auf dem Weltmarkt bzw. europäischen Markt überhaupt konkurrenzfähig? Wohl kaum!

    Klares Nein zum Agrarfreihandelsabkom​men mit der EU!!

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    • Juli 19, 2021

      Ich musste auf Ihren Namen klicken um zu sehen, dass Sie zur SVP gehören. Dachte Sie seien als Planwirtschaftsbefürw​orterin AL oder PdA.

      Sie halten nicht gerad viel vom Können unserer Bauern.
      Unsere Bauern wären Konkurrenzfähig. Ich kenne genügend davon.

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  • April 20, 2012

    Stützungszahlungen im Agrarsektor benachteiligen ärmere Länder, die auf den Export von Agrargütern angewiesen sind, um Devisen für lebensnotwendige Industriegüter zu erwirtschaften. Bund und Kantone müssen noch vermehrt Leistungen der Landwirtschaft für biologische Produktion, Landschafts- und Naturschutz abgelten statt die Mengenproduktion zu unterstützen. Dies gilt auch für andere Industieländer.

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    • Juli 19, 2021

      Nicht die Stützungszahlungen benachteiligen arme Länder. Wollen wir wirklich Milch aus Afrika importieren? Konkurrenziert die schweizerische Ananasproduktion die afrikanische?

      Was hingegen für die afrikanische Länder fatal ist, sind die Unterstützungsleistun​gen der Schweiz. Weshalb soll ein Bauer arbeiten, wenn er von der Caritas alles zum Leben erhält? Wie soll eine Textilproduktion in Afrika rentabel sein, wenn deren Einwohner die Kleider von der Caritas geschenkt bekommen?

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