“Managed Care” wird oft in einem Wort mit “Verzicht auf freie Arztwahl” genannt. Das ist ein Missverständnis. “Managed Care” heisst “koordinierte Behandlung”. Was im Spital sonst längst Alltag ist, dass verschieden erfahrene und spezialisierte Ärztinnen zusammen arbeiten, ist im Praxisalltag noch kaum umgesetzt. Hausärztinnen haben keine runden Tische oder Rapporte, um die Probleme ihrer Patientinnen diskutieren zu können und beste Behandlungswege zu finden. Managed Care erlaubt gerade dies!
Der Patient wählt frei seine Hausärztin. Gleichzeitig verpflichtet er sich, die Hausärztin bei Gesundheitsproblemen immer zuerst zu kontaktieren, damit diese zusammen mit ihm die optimale Behandlung koordinieren kann. Dabei kann der Patient Spezialärztinnen und Spital immer noch frei wählen. Die Hausärztin koordiniert im Hintergrund und bespricht sich mit den weiteren behandelnden Ärzten. So können allein durch Verhinderung unnötiger (aber oft nicht ungefährlicher) Behandlugnen oder von Doppelbehandlungen 5 – 10% Kosten eingespart werden. Die eingesparten Kosten werden weiter gegeben: 1. an den Patienten in Form eines Prämienrabattes und einer erniedrigten Kostenbeteiligung., 2. an das Hausarztnetz, damit die beteiligten Ärztinnen ihre Behandlungsqualität professionell verbessern können. Für mich ein zukunftsweisendes Modell!
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Kommentare anzeigen Hide commentsSehr geehrte Frau Gilli, das ist wieder so eine blauäugige Aussage. Ich vertraue meinem Hausarzt seit Jahren und wurde stets gut und effizient beraten und behandelt. Also warum sollen die Menschen das aufgeben, nur weil ANGEBLICH damit Kosten gespart würden. Billiger als ein Hausarzt können auch die nicht arbeiten.
Feststellen kann man nur, dass BR Burkhalter nichts besser macht, als alt BR Couchepin.
Sehr geehrter Herr Widmer
ich habe braune Augen, bin selbst Hausärztin und Mitglied eines Ärztenetzes mit Budgetmitverantwortung. Ich spreche aus eigener Erfahrung.
Sehr geehrter Herr Widmer
Sie können Ihren Hausarzt mit Managed Care weiterhin besuchen, profitieren soger von einer tieferen Kostenbeteiligung. Falls Sie einmal einen Spezialisten brauchen, wird Ihnen Ihr Hausarzt einen solchen empfehlen. Genau so funktioniert Managed Care.
Sehr geehrte Herr Fritschi. Managed Care ist ein weiterer Eingriff des Staates in die persönliche Freiheit. Jeder der seinem Hausarzt treu bleibt wird finanziell bestraft und eingespart wird dabei absolut nichts!
Wenn ich einen Spezialisten brauche werde ich auch vom MC an ihn verwiesen und beide wollen bezahlt sein. MC auch nur für die Überweisung, ohne weiteres zu tun. Wo liegt da der Unterschied zum Hausarzt, der genau dasselbe macht?
Koridinierte Behandlung? Von wegen!
“Managed Care” ist nichts anderes, als die Idee der Krankenkassen, aktiv in die Behandlung des Patienten einzugreifen, um die Kosten zu senken. Der Versicherte wird gezwungen, einen von der Versicherung ausgesuchten Arzt aufzusuchen, der wiederum von dieser angehalten wird, nur wenn nötig eine Behandlung anzuordnen. Was heisst dies:
-Patient bekommt nicht die beste/passende Behandlung, sondern die biligste (betriff vor allem allgemein Versicherte).
-Alternative Medizin wird abgeschafft
-Arzttermin/Spitalbesuch nur wenn nötig, zuerst wird Patient (bei Grippe, Erkältung, Verletzungen, etc.) mittels Medikamenten ruhiggestellt.
-Nicht das Wohl des Patienten steht im Vordergrund, sondern die Kosten daraus.
Kurz: Managed Care sorgt dafür, dass die Einsparungen auf dem Buckel auf dem Patienten ausgetragen werden. Die Versicherungslobby im Parlament wird dafür sorgen, dass die Vorlage durchkommt. Denn damit schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits bekommt sie eine komplette Kostenkontrolle “ihres” Patienten, zweitens kann sie durch den Leistungsabbau bei den Allgemein-Versicherten, darauf hoffen, dass sich mehr Leute teurer “privat”-versichern lassen. Die Versicherungen werden daraufhin die Versicherungsnehmer zwingen, Managed Care zu übernehmen. Andernfalls gibts “Bussen” infolge höherer Prämien und Selbstbehalt.
Sehr geehrter Herr Manser
ich weiss, dass Sie Ihre Befürchtngen mit vielen teilen. Die bisherige Entwicklung bestätigte diese Befürchtungen aber nicht, im Gegenteil. Viele Netze wurden von frei praktizierenden ÄrztInnen gegründet. Sie verhandeln auf gleicher Augenhöhe mit den Krankenkassen. Zum ersten Mal in der Geschichte wird ihre Vernetzung und ihre Qualitätsarbeit entschädigt.
Die Gefahr der Unterversorgung besteht in denjenigen Netzen, die den Krankenkassen selbst gehören und die ihre ÄrztInnen anstellen. In der deutschsprachigen Schweiz sind das meist so genannte HMO-Zentren. Genau diese wirtschaftliche Abhängigkeit wird im neuen Gesetz verboten.
ÄrztInnen in Einzelpraxen, die teure PatientInnen behandeln, riskieren Wirtschaftlichkeitsverfahren von Seiten der Krankenkassen. Dies kann zu einer Risikoselektion auf Seiten des Arztes führen. In Netzwerken beteiligte Ärzte sind vor solchem Druck geschützt. Sie haben durch das Netz die Resourcen, ihre teuren und notwendigen Behandlungen zu belegen. Zudem stärkt ihnen das Netz den Rücken. Auch Krankenkassen können es sich nicht leisten, ihre PatientInnen wegen der Kündigung eines Netzvertrages an andere Kassen zu verlieren. Das Problem der Risikoselektion wurde im neuen Gesetz durch den verbesserten Risikoausgleich ebenfalls beseitigt.
Managed Care ist der beste und einzige Kompromiss, der in der Politik seit vielen Jahren gefunden wurde. Die Vorlage wurde während Jahren von ganz rechts bis ganz links getragen und entwickelt. Dies auf das Motto “Krankenkasse” zu beschränken, ist sehr einfach. Am Ende der Debatte haben Einzelkämpferinnen aus der SP das Referendum ergriffen, was ich nie verstehen werde, haben sie doch selbst während Jahren Managed Care als Erfolgsmodell beschrieben.