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Buchpreisbindung: Sonderfall Schweiz

Die Schweiz ist auf dem Buch­markt ein Son­der­fall. Als wahr­schein­lich ein­zi­ges Land in Eu­ropa im­por­tie­ren wir rund 80% un­se­rer Bücher aus dem Aus­land. Das von uns oft so hoch­ge­lobte Kul­tur­gut Schwei­zer Buch hat bei uns also be­reits heute nur noch einen Markt­an­teil von rund 20%. Diese gilt es zu schützen da sind wir uns alle ei­nig!

 

Was aber ist die Wirkung der Buchpreisbindung? Sie legt eine Untergrenze für sämtliche Bücher fest was somit in einem ersten Schritt alle Preise für Bücher erhöht. Jedoch das Bestseller Buch von einem Preis von vielleicht CHF 15.- auf CHF 20.- und das Schweizer Buch von CHF 18.- auf CHF 20.- (fiktive Preise). Somit machen die Buchhändler zwar mit dem Schweizer Buch CHF 2.- mehr Gewinn jedoch mit dem Bestseller sogar CHF 5.- Gewinn. Da viele Bestseller aus dem Ausland kommen muss man wohl nicht lange darüber nachdenken wohin die vom Schweizer Bürger sauber verdienten CHF 5.- hingehen. Sie gehen direkt in ausländische Grosskonzerne, welche sich genüsslich die Hände reiben.

 

Der grosse Effekt der Befürworter, dass durch gleiche Preise mehr Schweizer Bücher gekauft werden entspricht wohl auch nur der halben Wahrheit. Schliesslich kauft man ein Buch in erster Linie aufgrund des Interesses und nicht aufgrund des Preises. Oder hätten Sie Harry Potter etwa nicht gekauft nur weil er CHF 5.- teurer gewesen wäre?

 

Die Buchpreisbindung wird im Endeffekt die Schweizer Bücher ein kleinwenig unterstützen. Der Löwenanteil dieser Subvention fliesst aber ins Ausland. Hätten wir 80% inländische Bücher und 20% ausländische Bücher würde ich diesem Gesetz sofort zustimmen aber in der Schweiz funktioniert das leider nicht. Zusammen mit dem Fakt, dass bei diesem Gesetz der Onlinehandel und die E-Books fehlen oder unklar geregelt sind kann man dieses Gesetz unmöglich befürworten. Kulturförderung ja – aber nicht so!

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Buchpreisbindung: Sonderfall Schweiz
  • Februar 13, 2012

    Herr Winzap. Bei ihrem Beitrag fragte ich mich nach den Lohn-, Miet- und anderen Kosten des Schweizer Buchhandels im Vergleich zu den ausländischen. Kommt wirklich dann das ganze dann den ausländischen Konzernen zu Gute oder nicht eher auch den sowieso schon im Tieflohnsegmet wirkenden Buchhandlungen in der Schweiz? Auch fragte ich mich während dieser Debatte, wer denn alles den Film “You’ve got mail” gesehen hat (in diesem kann man den Unterschied zwischen kleinen und grossen Buchhandlungen sehen). Dass die Einkaufsrabatte für kleinere Buchhandlungen, welche kleinere Mengen nehmen nicht gleich ist wie beim “Grosseinkauf” sollte auch klar sein (erlebe ich bei meinem Arbeitgeber!). Ebenso erlebe ich die Möglichkeiten der “Quersubventionierun​g” zwischen Bestseller und anderen…. Wenn Menschen günstige Bücher wollen und deshalb diese dann direkt beim Discounter oder anderen Anbietern beziehen, so ist es ihr recht. Doch so stehen Qualität und Jobs auf dem Spiel mit dem ganzen möglichen Rattenschwanz. Dass die Preise ohne Buchpreisbindung steigen, ist auch erwiesen. Entsprechendes kann man diesbezüglich nachlesen und auf Richtigkeit überprüfen. Deshalb kommt meinerseits sicher ein “Ja” zur Buchpreisbindung. Und ja, ich erlebe auch in meinem Job wie die Buchhandlungen erfinderisch sind um auf diesem Markt bestehen zu können. Auch wenn mehr nun über E-Books etc. laufen wird (oder Bücher übers Internet auf den Reader geladen werden können (nachdem gekauft), so wird dies nie das Buch ganz ersetzen können (Schule, Urlaub am Strand u.a.m.)…. Sie sehen, meine Meinung ist gemacht und ich denke, die Meinung vieler hier Schreibenden und Lesenden auch.

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    • Juli 19, 2021

      Liebe Frau Sägesser, eines gleich vorweg: Ich habe “You’ve got mail” gesehen und mitgefiebert, mitgelitten und mich mitgefreut. Die Geschichte lebt doch gerade davon, dass die Meinungen eben nicht gemacht sind. Am Ende müssen beide über ihren Schatten springen, damit sie ein Kompromiss finden.
      Der Nostalgie willen können wir uns als Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten doch nicht hinters Licht führen lassen.
      Kleine unabhängige Buchläden sterben leider auch aus anderen Gründen: steigende Mietpreise in den Innenstädten, fehlende Nachfolgeregelungen, Banken, die nicht gerne Kredit geben etc. Das bedaure ich auch. Trotzdem will und kann ich als Leseratte dafür nicht die Zeche bezahlen.

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    • Juli 19, 2021

      Liebe Pina Beer. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Freut mich, dass Sie den Film gesehen und mitgefiebert haben. Auch wenn die Gründe vielfältiger sein können betr. dem Sterben von kleinen Buchhandlungen so kann man steigende Mitzinse durch Verkäufe abfedern, ungerechtfertigte Erhöhungen bekämpfen etc….. Dass für Banken Buchhandlungen unsicher sein können bezgl. Kredigvergabe mag auch richtig sein. Gegen was ich jedoch ankämpfen möchte ist u.a. der Stellenerhalt hier in der Schweiz. Gegen “Geiz ist Geil-Mentalität” inkl. Abwanderung der Einkäufer ins Nachbarland und gegen dadurch verursachte erhöhte Abgaben bei den Sozialversicherungen,​ MwSt etc. Auch ich versuche mich nicht hinters Licht führen zu lassen und schaue verlockendes entsprechend an inkl. den möglichen Rattenschwänzen. Gerade um der Nostalgiewillen möchte ich nicht, dass kleine Buchläden wie die Post zu einem Kiosk verkommt. Dies heisst nicht, dass ich mich neuem verschliesse. Doch ich sehe nebst Online-Büchern, welche man einfach kaufen und runterladen kann noch die Entwicklung betr. Schutzmassnahmen von ACTA http://www.20min.ch/d​igital/webpage/story/​Was-Sie-ueber-ACTA-wi​ssen-muessen-24149603​ – als Denkanstoss….

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  • Februar 13, 2012

    Nachtrag: Man bedenke dazu die Währungsschwankungen und sowieso “Hochpreisinsel Schweiz”….

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