In der Wirtschaftswelt nehmen Angebot und Nachfrage eine zentrale Rolle ein. In einem Markt gibt es zwei Gruppen: Auf der einen Seite befinden sich die potentiellen Käufer (Nachfrager), welche die Nachfrage nach einem bestimmten Gut (z.B. Brot) bestimmen. Auf der anderen Seite sind die Verkäufer (Anbieter), die das Angebot an Gütern bestimmen.

Nachfrage

Nachfrage und Angebot beschreiben das Verhalten der Menschen auf Märkten. Die Kombination aus Angebot und Nachfrage legt den Preis und die Menge gekaufter Produkte bzw. Güter fest.

Stellen Sie sich vor, der Preis für ein Brot würde auf 15 Fr. steigen. Sicherlich würden Sie dann weniger Brot kaufen und vielleicht mehr Mehl, um selber Brote backen zu können. Wie Sie sehen, sinkt also die Nachfrage mit steigendem Preis. Wie viel Sie zu einem bestimmten Preis kaufen, hängt davon ab, wieviel Sie verdienen, wie gut Ihnen Brot schmeckt und von Ihren Erwartungen für die Zukunft (wird z.B. Wirbelsturm erwartet, so kauft man Brot auf Vorrat).

Nachfragekurve


Abb. 1: Annas Nachfragekurve

Preis(CHF je Brot) Anzahl Brote
0.00 4
2.00 3
4.00 2
6.00 1
8.00 0

Tabelle 1: Annas Nachfrage

Wie wir gesehen haben, hängt die Nachfrage nach einem Gut von verschiedenen Faktoren ab. Nehmen wir nun an, dass die Nachfrage nur durch den Preis beeinflusst wird und die übrigen Faktoren aber gleich bleiben („ceteris paribus“).

Nebenstehende Tabelle zeigt, wie viele Brote Anna zu einem bestimmten Preis zu kaufen bereit ist. Wenn ein Brot kostenlos wäre, würde Anna 4 Brote nachfragen (so genannte Sättigungsmenge). Obwohl das Brot kostenlos ist, wird Anna nicht mehr als 4 Brote kaufen, da sie ganz einfach nicht mehr Essen kann. Steigt der Preis nun an, wird Anna immer weniger Brote kaufen, bis sie bei 8 Fr. keines mehr kauft.

Ein Volkswirtschaftler stellt diese Daten nun graphisch mit einer Kurve dar. Die Nachfragekurve zeigt, wie die nachgefragte Menge eines Gutes vom Preis abhängt. (Mehr zur Nachfragekurve steht im Kasten rechts).

Angebot

Wieviel von einem Gut auf dem Markt angeboten wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie auf der Nachfrageseite stellt der Preis eines Gutes einen wichtigen Faktor dar. Je mehr Gewinn z.B. ein Bäcker mit einem Brot machen kann, desto mehr Brote wird er herstellen. Das Gesetz des Angebots lautet also: Die angebotene Menge eines Gutes steigt bei steigendem Preis pro Brot.

Auch die Input-Preise (Einkaufspreise der verschiedenen zur Produktion benötigten Güter wie Zutaten oder Arbeitszeit bzw. Produktionskosten) beeinflussen die vom Unternehmer angebotene Menge. Steigen die Input-Preise für die Brotproduktion (z.B. Mehlpreis), so wird der Bäcker bei gleich bleibendem Brotpreis weniger Brote herstellen und auch verkaufen.

Ein technologischer Fortschritt wirkt sich gerade umgekehrt auf die Angebotsmenge aus. Da dadurch die Produktionskosten sinken, bietet der Bäcker nun bei gleich bleibendem Brotpreis eine grössere Menge Brot an.

Wie bei der Nachfrage ist die angebotene Menge auch von den persönlichen Erwartungen in die Zukunft abhängig.

Angebotskurve:


Abb: 2: Peters Angebotskurve

Preis(CHF je Brot) Anzahl Brote
0.00 0
2.00 1
4.00 2
6.00 3
8.00 4

Tabelle 2: Peters Angebot

Wieder nehmen wir zur Vereinfachung an, dass die Angebotsmenge nur vom Preis abhängig ist.

Wie Peters Angebotstabelle zu entnehmen ist, bietet Peter bei einem Verkaufspreis von CHF 2 gerade mal ein einziges Brot an. Je mehr der Verkaufspreis steigt, desto mehr Brote bietet Peter an, da es für ihn immer rentabler wird (Gesetz des Angebots).

Wieder leiten wir aus der Tabelle die Angebotskurve ab. Die Angebotskurve zeigt, wie die Angebotsmenge eines Gutes vom Preis abhängt. Da die Menge gemäss dem Gesetz des Angebots mit dem Preis steigt, steigt auch die Angebotskurve.

Marktgleichgewicht

Bisher haben wir die individuellen Nachfrage- und Angebotskurven von Anna und Peter betrachtet. Auf dem Markt gibt es aber eine Vielzahl von Nachfragern und Anbietern. Daher addiert man alle individuellen Nachfragekurven zur Marktnachfragekurve. Das gleiche gilt für alle potentiellen Verkäufer: Die Summe aller Angebotskurven ergibt die Marktangebotskurve.


Abb. 3: Marktgleichgewicht

Wir haben gesehen, dass je nach Preis mehr oder weniger hergestellt bzw. gekauft wird. Wichtig zu verstehen ist, dass alle Brote bei allen Bäckern (sofern alle Brote genau gleich sind) zum exakt gleichen Preis verkauft werden – zum Marktpreis. Der Bäcker wird nicht günstiger verkaufen, da er sonst weniger einnimmt und Sie werden nicht mehr für das Brot bezahlen, da Sie sonst bei einem anderen Bäcker einkaufen. Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie hoch der Markpreis denn nun ist.

Die Antwort ist einfach. Es bildet sich auf dem Markt genau der Preis als Marktpreis heraus, bei welchem die nachgefragte Menge gleich der angebotenen Menge ist. Dies ist im Schnittpunkt der Angebots- und Nachfragekurve der Fall (4 Fr., 2 Brote). In diesem Punkt ist der Markt im Gleichgewicht.

Wäre der Marktpreis höher als der Gleichgewichtspreis (z.B. 6 Fr.), so würden 3 Brote produziert, aber nur 1 nachgefragt. Sofort würden die Bäcker sich gegenseitig konkurrenzieren und jeder würde versuchen sein eigenes Brot zu verkaufen, indem er seinen Brotpreis ein wenig senkt. Der Preis sinkt solange, bis Angebot und Nachfrage wieder übereinstimmen.

Wäre der Marktpreis tiefer als der Gleichgewichtspreis (z.B. 2 Fr.), so würde nur 1 Brot produziert, auf dem Markt gäbe es aber eine Nachfrage nach 3 Broten. Die 3 Nachfrager würden sofort um das eine Brot konkurrenzieren und würden sich beim Preis so lange hochbieten, bis der Marktpreis wieder im Gleichgewicht ist. Das heisst, das Verhalten von Käufern und Verkäufern treibt die Märkte wie von Geisterhand zu ihrem Gleichgewicht.

Verschiebungen der Angebots- und Nachfragekurve

Weiter oben haben wir gesehen, wie der Preis Angebot und Nachfrage beeinflusst. Wir haben gesehen, dass je nach Preis eine andere Menge an Brote gehandelt wird. Im Kapitel „Nachfragekurve“ haben wir angenommen, dass die Höhe der Nachfrage nur durch den Preis beeinflusst wird und alle anderen Einflussgrössen konstant bleiben (ceteris paribus). Doch was passiert wenn Anna plötzlich mehr verdient?

Obenstehende Tabelle kann man Annas Nachfrage nach Brot bei verschiedenen Einkommen und Brotpreisen entnehmen. Nehmen wir an, Anna habe ein Einkommen von 40’000 Fr. Sinkt der Preis z.B. von 4 Fr. auf 2 Fr., so wird sie statt zwei Broten nun drei kaufen. Sie bewegt sich also auf der Nachfragekurve nach oben.

Wenn Anna nun mehr verdient, wird sie auch mehr Brote kaufen, weil Sie mehr Geld zu Verfügung hat. Die Nachfrage wird also nicht nur durch den Preis beeinflusst, sondern auch durch andere Einflussgrössen wie das Einkommen, persönliche Vorlieben, Anzahl der Käufer etc.

Wenn sich eine andere Variable als der Preis verändert, z.B. das Einkommen, so verschiebt sich die Nachfragekurve je nachdem nach rechts oder nach links. Bei einem Einkommen von 40’000 kauft Anna bei 4 Fr. genau 2 Brote. Erhöht sich ihr Einkommen auf 60’000 Fr., so hat sie mehr Geld zur Verfügung und kann sich nun 3 Brote zu 4 Fr. leisten. Die Nachfragekurve verschiebt sich also nach rechts. Sinkt ihr Einkommen hingegen auf CHF 20’000, so kann sie nur noch 1 Brot kaufen. Die Nachfrage nimmt ab und die Nachfragekurve verschiebt sich nach links

Analoges gilt für die Verschiebung der Angebotskurve.


Abb. 4: Verschiebung der Nachfragekurve

Konsumenten- und Produzentenrente

Das Marktgleichgewicht stellt den Idealfall dar, denn er maximiert den Nutzen (Gewinn), den Käufer und Verkäufer erreichen. Um den Nutzen bzw. die Wohlfahrt von Konsumenten und Produzenten zu messen, verwendet man die Konsumentenrente und die Produzentenrente.


Abb. 5: Konsumenten- und Produzentenrente

Die Konsumentenrente ist der Nutzen (Gewinn) der Konsumenten, wenn sie am Markt ein Gut kaufen. Der Gewinn für den einzelnen Konsumenten ergibt sich dabei aus dem Unterschied zwischen dem Preis, den der Käufer maximal zu zahlen bereit ist (z.B. 6 Fr.) und dem Preis (z.B. 4 Fr.), den der Käufer dafür schlussendlich bezahlt. Seine individuelle Konsumentenrente, würde somit 2 Fr. betragen. Die Konsumentenrente aller Konsumenten im Markt entspricht dem gelben Flächenstück unterhalb der aggregierten Nachfragekurve und oberhalb des Preises des Gutes. Die aggregierte Konsumentenrente ist im obigen Beispiel (8-4) x 2/2 = 4 Fr.

Analoges gilt für die Produzentenrente. Der Gewinn eines einzelnen Produzenten ist der Unterschied zwischen dem Geld, das der Verkäufer für den Verkauf eines Gutes (z.B. ein Brot) erhält (z.B. 4 Fr.), und den Kosten, die für den Verkäufer entstehen um das Gut zu produzieren und zu verkaufen (z.B. 2 Fr.). Die individuelle Produzentenrente dieses einzelnen Verkäufers ist somit 2 Fr. Die Produzentenrente aller Produzenten im Markt entspricht dem roten Bereich oberhalb der aggregierten Angebotskurve und unterhalb des Preises des Gutes. Die aggregierte Produzentenrente beträgt im Beispiel also 4*2/2 = 4 Fr.

Zusammen ergeben die Konsumentenrente und Produzentenrente die Gesamtrente bzw. die gesamte Wohlfahrt aller Konsumenten und Produzenten. Im obigen Beispiel wäre die Gesamtrente 4 + 4 = 8 Fr.

Befindet sich der Markt im Gleichgewicht, so maximiert er den Gesamtnutzen von Käufern und Verkäufern und somit die Gesamtwohlfahrt, indem Konsumenten- und Produzentenrente maximiert werden. Sinkt der Preis z.B. auf 2 Fr. so wird nur noch ein Brot produziert. Somit steigt zwar die Konsumentenrente, die Produzentenrente sinkt aber mehr als erstere steigt. Steigt der Preis auf z.B. 6 Fr., so würde nur noch ein Brot gekauft, die Produzentenrente würde steigen, die Konsumentenrente jedoch stärker als erstere sinken. Das bedeutet, jede Abweichung vom Gleichgewichtspreis führt automatisch zu einer kleineren Gesamtwohlfahrt.

Die Allokation der Ressourcen durch freie (Konkurrenz-)Märkte ist wünschenswert. Denn die unsichtbare Hand (Adam Smith) des Marktes führt Käufer und Verkäufer zu einer effizienten Zuteilung der Ressourcen. Einerseits werden die Güter jenen Käufern zugeteilt, die den grössten Nutzen von diesem Gut haben, es also am meisten schätzen. Andererseits wird die Güternachfrage jenen Verkäufern zugeteilt, die das Gut am günstigsten herstellen können.

Literaturverzeichnis

Mankiw, N. G. (2001). Principles of Economics. Harcourt College Publishers.

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