Im Kanton Luzern unterzeichneten 1840 die Vertreter einer katholisch-konservativen Volksbewegung die Ruswiler Erklärung, die sich gegen den liberalen Zeitgeist stellte und den Glauben verteidigen wollte. Diese Gegenbewegung führte zum Kulturkampf zwischen den Roten und Schwarzen, der Luzern bis ins neue Jahrtausend hinein tief bewegte. Eine erste Aufweichung der Fronten entstand erst im Dezember 1891, als mit dem Luzerner Josef Zemp erstmals ein Katholisch-Konservativer in den Bundesrat gewählt wurde. Ein teilweise eingefleischtes Konkurrenzdenken blieb aber bis in die jüngste Zeit hinein erhalten. In den meisten Gemeinden gab und gibt es rote und schwarze Beizen, Musikgesellschaften und Vereine. Die weltanschaulichen Differenzen zogen sich bis weit ins Private hinein. So ist es auch nicht erstaunlich, dass in Luzern die CVP als Nachfolgeorganisation der katholisch-konservativen Bewegung bis zu den letzten nationalen Wahlen die wählerstärkste Partei war.
In den letzten Jahren spielten sich in Luzern aber Dinge ab, die nach dem Abflauen des Kulturkampfes den Beginn eines Kulturbruches erkennen lassen. 1990 entschied das Bundesgericht, dass Kruzifixe – nicht aber Kreuze! – als Ausdruck des katholischen Glaubens aus den Schulzimmern entfernt werden müssen. 2001 wurde der Luzerner Kantonsratssaal renoviert und das Kreuz entfernt. Auch aus den Kantons- und Bezirksgerichten wurden alle Kreuze verbannt. Aber nicht nur der Kanton Luzern, auch die ehemals stolze CVP distanziert sich von ihren Wurzeln. So entbrennen innerhalb der CVP immer wieder Diskussionen, ob das C aus dem Parteinamen und Parteiprogramm getilgt werden sollte.
Bei der Entfremdung zu den eigenen weltanschaulichen Wurzeln blieb es aber nicht. Die geistige Leere wurde durch eine Vorzugsbehandlung alles Fremden kompensiert. Bei der CVP geschah dies mit der Gründung einer Kosovaren-Sektion, die der Partei frisches Blut und neue Stimmen bringen sollte. Im Kanton Luzern wurde dies ersichtlich, als im letzten Jahr ein altgedienter Religionslehrer von der Katholischen Kirchgemeinde ein paar Jahre vor seiner ordentlichen Pensionierung Knall auf Fall entlassen wurde. Der Grund: Ein junger Muslim hatte sich über den Lehrer beschwert und behauptet, dieser äussere sich kritisch zu gewissen Aspekten des Islams. Damit nicht genug. Jetzt preschen die Luzerner Schulen nochmals vor und stellen, auf Forderung von jungen Muslimen, Gebetsräume an den Schulen Biregg und Hubelmatt zur Verfügung.
Diese Entwicklungen machen mir Sorgen. Unsere Gesellschaft ist im Begriff Schritt für Schritt ihre eigene Identität und Wurzeln aufzugeben. In einem Anfall von angeblicher Toleranz entfernen wir uns von den Werten, die uns stark gemacht haben. Dass die Regierung und insbesondere der CVP-Bildungsdirektor Reto Wyss nicht klar Gegensteuer geben, zeugt nicht von Stärke. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Frust über diese Vorgänge bei vielen Bürgern sehr tief sitzt.
Solche Auswüchse brauchen wir nicht – weder in Luzern noch sonstwo! Ich wünsche mir eine Regierung und Schulen, die wieder zu unseren Werten stehen und selbstbewusst auftreten.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsSehr geehrter Herr Grüter
Als frischgewählter NR sollten Ihre Artikel eigentlich unter den Politiker-Blogs aufgeführt sein. Oder stört es Sie, der von C.B. verpönten Classe politique anzugehören?
Sehr geehrter Herr Murer, danke für diesen Hinweis. Ich weiss nicht wie man hier in die Politiker Blogs kommt. Das war zum Mindesten keine Absicht meinerseits dort nicht präsent zu sein. Beste Grüsse Franz Grüter
Sehr geehrter Herr Grüter
Besten Dank für Ihr promptes Feedback.
Freundliche Grüsse
Beat Murer
Herr Murer ich möchte mich an dieser Stelle bedanken für ihre Artikel in Vimentis. Sie sind immer ein Highligt und regen zum Nachdenken an. Sie haben immer meine Zustimmung. Ganz herzlichen Dank