Was hörten wir diese Woche zum Öffentlichen Verkehr? „Die Preise werden mehr steigen als die Teuerung“ und „uns ist es ein Anliegen, dass sich der Strassenverkehr im gleichen Ausmass verteuert“: So liest sich der politische Bankrott.
Angeblich, so heisst es, bekomme der Kunde ja „auch ständig mehr“ – was stimmt: Immer mehr Verspätungen, immer mehr Ausfälle von Klimaanlagen, immer mehr Gedränge und immer mehr Unterbrüche der Mobilkommunikation. Und zwar nicht in den Spitzkehren des Albula, sondern auf offener Strecke zwischen Zürich und Bern.
Natürlich: Wenn man Verkehrspolitik – oder noch besser: Eisenbahnpolitik – isoliert betrachtet, dann ist das alles logisch. Die Kapazitäten der Trasse und des Rollmaterials sind fast ausgereizt, Unterhalt und allfälliger Ausbau sind enorm teuer, also spielt der Markt: Steigende, erst recht aber zu hohe NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... führt zu höheren Preisen. Und weil man nicht will, dass damit allzu viele abspringen (denn dann müssten die Tarife ja wieder fallen), steigert man die Preise beim Wettbewerber gleich mit. Wenn man der Staat ist, kann man das. Und es ist ja auch sinnvoll: Autos schaden der Umwelt. Also rauf mit allen Preisen, dann sind vom Bähnler bis zum Botaniker alle glücklich.
Nur: Eigentlich gäbe es ganz andere, völlig neue Ideen. In Amsterdam etwa versucht man den überbordenden Pendlerverkehr mit «Smart Work Centres» – Bürogebäuden in Kleinstädten – beizukommen. Die ArbeitnehmerArbeitnehmer ist, wer in einem Arbeitsverhältnis steht und ... können in der Nähe ihres Wohnsitzes arbeiten und sind doch in ein professionelles Arbeitsumfeld eingebettet. In dieselbe Kategorie gehören all die Möglichkeiten der modernen Informations- und Kommunikationstechnologie: Es lässt sich nicht jede echte Sitzung durch ein virtuelles Treffen ersetzen, etliche aber schon; wer hat nicht schon Stunden seines Lebens damit verbracht, zu bestens bekannten Leuten zu reisen, um lauter bestens bekannte Dinge zu bereden? Das geht weiss Gott auch von ferne.
«Umdenken!» ist ein heute gern gehörter Ruf. Allein – quer durchs Alphabet, von den Autos und der Bahn über die Energie und die Gesundheit bis zum Verkehr kommt der Politik dazu in der Regel zuerst nur eines in den Sinn: «Teurer muss es werden!» Schade eigentlich, denn das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Das Arsenal der Möglichkeiten des Innovationsstandorts Schweiz ist wahrlich weit grösser. Darum: Wenn die Phantasie noch knapp bis zum Geld reicht, ist Politik bankrott. Die Schweiz braucht einen Satz neue Köpfe.
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Kommentare anzeigen Hide commentsIhr Lösungsansatz würde auch in der Schweiz funktionieren, wenn wir nicht ständig die Verkehrsengpässe mit viel Geld beseitigen würden. Lassen wir doch die PendlerInnen im Stau stecken! Irgendwann würden die Unternehmungen und die PendlerInnen merken, dass sie mit der Verlagerung des Unternehmungsstandorts resp. des Wohnorts auch etwas zur Reduktion der Mobilität in Spitzenzeiten beitragen könnten.
Na ja Herr Schneider, wenn ich kein Platz mehr in der S-Bahn habe werde ich Sozialhilfebezüger, müsste mein Name dann aber vorher auf Grimovic abändern, dann bekäm ich eh mehr als ich heute verdiene und alles noch Steuerfrei!
Mark A. Saxer,
Smart Work Centres hatten wir alles schon einmal. Bankfilialen in den grösseren Orten, und dann plötzlich in jedem Dorf.
Dann errechneten ein paar „sehr Kluge“, dass man sich Kosten ersparen könnte, an Mieten, Unterhaltskosten, plus Personalkosten, plus die Leute mit mehr Arbeit eindecken, und die „Alten Teuren“ feuern könne!
Man hat Firmen sozusagen zu „Kindergärten“ umgebaut, die Soziale, Moralische plus Ethische Kompetenz inklusive sehr viel Fachwissen gingen flöten, sprich wurden zu Burn-Outs und Sozialfällen.
Heute bekommt man auf solchen Gebieten Banken, Versichrungen, Krankenkassen und der gleichen nur noch unqualifiziertes Personal vorgesetzt, die irgendwelche Tools und Produkte verramschen wollen.
Gut, ob es der Richtige Zeitpunkt ist, jetzt in dieser Krise neu anzufangen, mol doch, es ist immer der richtige und der falsche Zeitpunkt.
P.S. wenn man dezentrale Smart Work Centres aufbaut, kriegt man ja möglicherweise die den Einen oder Anderen Ausgesteuerten wieder für ein paar Stunden an einen Arbeitsplatz.
Ich freue mich darauf, dann wieder kompetenten Bankfachleuten gegenüber zu sitzen.