Die Renteninitiative hat die Erhöhung des Rentenalters in der Schweiz zum Ziel. Sie fordert, das Rentenalter bis 2033 schrittweise auf 66 Jahre zu erhöhen. Anschliessend soll es mit dem Faktor 0,8 an die durchschnittliche Lebenserwartung gekoppelt werden. Erhöht sich die Lebenserwartung also um einen Monat, wird das Rentenalter um 0,8 Monate erhöht. Massgebend ist die durchschnittliche Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren.

Ausgangslage

Die Finanzen der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) sind aufgrund von Reformen in den letzten Jahren, im Zuge derer die Lohnbeiträge und die Mehrwertsteuer angehoben wurden und das Rentenalter der Frauen auf 65 angeglichen wurde, bis etwa 2030 stabilisiert. Doch aufgrund des demografischen Wandels wächst die Zahl der Pensionierten schneller als die Zahl der Erwerbstätigen. Des Weiteren steigt die Lebenserwartung weiter.

Um die Finanzierung der AHV langfristig zu sichern, sieht die Renteninitiative die Einführung eines Automatismus zur Anpassung des Rentenalters vor. Schrittweise von 2028 bis 2033 soll das Rentenalter auf 66 erhöht werden. Danach soll das Rentenalter dem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung zu 80 Prozent folgen. Die maximale Erhöhung beträgt allerdings zwei Monate pro Jahr. Das endgültige Rentenalter würde fünf Jahre vor Erreichen des Rentenalters bekannt gegeben.

Die Erhöhung des Rentenalters würde zu höheren Einnahmen und tieferen Ausgaben führen, sodass die AHV ab 2033 (bei Erreichen des Rentenalters 66) um jährlich 2 Milliarden Franken entlastet würde. Doch auch diese automatische Rentenaltererhöhung würdige langfristig zur Sicherung der AHV nicht ausreichen. Die Invalidenversicherung (IV) wäre überdies auch betroffen: Ausgaben der IV stiegen an, da die IV-Rente bis zum Erreichen des AHV-Alters ausbezahlt wird.

Argumente der Befürworter

Die AHV stehe gemäss dem Initiativkommitee vor drei Herausforderungen: einer längeren Lebenserwartung, einer sinkenden Geburtsrate und die Pensionierung einer Million Erwerbstätigen der Babyboomer-Generation. Ohne Massnahmen sei die AHV gefährdet. Die Erhöhung des Rentenalters stabilisiere die AHV, wovon aktuelle und künftige Rentnerinnen und Rentner profitieren würden.

Werde das Rentenalter nicht angepasst, hätte dies Mehrwertsteuererhöhun-gen, mehr Lohnabgaben oder eine höhere Verschuldung zur Folge. Die Lösung dafür sei eine moderate Verknüpfung des Rentenalters mit der steigenden Lebenserwartung. Andere Länder wie Dänemark, die Niederlande, oder Belgien hätten das Rentenalter innerhalb der nächsten zehn Jahre auf 67 oder mehr erhöht. Die Renteninitiative sehe nur 66 Jahre bis 2033 vor.

Nach Erreichen des Rentenalters 66 bis 2032 bedeute dies einen Anstieg des Rentenalters bis 2050 um 19 Monate; in derselben Zeit steige allerdings die Lebenserwartung um 24 Monate, wodurch Pensionierten 5 Monate länger im Ruhestand sein könnten.

Die Renteninitiative reduziere zudem die Zuwanderung in die Schweiz, da Arbeitgeber auf Fachkräfte in der Schweiz zurückgreifen könnten. Für körperlich beschwerliche Berufe seien Branchenlösungen mit früherem Pensionsalter, wie zurzeit im Bau, vonnöten.

Argumente der Gegner

Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab. Der Automatismus der Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung sei zu starr. Es werde weder die sozialpolitische noch die arbeitsmarktliche Situation berücksichtigt. Eine Erhöhung des Rentenalters sollte mit zusammen mit anderen Massnahen diskutiert werden. Dabei sei das Rentenalter 65 für Frauen noch gar nicht umgesetzt.

Weitere Gegnerinnen und Gegner der Renteninitiative bemängeln auch eine grössere Ungleichheit. Arbeitnehmende mit tiefen Bildungsabschlüssen seien besonders betroffen; Arbeitnehmende mit hohem Einkommen seien weniger stark von der Rentenaltererhöhung betroffen, da diese sich eine Frühpensionierung leisten könnten. Die Lebenserwartung sei zudem unterschiedlich. Es litten somit Menschen, die weniger lang leben.

Für ältere Arbeitnehmende sei es schon heute schwierig, bei Arbeitslosigkeit eine neue Stelle zu finden, weshalb sie häufiger von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen seien. Somit würde es älteren Beschäftigten weiter erschwert, bis zum Rentenalter im Arbeitsmarkt zu bleiben. Auch Menschen mit Invalidität am Ende des Erwerbslebens seien negativ von einer Rentenaltererhöhung betroffen.

Ausserdem sei der Automatismus der Anpassung des Rentenalters antidemokratisch, da kein Mitspracherecht bei der Anpassung des Rentenalters bestehe.


Hier gibts den Artikel als pdf-Version: Abstimmung Renteninitiative 

Quellen

Bundesamt für Sozialversicherungen (2024). Volksinitiative «Für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge» (Renteninitiative). Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/sozialversicherungen/ahv/reformen-revisionen/renteninitiative.html

Bundesamt für Statistik (BFS) (2024). Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz und der Kantone 2020–2050. Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://dam-api.bfs.admin.ch/hub/api/dam/assets/14963221/master

Bundesrat (2024). Erläuterungen des Bundesrates – Volksabstimmung vom 23. März 2024. Gefunden am 10.Februar 2024 unter https://www.admin.ch/dam/gov/de/Dokumentation/Abstimmungen/Marz2024/marzo_DE.pdf.download.pdf/marzo_DE.pdf

Nein zur Renteninitiative (2024). Argumentarium gegen die Renteninitiative. Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://www.renteninitiative-nein.ch/argumente

Renteninitiative (2024). Ausführliches Argumentarium. Renteninitiative – Für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge. Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://renten-sichern.ch/wp-content/uploads/2024/01/Argumentarium_lang-1.pdf

Renteninitiative (2024). Kurzes Argumentarium auf einer Seite. Drei Schritte für eine sichere und nachhaltige AHV. Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://renten-sichern.ch/wp-content/uploads/2023/03/ReVi_OnePager_23.pdf

Schaltegger, C. A. & Leisibach, P. (2024). Eiddgenössische Volksinitiative «Für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge» (Renteninitiative). Eine ökonomische Beurteilung der wichtigsten Argumente. Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://renten-sichern.ch/wp-content/uploads/2022/07/Gutachten_Renteninitiative.pdf

SRF (2024). Die Renteninitiative in Kürze. Gefunden am 10. Februar 2024 unter https://www.srf.ch/news/schweiz/abstimmungen-3-maerz-2024/renteninitiative/auf-einen-blick-die-renteninitiative-in-kuerze

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Renteninitiative
  • Februar 16, 2024

    NEIN zur Renteninitiative der Jungen-FDP: Neue Finanzquellen erschliessen!

    Die Altersvorsorge-Reform darf sich nicht auf die Parameter „Erhöhung des Rentenalters“ und „Beitragserhöhung“ abstützen. Es sind neue Finanzquellen zu erschliessen, zum Beispiel Mikrosteuer, Umlagerung des Bundesbudgets und progressive Konsumsteuer zugunsten der AHV.

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  • Februar 16, 2024

    NEIN zur Renteninitiative der Jungen FDP: Keine Reduktion der schönen Rentnerzeit!

    Das Pensionsalter ist für viele – gute Gesundheit vorausgesetzt – die schönste Zeit ihres Lebens: keine Bevormundung durch Eltern, Pädagogen und Chefs, kein Stress, Meinungsäusserungsfreiheit ohne Rücksicht auf den Arbeitgeber.

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