Der Franken ist stark ! Durch die Schuldenkrise in der EU und den USA wird er noch weiter in die Höhe getrieben.
Die Nationalbank macht durch die deutliche Abschwächung ihrer Devisenvorräte in Euro und Dollar hohe Buchverluste.
Forderungen werden laut, den Franken an den Euro zu binden, damit unsere Exportwirtschaft von stabilen Verhältnissen ausgehen kann.
Gerade kürzlich haben wir uns selber gelobt, wie gut wir die Finanzen im Griff haben. Das haben wir auch ! Als eines der wenigen Länder haben wir die Finanzkrise ohne grosse Schäden überstanden. Das führt auch dazu, dass die Schweiz und damit auch der Franken als “sicher” gilt. Welche andere Währung sollte es sonst sein ? Einige Währungen sind mit dem Dollar oder dem Euro gekoppelt. Geht’s den Hauptwährungen schlecht, reagieren automatisch die anderen Währungen ebenfalls. Genau deshalb ja die Koppelung
Selbstverständlich ist die aktuelle Situation äusserst unangenehm. Für die Exportwirtschaft, aber auch für den Tourismus.
Nun aber kurzfristig alles über Bord zu werfen und den Franken an den Euro zu koppeln halte ich für den völlig falschen Weg. Das mag kurzfristig die Verluste der Exportbranche dämpfen, längerfristig ist es jedoch fatal. Wir geben unsere Eigenständigkeit im Finanzsektor auf. Steuerungsmöglichkeiten gibt es dann kaum noch.
Die Nationalbank hat als Gegenmassnahme die Zinsen gesenkt und mit diversen Massnahmen dazu beigetragen, dass es unattraktiv wird in den Franken zu investieren. Das ist aktuell richtig so. Die Unabhängigkeit unserer Währung trägt dazu bei, dass kurzfristig gehandelt werden kann, auch wenn’s in der aktuellen Situation etwas lange gedauert hat. Auch wenn das Gegenteil passiert und sich der Franken derart abschwächt, dass darunter unsere Importe leiden und das Leben in der Schweiz sehr teuer wird : Bei beidem muss die Schweiz unabhängig und rasch entscheiden können.
Bei allem Verständnis für die Sorgen und Nöte der Exportindustre und des Tourismus, es gibt auch “Sonnenseiten” dieser Situation :
Die Importe werden deutlich billiger. Allerdings werden die Vergünstigungen nicht auf allen Stufen weiter gegeben werden.
Die Kursgewinne kommen sehr oft nicht bis zum Konsumenten. Sie bleiben zum Teil bei den Importeuren hängen. Zum Teil bleiben sie bei den ausländischen Exporteuren hängen.
Und genau das ist eine Schweinerei.
Gibt es Möglichkeiten, dem Einhalt zu gebieten ?
Die gibt es ! Unter dem revidierten Patentgesetz darf nur noch jene Artikel nicht parallel importiert werden, bei denen der Staat der Preis festsetzt. Das sind im Wesentlichen die Medikamente. Dort sind Parallelimporte bei patentgeschützen Gütern nach wie vor nicht möglich. Bei allen anderen schon.
Gerade aktuell bin ich dran für unser Spital im Bereich der Medizinprodukte die Preise mit ausländischen Quellen zu vergleichen. Die Unterschiede sind gewaltig. Und zwar von Artikeln, die nicht in der Schweiz sondern im Ausland hergestellt werden. Klar kostet der Vertrieb in der Schweiz auch etwas, klar sind die Löhne und Mieten hier höher. Aber all das hat seine Grenzen.
Es kann nicht sein, dass wir für ein simples Infusionsbesteck 30 bis 40% mehr bezahlen müssen als in Deutschland. Wohlverstanden : die Importspesen und der schweizerische Transport bis nach Interlaken mit eingerechnet ! Warum tun wir’s dann nicht einfach ?
Weil’s eben nicht so einfach ist wie es klingt. Grossmengenbezüger wie die spitäler fmi ag, müssen die Ware auch in der genügend grossen Menge kriegen. Die gibt es nicht beim offiziellen Lieferanten in Deutschland zu kaufen, es braucht “Kontakte”. Diese Kontakte müssen so sein, dass der Hersteller den Lieferweg nicht nachvollziehen kann. Ansonsten wird er versuchen die Wege zu blockieren. Das ist zwar kartellrechtlich verboten, trotzdem findet es statt. Es ist also eine richtige Detektivarbeit hinter die Möglichkeiten zu kommen.
Das Druckmittel wirkt. Wir verhandeln mit unseren schweizerischen Lieferanten nur noch auf Basis des internationalen Preises. Das geht natürlich nur dann, wenn man auch die Gewähr hat, dass der ausländische Lieferant auch liefern könnte, falls die schweizer Niederlassung nicht nachziehen kann. Und siehe da : Plötzlich sind tiefere Preise möglich. Entweder reagiert der Importeur selber oder er gibt den Druck ins Ausland weiter. Flexibilität und Krativität sind gefragt.
Wie bereits geschrieben : es ist nicht so einfach wie es klingt. Einfach wäre aber langweilig. Wie war noch mein Wahlslogan ? Genau : Martinelli wirkt. Auch hier …. http://www.enea-martinelli.ch/politischetaten
Man mag mir vorwerfen ich schade damit der Wirtschaft. Tue ich nicht. Es geht um Geld, das ins Ausland transferiert wird. Der Druck in den Spitälern ist derart gross, dass wir gar nicht anders können. Ich kaufe lieber günstiger ein, als dass wir Personal in Pflege oder Ärzteschaft abbauen müssen ! Zudem zahlen diese Arbeitskräfte lokal Steuern. Die Importeure sitzen meistens an steuergünstigen Orten, das hilft der lokalen Wirtschaft kaum. Deshalb habe ich diesbezüglich keinerlei Hemmungen. Voraussetzung ist natürlich die Unabhängigkeit, sowohl meine wie auch jene der anwendenden Ärzte. Das ist bei uns gegeben !
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Kommentare anzeigen Hide commentsDer Staat hat noch die Möglichkeit, eine maximale Preisdifferenz vorzuschreiben. Durchsetzen kann der Staat dies mit einem Import- und Exportverbot für Güter, welche im Ausland sagen wir mal 25% billiger verkauft werden. Der Hersteller hat neu das grösste Interesse, dass seine Produkte in der Schweiz verkauft werden und wird daher seine Distributionskanäle entsprechend unter Druck setzen.
Der Vorteil dieser Methode ist die völlige Vertragsfreiheit zwischen den Akteuren (Hersteller, Distributorm, Detaillist, Kunde). Alle Tricks der Hersteller zur Preisdifferenzierung funktionieren nicht mehr. Der Staat muss nur die Preisdifferenz feststellen und eine Frist zur Behebung ansetzen.
Der Nachteil sei auch nicht verschwiegen: Das Risiko besteht natürlich, dass ein Hersteller auf den Schweizer Markt verzichtet.
Warum sollte der Staat eine Preisdifferenz vorschreiben ? Und warum überhaupt eine maximale ? Ich bin gegen jegliche Staatsintervention was Preise betrifft. Es gilt das Kartellgesetz durchzusetzen und dafür zu sorgen, dass Vergünstigungen auch beim Konsumenten ankommen. Dazu braucht es aktive Leute, die auch etwas tun. Und nicht der Staat der irgendwelche Limiten setzt. Das führt zur völligen Abschottung unseres “Marktes”, der eben dann keiner mehr ist.
Das Kartellgesetz kann von den Herstellern ausgehebelt werden, indem man Distributoren / Zwischenhändler dazwischenschaltet. Der Schwarze Peter wird zwischen den Akteuren weitergereicht, der Hersteller sagt der CH-Distributor ist schuld. Dieser sagt, der Hersteller sei schuld. Da kann die Kartellbehörde jahrelang ermitteln, und die ausländischen Hersteller müssen gar nicht kooperieren. Sind das nicht auch Erlebnisse in ihrem Alltag?
Meine Lösung ist effizient und als Ergänzung gedacht. Der Hersteller muss selbst einen Weg finden, sein Produkt in der Schweiz innerhalb der Bandbreite anzubieten. Er kann auch ausschliesslich mit autorisierten Händler arbeiten. Die ganze Palette der freien Marktwirtschaft ist möglich, solange die seine Preise nicht mehr als 25% teurer sind.
Ich habe übrigens nie von festen Preisen gesprochen, auch ich bin gegen Planwirtschaft und administrierten Preisen. Die Preise dürfen einfach nicht 25% teurer als im Ausland sein.
Der Zuschlag von 25% ist übrigens als Abgeltung für Währungsschwankungen und für die höheren Lohn- und Lagerkosten in der Schweiz gedacht.
“Dazu braucht es aktive Leute, die auch etwas tun”. Können Sie da auch Namen nennen? Sind nicht die Instrumente der WEKO stumpf?
Die Infos der WEKO zum Thema:
http://www.weko.admin.ch/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdIF2fmym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A–
Die Idee ist zwar gut, nur sehe ich die Umsetzung nicht. Wer kontrolliert die Differenz ? Zu welchem Zeitpunkt ? Was wenn wie in den letzten Tagen die Kurse stark fallen ? Ich halte die Idee für nicht durchführbar. Ich suche mir Händler, die bereit sind in die Schweiz zu liefern. Solche gibt es. Auch wenn Hersteller exklusiv Vertriebe organisieren, gibt es immer Möglichkeiten. aktiv kann jeder/jede sein. Hauptsache man spricht nicht nur, sondern man tut wovon man spricht. Die Politik wird’s kaum lösen können.
“Wer kontrolliert die Differenz?”
Die Weko kontrolliert die Differenzen. Der Kläger (CH-Detaillist oder Konsumentenschutzorganisation) belegt den Auslandspreis, der Hersteller den (angepassten) Inlandspreis (mit Angabe des Verkäufers).
“Zu welchem Zeitpunkt?”
Der Hersteller bekommt 6 Monate Zeit, dafür zu sorgen dass das Produkt in der Schweiz innerhalb der Preisspanne erhältlich ist. Der Hersteller wird den Nachweis natürlich möglichst bald erbringen, um die drohende Busse und den Importverbot abzuwenden.
“Was wenn wie in den letzten Tagen die Kurse stark fallen?”
Der Hersteller bekommt 6 Monate Zeit die Preise anzupassen.
“Ich suche mir Händler, die bereit sind in die Schweiz zu liefern.”
Das kann schon funktionieren, muss aber nicht. Versuchen Sie einmal einen Computertomograph über den Graumarkt zu importieren. Wo holen Sie dann die Ersatzteile und die Servicetechniker her? Und wollen Sie wirklich Versand- und Verzollungsspesen bezahlen, um ein Haarpflegeprodukt für 2 Fr. statt für 6 Fr. zu bekommen? Migros, Denner und Coop beklagen sich alle, dass sie im Ausland nicht die gewünschten Mengen bei Zwischenhändler erhalten. Zudem kennen Hersteller eine Unmenge von Tricks, wie ein Paralellimport unterbunden werden kann.
Und zuletzt muss die importierende Person ziemlich clever und fit sein. Wir haben aber auch eine Verantwortung für unsere Mitmenschen, die aus welchem Grund auch immer nicht so clever und fit sind, und genau daher auch weniger Geld zum Leben haben. Da dürfen wir (sie Profi-Einkäufer und ich ex Profi-Importeur) nicht von uns auf die Allgemeinheit schliessen.
“Die Politik wird’s kaum lösen können.”
Dabei dachte ich, dass die Politik der BDP lösungsorientiert sei… Nein – Sie sind ein Realist. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Ich kann Ihnen folgen, sie haben in weiten Teilen natürlich recht. Einen Computertomografen werden wir eh öffentlich nach GATT/WTO ausschreiben müssen. Das ist noch einmal ein ganz anderes Thema, denn auch dort geschieht einiges das so nicht geht. Der Nachweis der Preisdifferenz sehe ich schwierig. Denn es interessiert ja kaum was der Importeur dem Händler im Ausland zahlt, sondern das was der Konsument am Schluss zahlt. Es gibt eben auch den anderen Fall, dass die für die Importeure zwar gleich viel wie andere Importeure in anderen Ländern zahlen, jedoch die Kursgewinne nicht weitergeben. Dann kann es sein, dass der Druck an den Detailisten weiteregegeben wird und dieser unter Druck kommt, obwohl eigentlich der Importeur schuld ist. Ein weites Feld … aber es ist spannend die Ideen auszutauschen.
“Denn es interessiert ja kaum was der Importeur dem Händler im Ausland zahlt”
Wenn man die abgabenbereinigten realisierten Endverkaufspreise als Vergleichgrundlage nimmt, ist es irrelevant und Privatsache, was der Importeuer mit dem Händler vereinbart und wieveile Zwischenhändler involviert sind. Der Hersteller soll seine Distributionswege im Griff haben.
So einfach gehts: Pampers kosten im REWE in Deutschland sagen wir mal ohne MWST 10 Fr. In der Schweiz kosten sie im Coop 20 Fr. ohne MWST. Maximal hätten sie in der Schweiz 12.50 Fr. kosten dürfen. Der Hersteller wird über diesen Misstand informiert und aufgefordert innert 1/2 Jahr dafür zu sorgen, dass dieses Produkt für 12.50 Fr. erhältlich ist. Der Hersteller könnte zum Beispiel aufzeigen, dass Denner die Pampers für 11.50 Fr. verkauft. Erledigt. Ansonsten soll sich der Hersteller selbst einen Distributionsweg suchen, der es ermöglicht für unter 12.50 zu liefern. Der Hersteller entscheidet sich für die Migros, macht entsprechende Verträge und meldet dies der WEKO. Diese kontrolliert in einem Laden den Preis und die Verfügbarkeit. Erledigt. Der Hersteller – hier Procter & Gamble – hätte sich sicherlich nicht für den Verzicht auf den Schweizer Markt für alle ihre Produkte (Ariel, MrProper, WELLA, etc.) entschieden.