1. Sonstiges

-Veränderung-

Martin Hei­deg­ger schreibt in sei­nem Werk «­Sein und Zeit»: «Warum ist ü­ber­haupt Sei­en­des und nicht viel­mehr Nichts?“ Die­ser Satz ist vie­len bekannt.

Allein diese Frage, mag für sich gefragt werden, oder sie kann, als Frage unerkannt, nur durch unser Dasein oder von uns mit irgendwelchen Vorwänden unterdrückt werden, aber sie ist nicht die Frage, die wir zeitlich unter den Fragen zuerst fragen. Weiter schreibt er:

„Der Bereich dieser Frage hat seine Grenze nur am schlechthin nicht und nie seienden, am Nichts. Alles was nicht Nichts ist, fällt in die Frage, am Ende sogar das Nichts selbst; nicht etwa deshalb, weil es Etwas, ein Seiendes, ist, da wir doch von ihm reden, sondern weil es das Nichts „ist“.

Ich denke, wir selbst haben ihn, aufgrund unserer Erfahrung geschaffen. Diese Erkenntnis könnte darauf zurückgehen, dass zum Beispiel Dinge in einem gegebenen Raum vorhanden sind und auch entfernt werden können. Aber wenn wir aus einem Zimmer beispielsweise alle Gegenstände entfernen, bleibt deshalb noch kein Nichts zurück, weil wir für das Verbliebene eine Definition haben: „Die Luft.“ Entfernen wir auch die Luft, so sprechen wir merkwürdigerweise nicht vom Nichts, sondern benennen den neuen Zustand mit einem Wort, das speziell das Fehlen zum Ausdruck bringt: „Dem Vakuum.“ Etwas abstrakt, aber können wir das ganze Zimmer entfernen, samt seinem Vakuum?

Ein Nichts ist doch daher nicht nur unvorstellbar, sondern wenn man es sich genau überlegt, ohne ein begrenzendes Etwas gar nicht möglich, ebenso wenig ist ein Loch ohne Umgebung nicht vorstellbar! Mit dem Ausdruck „Nichts“ können wir nur das Fehlen definierter Dinge verknüpfen, fehlen aber können Dinge nur, wenn sie irgendwo, in irgendeiner Weise existieren.

Wie sieht es mit der Zeit aus, eine Zeit ohne Veränderung, genauer gesagt gegen die Möglichkeit eines „zeitlichen Vakuums“, in dem absolut nichts geschieht. Würde jede Veränderung aufhören, würde ich aufhören, das Vergehen von Zeit zu bemerken. Das ist meiner Meinung nach unwiderlegbar und das einfachste. Etwas zu bemerken heißt eine Veränderung im geistigen Zustand durchzumachen. Wenn jede Veränderung aufhört, dann hört auch jede Erfahrung auf, also ist es unmöglich, ein zeitliches Vakuum zu erfahren.

Aber damit diese unwiderlegbare Behauptung von mir auch einschließt, dass die Zeit bei einer Abwesenheit – zum Beispiel Arbeit, Alltag allgemein – von Veränderung unmöglich weiter vergehen kann, muss ein Zusammenhang zwischen der Wirklichkeit von etwas und der Möglichkeit, es zu erfahren, hergestellt werden – oder zumindest der Beweis erbracht werden, dass die Wirklichkeit die fragliche Eigenschaft enthält.

Während eines Zeitabschnitts ohne Veränderung gäbe es überhaupt keine Erfahrung – da Erfahrung an sich eine Form von Veränderung ist. Ich kann aber auch nie feststellen, dass Zeit vergeht, wenn es keine Veränderung gäbe, also vergeht Zeit nicht in Abwesenheit von Veränderung. Gäbe es aber in der Zeit eine Dauer ohne Veränderung, so wäre es unmöglich, dessen Länge zu bestimmen.

Einige von uns wünschen sich, dass es eine Zeit ohne Veränderung geben würde. Eine heutige Zeit, die sich in den letzten 30 Jahren nicht verändert hat, respektive keine Veränderung stattfand. Oder gar die Zeit zurückdrehen. Es gibt zwar Orte, wo man das Gefühl hat, die Zeit sei stehen geblieben, weil sich die Orte negativ verändert haben, obwohl die Zeit vergangen ist. Eine Zeit mit Veränderung hat es schon immer gegeben und wird es auch in Zukunft geben – das gilt auch für unsere Schweiz. Eine Veränderung lässt sich weder rückgängig machen noch kann sie aufgehalten werden.

Bei all diesen Veränderungen kann trotzdem noch nach dem Sinn des Lebens gefragt/gesucht werden (viele versuchen das ihr ganzes Leben lang), von der Situation des Menschen in der Welt bis hin zu Versuchen, logische Beweise für die Wahrheit des christlichen Glaubens zu finden.

«Im riesigen, stillen Weltall lebt der Mensch auf diesem einen Planeten, ohne zu wissen, woher er kommt, wohin er geht und welchen Sinn sein Leben überhaupt hat. Er weiß nur, dass er sterblich ist und jederzeit von Krankheit oder Unglück überfallen werden könnte. Um sein Leben angemessen zu gestalten, muss er seine Lage bewusst akzeptieren. Wenn er allein und unbeschäftigt ist, drängt sich ihm der Gedanke an seine prekäre Situation auf. Das ist unangenehm und macht Angst. Deshalb weichen die Menschen solchen Fragen aus und verdrängen sie. Sie haben sich alle möglichen Vergnügungen ausgedacht und sorgen dafür, dass sie immer auf Trab sind. Ein solches Vergnügen ist die Jagd: Eigentlich will man dabei gar keinen Hasen erlegen; den würde man vermutlich nicht geschenkt haben wollen. Es geht nur darum, sich die Zeit zu vertreiben, um nicht über sich selbst nachdenken zu müssen. Aus diesem Grund trichtert man auch Kindern schon von klein auf ein, dass sie immer tätig sein und nach Besitz und Ehre streben sollen. Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach Ruhe in sich, doch er spürt zugleich, dass er die Stille und das Alleinsein gar nicht ertragen könnte. So führt er ein hektisches Leben und läuft letztlich vor sich selbst davon.»

(Pascal Blaise, 17.Jahrhundert)

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