Die alte Idee, den Schweizer Atommüll einfach ins Ausland abzuschieben wurde letzte Woche wieder aufgewärmt. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Ausland gerne Schweizer Atommüll bei sich aufnehmen würde. Soll die Schweiz Verdrängen und Verantwortung abschieben? Ausgerechnet bei einer so wichtigen Aufgabe wie der Entsorgung radioaktiver Abfälle sollen auf Schweizer Qualitätsarbeit und die beste Lösung verzichtet werden ‒ keine gute Idee.
Spielen wir aber das Gedankenexperiment mit Atommüllexporten ins Ausland einmal durch. Wie viele Dutzend Milliarden Schweizerfranken wären uns die Beruhigung unseres Gewissens sowie das Verschliessen von Augen und Ohren wert? Weit gefehlt, wer glaubt, dass ein Abschieben des Atommülls ins Ausland die Schweiz von ihren moralischen und rechtlichen Verpflichtungen entbände. An eine Entsorgungslösung werden höchste Anforderungen gestellt: Der dauerhafte Schutz von Mensch und Umwelt muss laut Kernenergiegesetz gewährleistet sein. Wer garantiert uns, dass im Ausland ebenso sorgsam mit dem Atommüll umgegangen würde wie bei uns in der Schweiz? Falls auf Grund niedrigerer Sicherheitsstandards etwas schief gehen würde, wäre nicht nur die dortige lokale Bevölkerung betroffen sondern auch wir Schweizer über unsere Nahrungsmittelimporte. Zudem müssten wir unseren Atommüll wieder zurücknehmen! Was dann? Ebenfalls ist zu bedenken: Aus verbrauchten Brennelementen lässt sich atomwaffenfähiges Plutonium gewinnen. Wer garantiert uns, dass ein Land, welches seine Entsorgungsdienste für Geld anbietet, dieses Plutonium nicht unkontrolliert weiterverkauft?
Eine Entsorgung Schweizer Atommülls im Ausland wäre mit einer derart grossen Menge an offenen Fragen und Risiken verbunden, dass es ein fahrlässiges Experiment wäre. Ich bin durchaus für Experimente, aber nur solche, die in den Felslabors der Nagra und Swisstopo durchgeführt werden, um die Entsorgung von Atommüll so sicher wie möglich zu machen ‒ dies innerhalb unserer eigenen Landesgrenzen. Die Schweiz besitzt die besten Voraussetzungen und ideale geologische Bedingungen für eine sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle aller Art. Die von Wissenschaftlern und vom BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... anerkannten Entsorgungsnachweise bestätigen dies. Die Bedingungen sind derart gut, dass man sich nicht mal wundern bräuchte, wenn vereinzelte ausländische Politiker ähnliche Ideen wie der Nidwaldner NationalratDer Nationalrat stellt neben dem Ständerat die grössere de... Peter Keller hätten.
Allen bisherigen Störmanövern zum Trotz läuft die Endlagersuche gemäss Sachplan geologische Tiefenlager gut. Sowohl betroffene Kantone als auch die regionale Bevölkerung können ihre Anliegen im Rahmen der regionalen Partizipation einbringen und werden ernst genommen.
Aus der Entsorgung radioaktiver Abfälle in der Schweiz können wir nicht einfach aussteigen. Wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen und dürfen die Problemlösung nicht auf zukünftige Generationen oder ins Ausland abschieben!
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