Familienergänzende Kinderbetreuung erhält in unserer Gesellschaft einen immer grösseren Stellenwert. Auf diese Entwicklung muss auch der Staat reagieren, und zwar aus finanziellen Gründen. Auf die gelegentliche Ideologisierung, wie sie oft damit verknüpft wird – egal ob von links (Früh-Prävention) oder rechts (keine Staatskinder!) – möchte ich hier nicht eingehen. Mein Vorschlag möchte lediglich ein eher schlecht funktionierendes Subventionsmodell durch ein besseres ersetzen.
Dank familienergänzender Kinderbetreuung können mehr Eltern im Erwerbsprozess verbleiben oder früher wieder darin einsteigen. Dies lohnt sich finanziell dreifach:
1. Bereits getätigte Ausgaben werden nicht ersatzlos „abgeschrieben“ weil die gute Ausbildung, die die Eltern genossen haben (und die bereits bezahlt wurde) nicht „für die Füchse“ war.
2. Ausgaben für SozialhilfeDie Sozialhilfe, auch Fürsorge genannt, sichert die Existen... können reduziert werden, wenn Eltern (z.B. Alleinerziehende) mit Erwerbsarbeit ein Einkommen erzielen können.
3. Mehr Steuereinnahmen dank mehr Erwerbseinkommen.
Genügend Gründe also, die familienergänzende Kinderbetreuung zu fördern – und wenn der Staat dies will, dann heisst das: subventionieren. Aber wie? Es gibt verschiedene Ansätze. Bisher am weitesten verbreitet hat sich das Modell „indirekte Subjektfinanzierung“. Auf dieses möchte ich jedoch nicht näher eingehen, würden doch die Nachteile den Rahmen hier sprengen… ausserdem möchte ich auch nicht unnötig langweilen.
Das andere Modell, in meinen Augen das tauglichere, gibt es aber auch schon. Es wird z.B. in Luzern seit über einem Jahr erfolgreich angewendet: Das Betreuungsgutschein-Modell. Es ist bestechend einfach, weil nahe liegend:
- Der Staat will die Eltern subventionieren, also gibt er die Subventionen direkt an die Eltern ab (um Missbrauch zu vermeiden in Form von Betreuungsgutscheinen).
- Die Eltern lösen ihre Betreuungsgutscheine beim Betreuungsanbieter ihrer Wahl ein.
- Die Betreuungsanbieter rechnen die erhaltenen Betreuungsgutscheine mit dem Staat ab.
Auftrag erfüllt: Der Staat hat die Kontrolle darüber wer wofür wie viel erhält und zusätzlich den positiven Effekt eines funktionierenden, bedarfsgerechten Betreuungsmarktes.
Die Eltern können frei wählen, ob – und wenn ja, wo – sie ihre Kinder betreuen lassen.
Die Betreuungsanbieter können kostendeckend arbeiten und erhalten endlich den Anreiz, auf die NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... zu reagieren: Ein bedarfsgerechtes, flächendeckendes AngebotAls Angebot im ökonomischen Sinn wird allgemein die angebot... kann entstehen.
Weil es bei uns jedoch verschiedene Ebenen gibt, die hier „mitmischen“, im Folgenden noch meine Vorschläge, wie diese Vision als Ganzes funktionieren könnte:
Gemeinden und Kanton(e): sprechen und finanzieren (wie bis anhin die indirekte Subjektfinanzierung) neu die Betreuungsgutscheine.
Der Bund bietet, bis der Markt sich genügend etabliert hat, weiterhin eine Starthilfe für neue Betreuungsangebote in Form von einer befristeten, degressiven Anschubfinanzierung.
Und zu guter Letzt noch ein Vorschlag, der helfen soll die Konsistenz herzustellen: Es scheint nicht ganz logisch, wenn einerseits die familienergänzende Kinderbetreuung (als unvermeidbare Berufsauslage) mit Steuergeldern direkt subventioniert wird, gleichzeitig aber nicht als Berufskosten bei der Steuererklärung abgezogen werden kann. Oder zumindest nicht annähernd in der effektiven Höhe.
Also wäre noch eine Änderung im Steuergesetz zu begrüssen: Die selber getragenen Kosten sollen (nach Abzug der Betreuungsgutscheine und entsprechend dem Arbeitspensum) als Berufskosten in der effektiven Höhe abgezogen werden dürfen. Familienergänzende Kinderbetreuung ist in der Regel eine direkte Berufsauslage. Warum also soll sie gegenüber den anderen Berufskosten (Arbeitsweg, Verpflegung, Kleidung, Weiterbildungen etc.) anders behandelt werden?
Mit der Umsetzung dieses Modells würde sich der staatliche Aufwand enorm reduzieren. Ebenfalls ein grosser administrativer Aufwand würde bei den Betreuungsanbietern wegfallen. Es gäbe nur Gewinner und alle könnten ihre Funktion und Kompetenz wahrnehmen:
Der Staat wird wieder Subventionsgeber und hat die Kontrolle (das Kinderbetreuen ist eigentlich ja nicht so seine Sache)
Die Betreuungsanbieter können sich wieder auf die Kinderbetreuung konzentrieren (Steuerunterlagen beurteilen und Subventionen sprechen ist nicht so ihr Ding)
Die Eltern bekommen die Kompetenz, zu entscheiden, welche Betreuung sie ihren Kindern angedeihen lassen wollen und können das AngebotAls Angebot im ökonomischen Sinn wird allgemein die angebot... mit ihrer NachfrageAls Nachfrage im (mikro)ökonomischen Sinn wird allgemein di... steuern.
Ein nachhaltiges Modell eben.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsIch frage mich, weshalb nicht auch Eltern, welche die Kinder selbst betreuen, von den gleichen Subventionen und Steuerabzügen profitieren sollen.
Geben wir den Eltern ein anständiges Kindergeld und lassen dann diese selbst bestimmen, wie ihr Lebensmodell aussieht. Gerne würde ich aber das Kindergeld an minimalen Leistungskriterien wie Spracherwerb und Integration knüpfen.
@ Keller
Bravo – voll ins schwarze getroffen !
Viele Leute bringen ihre Kinder nicht in die Krippe weil sie arbeiten MÜSSEN, sondern weil sie sich, auch mit Kind, möglichst viel Luxus leisten wollen.
Dies auf Kosten des Kindes und der Steuerzahler.
Das erklärt die Damen im chicen Anzug, die ihre Kinder im Touareg oder X5 zur Krippe chauffieren.
Was heisst der Staat?
Ich wehre mich einfach dagegen, wenn Komunale- oder Kantonale Aufgaben an den Bund geschoben werden. Kinderbetreuung, Kindergärten, -Horte sind Konunale Aufgaben und sind von dort zu finanzieren.
Im Übrigen halte ich nichts davon, weil es in diesem Postulat nicht um die Kinder geht sondern nur wie Eltern am bequemsten ihre Kids abschieben können.
Man sollte in solchen Angelegenheiten sich viel mehr um die direkt betroffenen, die Kinder kümmern!
Wenn aber der BR mit seinen blöden Ideen, dass Betreuung von Enkeln Bewilligungspflichtig und es einen Fähigkeitsausweis dazu braucht, zeigt es mir, dass die Politik gar kein Interesse an guter Kinderbetreuung hat sondern einfach die Kids nur in seiner, staatlichen Obhut will um sie mit verblödender z.B. Genderideen von den Menschen und der Gesellschaft entfremden, vielleicht auch um sie dann auch mal als Denunzianten ihrer Eltern zu missbrauchen!