Mit einer Prämienbefreiung für Kinder würden Familien spürbar entlastet, das Umverteilungsvolumen in der Krankenversicherung würde gestoppt und das Prämienverbilligungsverfahren vereinfacht.
In der Krankenversicherung liegt der Handlungsbedarf ganz klar auf der Kostenseite. Die Gesundheitskosten steigen jährlich unverhältnismässig stark an, was wir mit den jährlichen Prämienerhöhungen bezahlen müssen. Kostendämpfungsmassnahmen haben daher höchste Priorität. Die Kosten im Gesundheitswesen werden jedoch weiter wachsen und in der Folge auch die Prämien. Damit steigt auch der Druck, einen immer grösseren Teil der Bevölkerung zu subventionieren. Insbesondere für jene mittelständischen Familien, welche gerade nicht in den Genuss von Prämienverbilligungen kommen, wird die Situation immer härter.
Kostendämpfungsmassnahmen haben höchste Priorität
Gemäss Art. 65 KVG (Krankenversicherungsgesetz) gewähren die Kantone den Versicherten in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen Prämienverbilligungen. Mit der 2006 in Kraft gesetzten Gesetzesergänzung verbilligen die Kantone für untere und mittlere Einkommen zudem die Prämien von Kindern und jungen Erwachsenen in Ausbildung um mindestens 50 Prozent. Dieses Prämienverbilligungssystem ist kompliziert und bedingt einen hohen administrativen Aufwand.
Umverteilung stoppen
ArmutArmut bedeutet Unterversorgung in wichtigen Lebensbereichen ... oder finanzielle Engpässe sind heute vor allem bei jungen Familien gegeben. Gegen 50% aller Kinder erhalten bereits heute eine Verbilligung der Krankenkassenprämien und gegen 90% der ganzen Prämienverbilligung von 3,8 Milliarden Franken müssen an Personen/Familien unter 50 Jahren ausgerichtet werden. Auf der andern Seite werden 5,4 Milliarden Franken Prämien von unter 50-jährige an über 60-Jährige umverteilt. Wir haben also eine grosse UmverteilungUmverteilung ist das Ergebnis einer sozial- bzw. wirtschafts...: Junge subventionieren der älteren Generation die Krankenkassenprämien während die Älteren, welche durchschnittlich finanzkräftiger sind, den Jüngeren mit Steuern die Prämien verbilligen. Diese UmverteilungUmverteilung ist das Ergebnis einer sozial- bzw. wirtschafts... in beide Richtungen geht ständig weiter und je mehr Leute Prämienverbilligung bekommen, desto weniger kann am System etwas verändert werden, beziehungsweise desto weniger werden Massnahmen akzeptiert, welche das Kostenwachstums im Gesundheitswesen zu bremsen vermögen.
Wirksame Entlastung von Familien
Das Modell sähe so aus, dass Kinder bis 18 Jahre prämienfrei versichert würden. Die Kosten würden auf die Erwachsenenprämien übertragen und sozialgerecht über die Prämienverbilligung abgefedert. Junge Erwachsene bis 25 Jahre hätten eine reduzierte Erwachsenenprämie zu bezahlen. Die Prämie Erwachsener würde sich um ca. 7% erhöhen, was für ältere und kinderlose Paare eine höhere Belastung zu Folge hätte. Diese Mehrbelastung ist aber vertretbar, zumal alle Haushalte, welche finanziell weniger gut betucht sind, Anspruch auf Prämienverbilligung haben. Denkbar ist auch eine Finanzierung der Kinderprämien aus Steuermitteln, was die Prämien entsprechend entlasten würde.
Eine Änderung des Systems auf Prämienbefreiung der Kinder wäre wesentlich einfacher, effizienter und solidarischer: Einfacher, weil für die Prämienverbilligung einzig noch das Familienbudget massgebend wäre; effizienter, weil weniger Mittel in Administration und Verwaltung fliessen würden und solidarischer, weil Familien wirksam entlastet sowie unsinnige finanzielle Umverteilungen korrigiert würden.
RH, im Mai 2010
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsEine wirksame Entlastung für Familien geht in Ordnung. Doch wer bezahlt es schliesslich? Jene, die keine Kinder kriegen können und somit “doppelt” bestraft sind unter dem Motto “Solidarität”? Zudem gibt es auch viele alleinstehende, ältere, Working Poor etc., welche sich die Prämien nicht mehr leisten können. Das Geld der Älteren liegt auch manchmal in den Häusern und wären so gezwungen, das Haus zu verkaufen. Fair, wenn sie dafür das ganze Leben gearbeitet haben? Springt da der Staat vermehrt ein um das Existenzminimum zu garantieren? Ich denke, sind die Gesundheitskosten (zu hohe Löhne/Preise für Leistung, gleiche Untersuchungen mehrmals, denn man will ja die Maschinen amortisieren, Ärzte, Praktikanten bei seltenen Krankheiten dazuholen und auf die Rechnung schlagen, denn man will ja was dazulernen u.a.m.) im Griff und erschwinglich, so dürfte auch die Prämienverbilligung wegfallen. Bis jetzt habe ich für die höheren Prämien keine nennenswerten Veränderungen in der Behandlung feststellen können. Denke nämlich, dass die Forschung/Entwicklung einen Posten in der Buchhaltung sein sollte, der Gewinn unabhängig ist….. O.K., ev. die höheren Löhne und Produkte(wartungs)kosten sind ev. darauf aufgeschlagen…..(trotz den hohen Gewinne etc. in der Pharmaindustrie). Sollte also nicht mal ein totales Umdenken stattfinden?
Das ist ein typischer Giesskannenvorschlag. Von solchen politischen Vorschlägen müssen wir endlich wegkommen. Es gibt nämlich Familien mit Kindern, die sich die KK-Prämien noch leisten können. Und die sollen entlastet werden ? Z.B. die Familie von M. Ospel oder B. Dougan, um 2 krasse Beispiele zu nehmen ? Und wer zahlt kompensatorisch die entfallenden Beiträge ? Der normale Mittelstand über höhere Steuern und Abgaben ? Sie haben da keinen guten Vorschlag gemacht, Frau Humbel. Setzen Sie sich doch stattdessen dafür ein, dass die horrenden MiGeL-Preise, die überteuerten Analysenkosten (Labor), die horrend hohen Arzthonorare und -saläre herunterkommen (teilweise das Doppelte vom umliegenden Ausland). Was meinen Sir dazu ?
Statt immer neue “Sparvorschläge” zu bringen, sollte man einmal richtig den Sparwillen zeigen. Alle müssen sparen Der Kunde
, die Äerzte,die spitäler, die Pharma etc.. Aber jeder sagt der andere muss.Die Politik hat kein interesse am sparen, da alle irgendwie von diesem Zustand profitieren.
Wo ist den die Konkurenz bei den Krankenkassen? Das ist ein pseudowettbewerb.
Sehr geehrte Frau Humbel
Ich bin Vater von 4 Kindern. Glauben Sie mir, dass ich der Letzte wäre, der gegen günstigere Prämien für Familien wäre.
Allerdings habe ich nicht verstanden, was das mit Sparen zu tun hat. Auch nicht, wie die administrativen Kosten gesenkt werden. Vielleicht wäre das System einfacher. Das mag ich aber nicht beurteilen.
Wie viele Teilnehmer schon feststellen: gespart werden soll überall nur nicht bei den betroffenen selber. Und genau deshalb passiert nichts.
Jeder Haushalt hat es längst begriffen. Wenn ich weniger Geld nach Hause bringe, dann müssen wir uns Gedanken machen, wo wir sparen, um über die Runden zu kommen. Wirksames Sparen gibt es erst, wenn es keine Prämienerhöhungen mehr geben darf. Dann muss das Gesundheitswesen überlegen, welche Leistungen nicht mehr oder nur gegen Aufpreis erbracht werden können. Dann muss ich halt nach Basel oder Zürich gehen, wo es einen Nierensteinzertrümmerer hat. Ich verstehe zu wenig vom Gesundheitswesen. Ich verstehe aber etwas davon, eine Firma und einen Haushalt zu führen.
Wenn Sie mal während zwei Jahren die Steuern oder die Krankenkassenprämien reduzieren, dann kommt Bewegung in die Sache, solange die Differenz nicht auf Pump finanziert werden kann. Dann müssen sich Kommunen, Gemeinden, Kantone und der Bund überlegen, wie man schneller, effizienter und günstiger wird.
Glauben Sie denn, dass eine Firma die Schrauben produziert, diese noch zum gleichen Preis wie vor 10 Jahren verkauft, geschweige denn für mehr? Genau das Gegenteil ist der Fall und wie schaffen die das? Weil sie dazu verpflichtet sind um zu überleben. Und weil sie effizienter und schneller werden.
Sie stellen fest, sehr geehrte Frau Humbel, dass die Krankenkassenprämien jedes Jahr unverhältnismässig ansteigen. Das stimmt leider. Ändern Sie daran etwas, wenn die Kinder von Prämien befreit werden? Wie wollen Sie die Umverteilung auf die Erwachsenenprämien “sozialgerecht” vornehmen?
Gut gemeint, aber nicht wirklich ein Ansatz für Verbesserungen. Leider
Emanuel Haas fordert uns alle auf, zu sparen.
Gut, dann müssen wir uns alle darauf besinnen, dass Gesundheit die Pflicht eines jeden Bürgers spiegelt. Die Kosten für die Gesundheitsversorgung können durch mehr Bewusstsein für ein gesundes Leben eingedämmt werden. Während die Gesellschaft gerne in Jung und Alt, Arm und Reich aufgeteilt wird, bleibt der Riss zwischen gesund und ungesund Lebenden zu wenig sichtbar.
Hier erkennen wir auch das Dilemma des Sozialstaates. Der Graben zwischen Eigenverantwortung und Verantwortungsarmut trennt die Gesellschaft, nicht nur wenn es um die Gesundheit geht. Die Entsolidarisierung findet durch den Verantwortungslosen statt: oft genug müssen ihn die Verantwortungsbewussten finanzieren.
In der wahrhaft endlosen Diskussion um die Gesundheitskosten wird die Eigenverantwortung jedes einzelnen Bürgers viel zu wenig thematisiert. Das Bemühen, etwas in die eigene Gesundheit zu investieren, hat weniger mit den ökonomischen Möglichkeiten, als mit dem Willen zu tun, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
Hier, Frau Humbel, müsste die Politik ansetzen.