Mit Interesse lese ich alle die Artikel über meine Ratskolleginnen, die medial ihre Schwangerschaft ankünden: bei der SP gibt es mit Ursula Wyss und Pascale Bruderer gleich ein Duo. Und ich bin immer gespannt, wer als nächstes schwanger ist. Ich freue mich, dass über unsere jungen Nationalrätinnen und ihre Schwangerschaften gesprochen und geschrieben wird. Dies ist ein gutes Zeichen, dass wir die Forderung der Vereinbarkeit von Beruf / Politik und Familie auch im Parlament erfolgreich umsetzen wollen. Und zudem ist es ein Zeichen, dass in der Politik nicht mehr nur ältere Männer das Sagen haben. Vor 13 Jahren galten schwangere Politikerinnen noch als „Exotinnen“. Die Öffentlichkeit kümmerte sich nicht gross darum. Mein Sohn kam 1997 als erstes Sessionsbaby des Nationalrates zur Welt.
Am 2. Oktober 1997 kam mein Sohn auf die Welt, Mitten in der Herbstsession. Bis am 1. Oktober Mittag war ich noch voll in der Debatte um die Revision des Raumplanungsgesetzes involviert. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich dann am Abend den Schluss der Sitzung kaum mehr erwarten konnte, weil es mir nicht mehr wohl war beim Sitzen. Doch Bundesrätin Dreyfuss wollte und wollte nicht fertig werden mit ihrer Rede… Am Morgen darauf erblickte mein Sohn das Licht der Welt, und ich schaute vom Spitalbett auf das Bundeshaus, wo meine Kolleginnen und Kollegen am Tagen waren. Julian war das erste Sessionsbaby, noch nie gebar eine Parlamentarierin ein Kind während einer SessionDer Begriff Session stammt aus dem Lateinischen (sessio) und.... Weil man mir meine Schwangerschaft nicht so gut ansah, wussten viele nichts von meiner Schwangerschaft. Cécile Bühlmann, die damalige Fraktionspräsidentin, musste sich bei der Ratspräsidentin sogar dafür einsetzen, dass sie die Geburt meines Sohnes den Nationalratskolleginnen und –kollegen überhaupt mitteilte. Damals galt noch die Haltung, dass man über persönliche Dinge den Rat nicht informieren würde ausser bei Todesfällen… Stillende Mütter waren damals im Bundeshaus nicht vorgesehen. Ich stiess bei meinen Ratskollegen auf Unverständnis: das Bundeshaus sei nicht der richtige Ort zum Stillen. Ich freue mich, dass heute schwangere Nationalrätinnen „gang und gäbe“ sind, und dass wir nun auch eine finanzielle Regelung für die Mutterschaft der Parlamentarierinnen haben. Denn das gab es 1997 nicht. Ich freue mich, dass es 13 Jahre später je länger je mehr eine Selbstverständlichkeit ist, dass auch Politikerinnen Babys bekommen und nicht auf ihr Amt verzichten.
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Kommentare anzeigen Hide commentsSehr geehrte Frau Teuscher,
Schön, dass junge Parlamentarierinnen versuchen, dem Geburtenrückgang in der Schweiz die Stirne zu bieten. Aber erlauben Sie mir dazu eine Bemerkung: Nicht nur Politikerinnen gebären Kinder!
Wenn wir schon beim Thema sind, dann müssen wir uns doch auch fragen: Warum schlittern wir – trotz dieser Geburten – in eine alternde Gesellschaft? Und – wie zimmern wir soziale Sicherheit in einer ergrauenden Gesellschaft?
Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen wir bereit sein, einen grundlegenden Wandel anzustreben. Gesellschaft und Politik gehen allzu selbstverständlich davon aus, dass Wohlstand und Stabilität in Zukunft fortgeschrieben werden kann. Ich kann diese Meinung nur bedingt teilen. Ich glaube, dass eine ganze Reihe fundamentaler Herausforderungen vor uns liegen, die wir bewältigen müssen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob die Politik diesen Herausforderungen tatsächlich gewachsen ist.
Das Wort „Reform“ verströmt derzeit keinen guten Klang. Sind wir überhaupt noch reformfähig? Ein Satz aus Lampedusas Roman „Der Leopard“ lautet: „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern.“ Wir – und damit schliesse ich die Politik mit ein – dürfen den Willen zu Reformen nicht aufs Spiel setzen. Stehenzubleiben, wäre fatal!
Mit freundlichen Grüssen,
Willy Burgermeister
Frau Teuschers Äusserungen über das Kinderkriegen von Parlamentarierinnen
sind natürlich kaum erheblich; was sollen wir damit anfangen? Zwei Punkte haben
mich indessen aufmerken lassen: Wollte sie tatsächlich ihren Säugling während
der Session stillen, und musste man sie auf diese Unangemessenheit aufmerksam
machen? Dies würde mich bei einer Grünen nicht gross verwundern! Und erhalten Parlamentarierinnen nebst ihren ohnehin viel zu hohen Bezügen sogar noch zusätzliche Gelder, wenn sie Mütter geworden sind?
Liebe Frau Teuscher
Tut mir leid – so schön es auch für Sie als Person sein mag ein Kind zu kriegen – ein relevanter Beitrag ist das nicht.
Sie werden auf dieser Seite geführt weil Sie als Politikerin gewählt sind und deshalb interessieren mich Ihre Lösungsvorstellungen zu angesagten Themen. Sätze wie “Weil man mir meine Schwangerschaft kaum ansah..” usw. sprechen mich dabei so gar nicht an.
Freundliche Grüsse
Thomas Niedermann
@Thomas Niedermann: ich verstehe gut, dass Ihnen die Politik näher liegt als die privaten Angelegenheiten. Manche Leute wollen hingegen wissen, wer hinter der Politikerin Franziska Teuscher steckt. Daher habe ich beim Blog auf meiner Website zwei Kategorien: Politik und Alltägliches. Der Blog “Sessionsbaby” stammt aus der zweiten Kategorie. Ich kann Sie auch beruhigen: Fast alle Blogs haben ein politischs Thema zum Inhalt. Vergewissern Sie sich selber: http://www.franziskateuscher.ch
@Urs Gassmann: Parlamentarierinnen bekommen seit ein paar Jahren eine Entschädigung für den Ausfall der Taggelder während des Mutterschaftsurlaubes. Aber keine Sorge: ein Taggeld beträgt 400 Franken. Es versteht sich von selber, dass mein Kind auch während eines Sessionstages gestillt werden muss. Von daher freue ich mich, dass die jungen Mütter jetzt Platz dafür im Zimmer der Nationalratspräsidentin erhalten haben. Ich machte das jeweils in einem abgelegenen Gang – ganz diskret.
@Willy Burgermeister: 100% mit Ihnen einverstanden. Die Schweiz muss sich weiter entwickeln, für mich in einer nachhaltigen Richtung. Zum Wohl von uns und unserer Kinder
Politik ist dazu da, Kinder zu kriegen, zu stillen, im Bund etwas Kindegarten zu inszinieren und von den aktuellen Problemen abzulenken. Die Dofen wollen Energiedrinks verbieten, andere wollen 16 jährige Kids das Wahlrecht geben, viele wollen neue Steuern und Abgaben erfinden, aber die Meisten sind stolz darauf Juristenfutter, mit möglichst viele und unnützen Gesetzen, zu produzieren.
Auch hat man den Ergeiz möglichst viele neue unnütze Bundesämter und Abteilungen mit möglichst aufgeblasenem Beamtenapparaten zu installieren.
Man hat auch den Ergeiz unser Ausbildungs- und Schulsystem mit möglichst vielen und verdummenden Reformen zu bodigen um danach zu Jammern es fehlen Fachkräfte, man wolle diese Importieren mit der Personenfreizügigkeit, erspart dem Staat und der Wirtschaft hohe Ausbildungskosten, weil sonst Niedergelassene und Schweizer ausgebildet werden müssten.
Nun diese stillenden Mütter haben die Gewissheit, dass ihren Kindern mit ihren Politiker-Beziehungen und Einkommen eine gute Ausbildung garantiert ist.
Frau Teuscher ich bin zu Tränen gerührt über Ihre goldige Geschichte!
Soll ich das jetzt als Aufforderung verstehen mich hier ebenso über die Geburt meines Sohnes zu verbreiten (wohl nicht nur in meinem Falle ohne Taggelder und ohne die geburtsverzögernde Einwirkung von Frau Dreyfuss)?
Seit es Parlamentarierinnen gibt ist es wohl normal das diese auch Kinder bekommen, wenn auch – im Unterschied zu den meisten anderen Müttern auf privilegiertere Art.
Was also soll uns Ihr zu Herzen gehendes Geschichtlein hier auf dieser Plattform sagen? Fühlen Sie sich angesichts des jetzigen “Schwangerschaftsbooms” in Bern irgendwie zurückgesetzt, weil man Sie früher damit nicht so beachtet hat?
Ernsthaft: Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was Ihre Berichterstattung hier aussagen soll – ausser das Frauen Kinder kriegen!!!!
PS: Wann dürfen wir mit dem ersten Laufgitterchen im Ratssaal rechnen?
Super Frau Teuscher!
So hat Bundesbern doch auch zukünftig Ergebnisse vorzuweisen ,die Hand und Fuss haben! 😉 Kommt ja eher selten vor!
@Hans P. Grimm und F. Keller: Wenn Sie sich nicht für die private Seite einer Politikerin interessieren, ist dies durchaus ok. Mich interessieren in Beruf und Politik eben immer auch die Personen. Von daher freue ich mich, dass es im Bundeshaus schon bald wieder Nachwuchs gibt. Oder eben wie Roger Villiger treffend sagt: es soll auch im Bundeshaus ab und zu etwas geben mit Hand und Fuss 😉
Frau Teuscher, ich bin als Steuerzahlerin in erster Linie daran interessiert, dass die Parlamentarier in diesem Land ihren Job richtig machen!