Im Glatttal sollen Wolkenkratzer gebaut werden. Sagt FDP-Kantonsrat Beat Walti – also einer, der an der Goldküste wohnt und seine gebauten Träume nie wird angucken müssen. Eine Million Menschen soll dort „untergebracht“ werden, schreibt 20 Minuten – richtig: „untergebracht werden“, nicht wohnen, oder gar leben. Der Platzbedarf sei gestiegen, und die FDP-Vision vermindere den Druck auf die dicht gebauten Gebiete, wird aus der NZZ am Sonntag zitiert.
Das mag sein. Und ja, es ist richtig, das Unkonventionelle zu denken. Es stellen sich allerdings ein paar Fragen. Beispielsweise wie sich diese Million „Untergebrachte“ fortbewegen soll. Auf den Strassen? Auf denen sich heute schon stundenlang nichts bewegt, so dass selber schuld ist, wer das Auto nutzt? Oder in den Zügen? Die den Knoten Effretikon heute schon aus allen Nähten platzen lassen? Welcher Flughafen wird ihnen zur Verfügung stehen? Das heute schon bestens ausgelastete Kloten? Oder wird die „Skyline Schweiz 2030“ den dortigen Flugbetrieb ganz abwürgen, weil entweder die Wolkenkratzer zu hoch sind, oder weil sie noch übertroffen werden von der Höhe des Stapels der Einsprachen gegen den plötzlich wahrgenommenen Fluglärm? Und: Wer genau soll die Vision samt aller nötigen flankierenden Massnahmen finanzieren?
Wie gesagt: Es ist richtig, das Unkonventionelle zu denken. Die FDP-Idee könnte eine gute sein, wenn die durchdachte Verdichtung des Wohnraums – eines Wohnraums, in dem man leben kann, und nicht bloss untergebracht wird – zum Schutz der Natur führt, der planlosen Zersiedelung Einhalt gebietet. Aber ein paar vernünftige Antworten müssen noch nachgereicht werden. Es sei denn, das sei alles nur Wahlkampf und Kürze wieder für vier Jahre vergessen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsZersiedelung der Schweiz bekämpfen: Das geht nur mit einem Einzonungsstopp auf nationaler Ebene!
Ein Einzonungsstopp für Bauland, wie ihn die Landschaftsschutzinitiative vorsieht, ist das einzig wirksame Mittel, um die Zersiedelung langfristig in den Griff zu bekommen. Falls der Siedlungsdruck auf die Agglomerationen anhalten sollte, sind die Agglomerationsgemeinden gefordert, die Bauzonenbestimmungen so anzupassen, dass qualitativ hochwertiges, verdichtetes Bauen rasch möglich wird. Wenn die Landgemeinden zum Wohnen unattraktiv sind, wird dort der Siedlungsdruck auch bei relativ tiefen Baulandpreisen und grossen Bauzonenreserven bescheiden bleiben.
Das Dümmste wäre es, die in den letzten Jahren erfolgte starke Zuwanderung in die Zukunft fortzuschreiben, eine solche Trendprognose als Zielvorgabe zu nehmen und die letzten Grünflächen in den Agglomerationen zu überbauen. Nur mit einer Verknappung des Baulands und steigenden Baulandpreisen ist eine Siedlungsverdichtung hinzukriegen. Wenn das heute übermässige Bevölkerungswachstum dadurch gebremst würde, wäre das auch kein Schaden.
Bauland aufgebraucht: Höchste Zeit umzudenken!
Während sich die EU-Länder anschicken, ihre Banken- und Staatsfinanzkrisen zu bewältigen, muss sich die Schweiz wappnen gegen den übergrossen Zustrom von Unternehmungen und Arbeitskräften, die vor den Krisenfolgen ihrer Länder in die Schweiz fliehen. Die Schweiz darf aufgrund dieser Zuwanderung weder in die Breite noch in die Höhe wachsen. Es soll weder eingezont noch aufgezont werden. Im bestehenden Siedlungsgebiet soll die Lebensqualität erhalten bleiben, auch wenn das auf Kosten von einigen Prozenten an BIP-Wachstum gehen sollte.